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Emilie an Eltern

(Kyebi, 28. Juni 1865)

M3,65 Em 4

[...] In unserer Wohnung hier, nach der Du, lb Mutter, Dich erkundigst, ist es freilich besser sein als in unserer früheren. Es kommt mir oft ganz verwunderlich vor, daß wir zwei kleinen Leute so ein großes Haus bewohnen. Wir haben vier ineinander gehende Zimmer an einer Reihe fort, Eure obere Wohnung würde ungefähr die unsere darstellen, wenn das grüne Zimmer noch in die Reihe der vorderen käme. Nicht wahr, das ist ein schöner Platz, wir haben prächtig kühl drin, die Zimmer sind sehr hoch, im 4. Zimmer könnte ganz wohl noch jemand wohnen, was auch noch geschehen kann, es wird von uns wenig benützt. Die Küche ist in Afrika stets außer dem Haus u macht deshalb manche Schwierigkeit, z.B. wenn ich unwohl bin, was in der letzten Zeit öfters vorkam, oder bei Regenwetter, da muß man dann mit dem Schirm hin und her gehen, ebenso auch beim Sonnenschein. Hühner habe ich auch etwas über 20 Stück, auch etliche Gluckhennen, diese haben aber hier nie mehr als 6 Junge, weil sie kleiner sind, als in Europa können sie nicht mehr ausbrüten. Eine Ziege, welche uns die nötige Milch liefert, gegenwärtig trächtig ist u drei Schafe beschließen meine Habschaft, soweit dieselbe ins Tierreich gehört. - Daß wir einen Garten haben, schrieb ich in einem meiner letzten Briefe, es wächst alles recht schön drin, denn an Regen u Wärme fehlt es nicht; die Bohnen, welche mir eine Ziege abgefressen hat, haben wieder ausgeschlagen, u ich kann nun schon Gemüse davon holen; es geht zm Verwundern schnell mit dem Wachstum von Pflanzen u Tieren hier. [...]

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