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Emilie an die Eltern Ziegler:

Emiliens hauswirtschaftlicher Erfahrungsbericht aus Basel

(Basel, 22. März 1859)

M3,59 Em 1

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Mit Gottes Hülfe bin ich nun auch wieder bei der Heck (?) u kann etwas von mir hören lassen, ich muß mich aber kurz fassen, denn sobald ich etwas thun will, erhebt eines oder das andere der Kleinen seine Stimme oder machen sie beide Conzert. Das ist oft ein Lebtag besonders abends. Martha ist schon ein rechtes Gremble, sie meint, man solle sie immer tragen. Sie schreit oft, wie wenn man sie am Messer hätte, wenn ich sie dann aufnehme, lacht sie so arg sie kann. Sie ißt jezt seit einigen Tagen Brei, was ihr recht schmeckt. Gottreich ist wirklich recht unlittich (= unleidlich), er hat einen Ausschlag, der ihn beißt, u seit gestern ein entzündetes Auge, wahrscheinlich vom Zahnen. Daß nächsten Monat eine Magd aus Würt. zu mir kommt, wirst Du, lb Mutter, von Gottlieb erfahren haben. Mit meiner gegenwärtigen bin ich wirklich recht übel daran u sehne mich nach einer Hülfe.

<2>

Ich lasse immer noch das Mittagessen ins Haus holen u befinde mich gut dabei; wir haben zu dritt zwei Portionen a 15 kr, von dem immer noch übrig bleibt; ich könnte hier das allereinfachste Essen nicht billiger kochen u so bekommen wir Suppe, gutes Ochsenfleisch, Gemüse, mit Kartoffel oder Reis u noch Kalbsbraten dazu nebst einem Stück Kuchen; lezterer läßt aber zu wünschen übrig. Ich muß so kleine Stückchen Papier (d. i. als Briefpapier) nehmen, weil ich keine größeren habe. Gottliebs Pult ist geschlossen u ich hatte jezt einen Augenblick Zeit, ob ich ihn morgen auch hätte, weiß ich nicht. Gottlieb sagte schon einige Mal, er hätte in Würt. nur auch mögen das Bild von uns Schiffbrüchigen sehen, es sei in Eurem Zimmer nirgends gehängt. Ich sagte, er werde gut eingewickelt im Kom(m)od liegen; da meinte er, so habt Ihrs für nichts oder nicht viel; er möchte es gerne hier haben, u mich würds auch freuen, u gewiß auch die Freunde hier; könntet oder wolltet Ihrs uns nicht schicken? gut verpackt durch meine Magd; etwa in einer kleinen Schachtel, auf deren Deckel man schreiben müßte, daß ein Bild drin ist, wegen dem Zollamt. Und daß es vorsichtig transportiert wird. [...]

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