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Johann Gottlieb und Bertha Christaller an Martha:

Beide Eltern berichten Martha von Erdmanns Entscheidungen; Paul versucht etwas zu vermitteln

(Schorndorf, 20. März 1881)

M3,81 G C 1

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[...] Erdmann erklärte es für ganz u gar unmöglich, daß er nach Ostern schon eine Schule als Praeceptorats-Verweser übernehme. Er möchte eben noch ein halbes Jahr in München bleiben (wozu habe er denn, sagte er zu Paul, seinen Urlaub?) u sein Vermögen, auch sein mütterliches vollends verbrauchen. Wenn ich u Paul ihm nichts mehr geben, so hat er sich schon beim Juden erkundigt, ob er das Geld entlehnen könne: er bekäme es auf das hin, was ich ihm über sein Vermögen (noch 500 Mark) geschrieben, auf sein Ehrenwort u Fürsprache eines Freundes, aber gegen welche Wucherzinsen, wollte er gar nicht schreiben. Deshalb droht er nur mit dem, wenn er jetzt unfähig eine Schule übernehmen müßte u gezwungen, so würde er gewiß ganz verbittert, würde eher noch die Juden wählen, hofft aber, daß wir nun am Ende des Zwiespalts sind, u bittet darum.

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Paul schreibt: 'Ich glaube, daß es am besten ist, wenn er am Schluß dieses Semesters heimgeht, obgleich ihm das was Args wär, ein halbes Jahr in Schorndorf zu sein, denn hier würde er kaum ernstlich Philologie studieren.'

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Ich hatte Erdmann verboten, ferner ins Theater zu gehen, solange er Schulden habe u Paul ihn verhalten müsse, aber (nachdem er 43 Mark Stipendium von Stgrt bekommen, ohne es Paul zu sagen) gieng er jedenfalls wieder. Paul ist nicht sicher, daß er ihn nicht anlügt, 'denn Lügen ist ja nach seiner Weltanschauung gut, wenn es Nutzen (u Annehmlichkeit) bringt.'

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Soweit ist es mit dem Wahrheitssucher gekommen! Bete für ihn, daß Gott dem Meisterlosen zeige, daß Er Meister ist, daß er sich doch einmal demütigen und fügen lernt. (Es schließt sich ein Schreiben von Mutter Bertha an.)

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