Artikelaktionen
<< < > >>

Gottliebe Merkle an Emilie

(Gmünd, 21. Aug. 1861)

M3,61 GM 1

Geliebte Emilie! [...] Gestern habe ich an H Insp. geschrieben u den Brief H Müller mitgegeben, da er schon durch mich von den Verhältnissen wußte, so ließ ich ihn lesen, weil ich zweifelte, ob ich auch recht geschrieben.

Er billigte alles u sagte: den dürfe ich kühn übergeben, wenn er keine gute Wirkung machte, so möchte er an H Insp. zweifeln. Er wird ihn am Ende dieser Woche bekommen. Redeten wir darüber. Ich wurde mit dem Schreiben bis auf den letzten Tag hinausgedrängt u betete in dieser Zeit immer um Leitung des Hlg. Geistes, nun mirs aber doch noch möglich wurde, hoffe ich zu Gott, daß es recht sein wird. Nach Hause bin ich gut gekommen u traf auch alles wohl an. Als ich meinem Manne erzählte, wurde der fast böse über die Beschuldigungen, er kann es gar nicht glauben, so hoch schätzt er ihn. Auch H Stadtpfarrers Urtheil fiel mir wieder ein: so einen Mann sollte man in Baumwoll wickeln, daß er der Welt erhalten bleibt. Oh, liebe Emilie! Halte nur Glauben u Geduld, Du wirst gewiß nicht zuschanden. Sieh, wir lieben Dich auch über alles; u es ist mir immer, als ob Deine Kinderlein etwas Rechtes werden fürs Reich Gottes. Der Segen Gottes muß auf ihnen sein. Lebe wohl, ich muß schließen. Sei aufs herzlichste gegrüßt von uns beiden, in Liebe Deine Gottliebin.

Fenster schließen