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Johann Gottlieb Christaller an Gottliebe Merkle:

Wohnungssuche in Schorndorf; er will mit Gottreich zusammen wohnen; gedenkt, nach zwei Jahren nach Afrika zurückzugehen; dazu noch finanzielle Probleme; grundsätzliche Überlegungungen, wie er und Sohn Gottreich Kost und Wohnung bekommen könnten; für sich alleine ist Christaller bescheidener

(Basel, 16. Juni 1869)

M3,69 G C 7

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[...] Für mich wird sich ein Kosttisch wohl leichter finden lassen als eine Wohnung, wie es scheint. Übrigens könnte es ja bis Jacobi oder 1. August oder noch zwei bis drei Wochen später anstehen; ich könnte mich wohl solange an verschiedenen Orten als Gast behelfen u in dieser Zeit einen Theil meiner Arbeit thun, zu der ich nicht viele oder fast keine Bücher brauche. Aber für später wünschte ich allerdings eine freundliche, gesunde, hinreichend geräumige Wohnung in nicht allzu lärmender Umgebung, am liebsten außerhalb der Stadt oder doch so, daß man bald ins Freie kommt. Sie sollte auch im Winter leicht und gleichmäßig heizbar sein. [...]

<2>

Da ich kaum zwei Jahre habe für eine Masse von Arbeit, um dann wieder nach Afrika zu gehen, so liegt mir viel an einer geeigneten Wohnung, da ich weiß, was mir u meiner Arbeit der Mangel einer solchen schon geschadet hat. Gegenwärtig habe ich eine, die ich nur ungern verlasse; mein Arbeitszimmer hat zwei, das Schlafkabinett daneben 1 Fenster, für Zimmer mit Möblierung, Bett u Handtuch u Besorgung dieser Sachen, Schuhputzung, zahle ich monatlich 30 Franken, also 14 Gulden; das Mittagessen (im christlichen Vereinshaus, nach dem Sinne der Committee) kostet einen Franken, das Nachtessen 1/2 Franken, wenn ich aber morgens u abends Milch u Brot habe, kommt mich beides zusammen mit Zucker u Besorgung auf nahe an einen halben Franken, also macht Kost u Wohnung mit Bedienung monatlich ungefähr 36 Gulden, ohne Licht u Holz. Soviel dürfte ich auch in Württ. wohl verbrauchen. Für die Bibelübersetzung, d. h. für meine Arbeit daran (einschließlich der des Gehilfen in Afrika) wird die Bibelgesellschaft in England etwa 8.000 Gulden der Missionskasse vergüten, außer den Druck- und Einbandkosten. Wenn es in Schorndorf nicht wohl anginge, wäre es vielleicht für mich u Gottreich nicht übel, wenn wir in Stgrt wohnten u er dort das Gymnasium besuchte. [...] In Stgrt läßt sich Wohnung u anderes doch leichter finden, wenn auch etwas theurer als in Landstädten. Diese Sachen ließen sich ja noch weiter überlegen. [...] Im Spätjahr 1860 hatte Hr Wackenhut auch viele Mühe, fragte an 7 Orten in Winnenden, bis er eine Wohnung für uns gefunden hatte. Es wäre nach meiner Ansicht besser gewesen, die Comm. hätte mich damals in Basel an meiner Arbeit für Afrika gelassen. Diesmal liegt nun die Wahl in meiner Hand, u ich habe Überlegung u Vorsicht anzuwenden. [...]

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