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Johann Gottlieb Christaller an Gottliebin Merkle

(Akropong, 4. Juli 1868)

M1,68 G C 5

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Dies ist wohl der letzte Brief in die Heimath, den ich von hier aus schreibe. [...]

Wie wir in den ersten Monaten des Jahres annahmen, könnte ich, wenn ich im Juni mit dem Dampfschiff gereist wäre, jetzt in London sein. Aber erst am 2. Juli erhielten wir hier die Nachricht, daß die Palme von Ada, wo sie Bauholz auslud u durch unruhige See lange hingehalten wurde, am 28. Juni wieder vor Osu angelangt sei.

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Geschwister Lange mit ihren 3 Buben u ich werden also etwa am 13. Juli von hier abzureisen haben, u ich denke, es werde etwa 20. Juli werden, bis wir in See gehen, u wenn es gut geht, Ende September bis wir in Bremen anlangen. Vor meiner Abreise schreibe ich vielleicht nochmals an meine lb Kinder in Basel, die es dann Euch zusenden können. Ich möchte gerne wissen oder dabei sein, wo die lb Kinder in der Vacanz oder wie man in Basel sagt, in den Ferien sind, aber ich bin auch froh, daß ich bis in diese Tage noch fortarbeiten u nach der Bibel auch noch die Übersetzung von Kurtz' Religionslehre u anderes vollenden konnte. Ich wollte nun, das Packen wäre vorüber, oder ich wäre schon trocken an Bord, aber man muß eben durch alles hindurch u der Herr hilft auch hindurch.

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[...] An unserer neuen Kirche sind die Mauern größtenteils fertig u das Dach wird in ein paar Wochen aufgeschlagen werden können. Am 18.Juni feierten wir den Gedenktag der Ankunft von Miss. A. Riis u G. Widmann in Akropong vor 25 Jahren. Br. D. Asante bezeichnete es als seine 2 Hauptanliegen u Gegenstände des Gebets - neben dem Dank für das bisher Geschehene, daß die Kirche möge glücklich vollendet werden. Die gefährlichste Arbeit steht noch bevor u ehe das Dach droben ist, sind die Mauern nicht sicher vor dem Einfallen u ebenso daß die Bibelübersetzung möge glücklich übers Wasser gelangen u gedruckt werden. Ich bitte auch Euch, beides zu einem Gegenstand des Gebets zu machen.

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[...] Die Reise selbst wird mir wohl gut thun, aber die nächste Woche u die Unruhe bis wir auf dem Schiff sind, wird mich angreifen; sehr still u ruhig wirds auch auf dem Schiff nicht sein, da Langs 3 Knaben ziemlich lebhaft sind. In Bremen hoffe ich dann [...] Briefe von Euch u von den lb Kindern zu treffen.

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[...] Der lb Großvater denkt, ich sei über den lb Gottreich etwas unzufrieden ohne wirklichen Grund, es mag sein, daß mir seine Fehler vor dem gemütlichen, gescheiden, aufgeweckten u gutgearteten Wesen in den Vordergrund treten, aber es wird noch in meiner Knabenherzen Thorheit stecken, u unsere Zeiten sind eben so, daß nur tüchtige Leute sich frei u zu rechtem Segen für andere bewegen können.

[...] Der Herr behüte uns zu Wasser und zu Land u schenke uns ein fröhliches Wiedersehen. Grüßet alle die nach mir fragen, u seid Ihr alle aufs innigste gegrüßt von Eurem G. Christaller.

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