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Johann Gottlieb Christaller an Gottliebe Merkle (Montag in Karwoche):

Betrachtungen über die Sprache, dazu macht er sich noch Gedanken über seine Kinder in Basel. [...] bis heute habe er noch keine Antwort von Basel; Aufbruchstimmung ist hier herauszuhören, er ist nun dabei, sich auf die nähere Zukunft, auch in Europa, einzustellen

(Akropong, 6. April 1868)

M1,68 G C 4

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Diesen Brief wirst Du etwa 7. Mai erhalten, u wenn es dabei bleiben sollte, daß ich 7. Juni mich einschiffe, so werde ich also keine Erwiderung desselben in Afrika mehr erhalten, dagegen könnte ich noch am 4. und 18. Mai Briefe von hier schreiben, die Ihr im Juni erhalten könntet u mir nach London beantworten könntet.

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Am 28. März wurde ich mit der Übersetzung des Proph. Hesekiel fertig, die letzten 9 Kapitel waren außerordentlich schwierig, sind schon für die Gelehrten daheim so schwierig, daß sie sich kaum eine richtige Vorstellung bilden können von den darin beschriebenen Gebäuden und Kunstwerken und eine faßliche Vorstellung bis in alle angegebenen Einzelheiten hinein muß man doch haben, ehe man die Ausdrücke dafür in der Negersprache suchen kann.

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Jetzt habe ich nur noch den Proph. Daniel und den Prediger zu übersetzen. Der erstere ist dem Inhalt nach nicht schwer, nur ist die Sprache nicht Hebräisch, sondern Aramäisch, was sich vom Hebräischen etwa unterscheidet wie Plattdeutsch von Hochdeutsch. Dann habe ich auch keinen eigentlichen Kommentar zu Daniel und noch weniger zum Prediger, doch hoffe ich, wenn ich nach Ostern meinen gegenwärtig abgesendeten Gehilfen wieder habe, noch in diesem Monat fertig zu werden.

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Außerdem wäre aber noch gar vieles zu thun, Kurtz' Religionslehre sollte vollends übersetzt werden. Diese Arbeit, schwieriger als die Bibelübersetzung, würde allein noch 6-7 Wochen erfordern u dann sollte ich noch meine große Wörtersammlung wenigstens noch flüchtig durchgehen, eine Sammlung von Sprichwörtern vervollständigen usw. Kurz, statt 6 Wochen könnte ich ebenso nöthig noch 6 Monate brauchen, aber ich muß irgendeinmal abbrechen u kann nicht alles, was ich u andere wünschten, mitnehmen, sonst mache ich es wie jener Mann, der eine Last Holz zuammengelesen hatte, u als er sie aufnehmen wollte, sie zu schwer fand u dann ging u noch mehr dazu sammelte. So machens viele mit ihren Sünden.

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Neulich habe ich noch eine Arbeit dazu bekommen: ein Dr. Lombard in Genf wünscht 24 Fragen über verschiedene Punkte in Bezug auf leibliche Verhältnisse, Gesundheit u Krankheit von Europäern u Negern in Afrika beantwortet. [...] Ich ging damit um, in diesen Tagen nach Date oder nach Aburi zu Frau Mohr zu gehen u sollte auch noch einmal zu Bruder Zimmermann nach Odumase, ehe ich heimgehe.

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Wenn der Vakanzmonat meiner lb Kinder nicht wäre, würde ich sehr gerne noch einen Monat länger bleiben, also erst im August heimkommen. (Überlegungen über den Aufenthalt seiner Kinder in der Vakanz.)

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[...] Ich wollte, ich hätte mein Gepäck, das ich von hier aus mitzunehmen habe, schon gepackt. Wenn Bertha durch Kopfweh u Schwindel, der sich hoffentlich in der Frühlingsluft verliert, sich angewiesen sah, mehr zu Hause zu bleiben u dabei fast glücklicher ist, doch aber nicht recht weiß, ob es recht oder unrecht ist, so meine ich, sollte sie sich doch diese Frage zu beantworten suchen, andere können sie wohl schwerlich beantworten. Sie selber wird aber durch aufrichtiges Nachdenken darüber, mit u vor Gott, Klarheit und dadurch Förderung gewinnen. Wenn Rapp sagt: 'Pflichterfüllung und Genießen und Leiden nach dem Willen Gottes ist unsere zeitliche Aufgabe, und wer das am besten kann, ist der Glücklichste', so kann ich dem wohl zustimmen.

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