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Johann Gottlieb Christaller an alle 5 Kinder durch Pfarrer Pfisterer, Basel

(Christiansborg, 19. Juli 1868)

M1,68 G C 6

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Meine innig geliebten Kinder!

In etwa einer Stunde werde ich den afrikanischen Boden verlassen und mich an Bord der 'Palme' begeben, welche ich durch das Fenster meines Zimmers in Missionar Rottmannns Haus als ein kleines zweimastiges Schifflein weit draußen in der See liegen sehe. Mit mir werden sich Missionar Lang mit Frau u 3 munteren lebhaften Knaben einschiffen. Erst am letzten Donnerstag reiste ich von Akropong ab, war mittags in Aburi bei Missionar Mohr u Dieterle, schlief dann in Abokobi bei Missionar Schalls u war am Fr Mittag hier. Anfangs hieß es, das Schiff werde am Mo oder Die segeln, nun wurde aber gestern die Ladung (mit Palmöl, Palmnußkernen, Baumwolle usw) ganz fertig u wir gehen schon heute, So Morgen um 8 Uhr an Bord. Missionar Rottmann geht mit hinüber.

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Die Mannschaft des Schiffes, nemlich Kapitän, Steuermann, Zimmermann, Koch, Matrosen u Schiffsjunge sind 10 Personen. Die Seereise wird wahrscheinlich etwas über 2 Monate dauern u von Bremen aus werde ich noch an ein paar andere Orte u nach Württ. zu gehen haben, ehe ich zu Euch nach Basel komme. Der Herbst wird dann wohl gerade vorüber sein.

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Soeben wurde von einem der Kaufleute in der Mission dem Missionar Lang u seinen Kindern noch ein Papagei mitgegeben; ich bringe Euch keinen u auch sonst nicht viel außer einigen Sachen von der seligen Mamma, aber ich bringe ja mich selber, das wird Euch doch das Liebste sein. Eure Tante Bertha, ich meine Frau Schrenk hier in Christiansborg, hat einen dicken gesunden Knaben, der Imanuel heißt.

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Die Kinder in beiden Kinderhäusern in Basel grüße ich herzlich u besonders Papa u Mamma Pfisterer u Tante Scholtz, sowie Eure Lehrer, Lehrerinnen u die Dienstboten.

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Dem lb.Paul wünsche ich u erflehe besonders zu seinem Geburtstage ein williges folgsames fröhliches Herz.

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Euch alle lege ich aufs neue dem lb Heiland an Sein treues Hirtenherz, Er behüte u bewahre u segne Euch u mich.

Mit inniger Liebe Euer treuer Vater G. Christaller.

Wenn Ihr diesen Brief erhaltet, werde ich noch nicht die Hälfte des Wegs zurückgelegt haben, betet fleißig für mich, wie ich es für Euch thun werde.

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