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Johann Gottlieb Christaller an die Committee in Basel:

Christaller denkt nach über die Möglichkeiten, die von ihm übersetzten Schriften auch tatsächlich zu drucken

(Basel, 9. Juni 1869)

BM: BV 357 I 43 (vgl. Henninger S. 26)

<1>

Nach den Mittheilungen des Hrn Inspector über einen Comm.-Beschluß vom 2. Juni über meine persönlichen Verhältnisse u eine Beschlußfassung der Kinder-Erz.Comm. vom 8. Juni über Verbringung meines ältesten Knaben nach Württemberg, habe ich über ersteren eine Erklärung abzugeben.

<2>

In Betreff des Gedankens an meine Wiederverheiratung in der Heimat noch während ich den schriftlichen Arbeiten für die afrikanische Mission obliege, ist eigentlich nichts weiter zu sagen. Daß erhebliche Bedenken entgegenstehen würden, sagte ich mir von Anfang, erwähnte dieß auch bei Hrn Inspector; aber daß ich den Gedanken erst erfaßt u zu äußern gewagt hatte, als er ungesucht u als Rath von achtungswerther Seite ausgesprochen war, sodann die günstige Aufnahme, der er bei einigen Personen, wo ich ihn äußern durfte, bei Herrn Ob. Med.rath Zeller fand, u die Förderung für mein Personleben u meine Arbeit, die ich mir davon versprach, ließen mich hoffen. Nun erfuhr ich aber deutlich genug, daß ich ihn aufzugeben habe, u er ist mir auch für den Fall meiner Wiederaussendung ferne gerückt.

<3>

Diese Wiederaussendung selber dagegen im Auge zu behalten, erscheint mir als Pflicht. Ich hatte allerdings gedacht, die Ergebnisse meiner bisherigen Arbeit würden am ehesten u vollsten den Brüdern u Eingeborenen in Afrika zustatten kommen, wenn ich außer der Bibel des Gesammelten u Vorbereiteten möglichst viel ausarbeitete, auf ein Jahr länger oder kürzer komme es nicht an, da sich meine körperliche Constitution verhältnißmäßig leicht in den Wechsel findet.

<4>

Aber ich kann mich auch damit einverstanden erklären, (wenn ich unmaßgeblich es gleich aufs Einzelne verwenden darf,) daß ich außer den Calwer biblischen Geschichten u der ganzen Bibel nur etwa dem von Bruder Locher in Aussicht stehenden Englich-Ga Wörterbuch die Tschi Wörter beifüge u dann noch eine nöthig werdende neue Fibel u eine kleinere Grammatik druckfertig mache, das Tschi Wörterbuch aber, die Weltgeschichte, Religionslehre Bungans Christenreise u.a. später gedruckt werde.

<5>

Den Bibeldruck selbst corrigiren zu können, muß ich dringend wünschen, die Druckfehler sind bei so vielen einander ähnlichen kleinen Wörtern viel störender als im Deutschen u die Leser wissen sich gar nicht so leicht zu helfen, auch bei Fibel, Grammatik, Wörterbuch sollte die Correctur von einem der Sprache wohl Kundigen geschehen. Da der Bibeldruck gegen 2 Jahre in Anspruch nehmen wird, kann ich für meine (obigen) Arbeiten in der Heimat nicht weniger rechnen, es ist aber mein redlicher Wille, in dieser Zeit zu thun, was ich kann u soll.

<6>

Da Verwandte, Freunde u Hr Inspector selbst mir den Aufenthalt in Württ. anriethen, u mein ältester Knabe, wie ich denke, jetzt dorthin kommen soll, möchte ich um die Erwägung u Genehmigung meiner Übersiedlung dorthin bitten.

Der Herr aber leite mich Seinen Weg ferner wie es Seiner Sache förderlich u mir heilsam ist.

In Hochachtung u Liebe Ihr G. Christaller, Missionar.

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