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Emilie an Johann Gottlieb Christaller:

über ihr Augenleiden; den Tauftag und ihr Hausmädchen; sie ist 6 Wochen nach der Geburt wieder zuversichtlicher. Sein Brief war zu schwer, Nachgebühr; sie denkt intensiv über ihre Zweierbeziehung nach

(Waiblingen, 15. Febr. 1863)

M1, 63 Em 41-46

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18. Febr. (sie spricht von ihren Gefühlen):

Es sitzt oft so etwas im Herzen, daß man auf bessere Tage hofft; wir wollen uns auch von solchen Wünschen in Betreff unserer Zukunft nicht leiten lassen, auch uns kein Ideal machen, wie es sein werde, wenn der Herr uns wieder zusammenführt. Ach, so lang wir im Leibe wohnen, mischt sich in alles unser verderbtes Herz. Jetzt lieben wir einander herzlich; wenn wir aber, oder besser, unsere bösen verdrehten Neigungen u Gewohnheiten einander gegenüber stehen, wirds doch wieder manche Reibungen geben, die uns auch freilich zum Besten dienen; gewiß, ich liebe Dich auch um dieser willen, u von Dir weiß ich wenigstens das gewiß, daß Du mich dennoch lieb hast. Und nun, treues liebes Herz, wir wollen warten, was der Herr thut. Kinder müssen: warten, das wirst Du noch in Deinen Ohren hören von Deinen lb Kleinen und wir Großen wollens von ihnen lernen. Ja, ihm ist nichts zu viel, und nichts zu wenig, was man braucht, worum man weint.

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20. Febr. Waiblingen (ein kleiner Bleistiftzettel Emiliens mit Tintenvermerk G.Chr.: 'erh. Aburi, 2. Juni, - Dienstag - Vorm. als Br. Eisenschmid kam'):

(Emilie schreibt): Mein Lieber, ich habe vorigen Sommer Blumensamen für Dich gesammelt auf meinen Gängen vom Blumenweg, über die Zeit meines Wochenbettes sind aber die Mäuse hinter denselben gekommen, u so erhältst Du von einigen Sorten nur noch die Reste, von anderen garnichts.

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23. Febr. Ich denke, heute erhältst Du meinen Brief vom 17. Jan., wie wirst Du Dich freuen. Ich denke wirklich viel über unsere Führung nach, und mache manchmal die Frage 'warum'; oft leuchtet mir auch das 'darum' entgegen. Deine Emilie Chr.

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