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Johann Gottlieb Christaller an Tochter Martha:

Christaller macht Bemerkungen über seine Söhne und den Rundlaufbrief, auch der Fragenkomplex Constantia Scholtz kommt noch nicht ganz zur Ruhe

(Schorndorf, 17. März 1880)

M3,80 G C 4

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[...] Ich glaube nun, daß Du die noch übrige schwere Zeit ohne Schaden aushalten kannst. [...]

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[...] Am 12. März kam das Rundlaufheft von Karlsruhe an mich. [...] Am 22. März wird Theodor in Künzelsau einen öffentlichen Vortrag zu halten haben, (keine geringe Ehre), am 25. werden Erdmann u Ernst kommen. [...] Wegen Erdmann hatte ich manches zu schreiben u durchzumachen, habe aber in 77 Tagen seit 31. Dez heute die ersten Buchstaben (eine Postkarte mit 6 Zeilen) erhalten. Vorige Woche schrieb Onkel Pfleiderer: Erdmann wolle aus dem Stift austreten u ein Buch über Ästhetik schreiben, müsse wegen seines Benehmens aus H O.A. Richters Haus in Tübingen ausziehen. Nun mußte ich an Pfleiderer (usw und an andere) schreiben. [...] Erdmann sagte, daß er seinen Plan nach München zu gehen, nicht ausführen könne, weil Hr Ephorus ihm nicht erlaube, vor dem Examen auszutreten. [...] Habe ihm in Aussicht gestellt, gleich nach dem Examen als Präceptorats-Verweser angestellt zu werden, noch ehe er ein philosophisches Examen gemacht habe. Das scheine ihm doch einzuleuchten.

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Die heutige Postkarte lautet: 'L.V. Was O. Pfl. geschrieben, ist zum größten Theil Irrtum, die fama hats verdreht. Was dran richtig war, hab ich wieder aufgegeben, nachdem ich mit H. Eph. geredet habe, u zwar, weil Du nicht damit einverstanden bist. Letzteres war natürlich nothwendige Bedingung. Brief folgt. E.G.'

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Sein Austritt hätte zur Folge gehabt, daß ich hätte für die 8 Jahre in Schöntal, Urach u Tübingen müssen Ersatz leisten an die Staatskasse u daß er sein Militärjahr aus eigenem, d.h. großentheils meinen Mitteln würde bestreiten müssen.

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Du siehst, wie weit es mein Erstgeborener im Eigensinn treibt. Deswegen habe ich aber doch nicht unrecht gethan, wenn ich der Tante (Scholtz) Worte als in ihrem Munde als völlig unberechtigt zurückwies. Ich hoffe aber, daß nun doch eine Umkehr für Erdmann begonnen hat. Daß er nicht so bald Vicar, also Prediger des Evangeliums werden muß, kann mir ja nur erwünscht sein. Die Lebenserfahrungen und reiferen Jahre u unser Gebet werden ihm auch zur Bekehrung verhelfen.

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[...] Frl. Scholtz würde ich gerne freundlich u friedlich grüßen lassen, wenn sie es annehmen will, ich möchte sie sehr gerne sehen u sprechen, habe vor ihr u vor Gott ein freies u gutes Gewissen, u werde, wie Du, nicht aufhören, ihr Gutes zu wünschen, u wenn u wo ich nur Gelegenheit fände, auch zu erzeigen u zu beweisen.

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