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Johann Gottlieb Christaller an Gottliebe und Philipp Merkle:

Seine Erwartungen über die unmittelbare Zukunft schließen sich nun an; dabei formuliert er Sätze, die etwas ans Predigen erinnern, auch erwähnt er, daß gerade bei Übersetzung der Propheten eine verständiche Anleitung nötig wäre, zumal die unvollkommene Sprachkenntnis doch vielfach ein Hindernis sei

(Akropong, 4. März 1868)

M1,68 G C 3

<1>

[...] Ich arbeitete in letzter Zeit hauptsächlich an der Bibelübersetzung, hatte meinen Gehilfen öfters morgens 6 1/2 bis 7 1/2 und dann regelmäßig von 8 1/2 bis 12 Uhr mit einer halben Stunde Zwischenruhe u wieder 2-4 Uhr bei mir.

<2>

Solange ich an der Arbeit bin, thue ich sie mit voller Lust u ohne Ermüden, aber wenn ich aussetze, merke ich wohl, wie sie mich angreift, u auch am Sa fühle ich mich meist recht abgeschlagen, und wenn ich dann am So zu predigen habe, so fühle ich wohl, wie schwach mein Kopf ist; am Sa ist es auch ums Haus oder vor demselben lauter als sonst, u dann ist eben in der Negersprache nie so leicht predigen als in der Muttersprache. Wenn grade Engländer hier sind, schicke ich eine englische Ansprache voraus. Zum Essen gehe ich 7 1/2, 12, um 5 Uhr, mittags u nachts lese ich, oft mehr oder länger als mir gut ist. Um 1/2 6 bis 7 Uhr gehe ich spazieren oder sitze mit anderen Geschwistern häufig vor oder in Laißles Stube zusammen, lese auch öfter mit Laißle, der wohl Gá, aber nicht Tschi spricht, in einem unserer Bücher, um ihn im Tschi-Lernen zu fördern. Die zweimonatlichen Posten (= Postsendungen) versehen uns ziemlich mit Lesestoff, Missionsblättern u anderen Zeitschriften, dt u engl, auch das 'Daheim' lesen wir, u das christliche Sonntagsblatt von Held wird wohl auch seinen Weg hieher finden.

<3>

[...] Auch Er (= der Herr) wolle mir selber sagen, was ich thun soll, besonders wenn von Menschen etwas ausgeht, mich gewiß machen, ob es auch von Ihm ist, u wenn ich etwas thun möchte, es aber nicht kann, weil ichs vielleicht nicht soll, mich auch darüber beruhigen. Ich denke manchmal, es könnte auf den Sommer vielleicht Krieg meine Rückkehr in die Heimat hindern oder anderes dazwischen kommen.

<4>

Ich habe (den geplanten Besuch in) Berlin der Comm. gegenüber noch nicht erwähnt, weil ich fürchte, Hr Inspektor fertigt den Gedanken ab, wie schon einmal. Es ist aber kein Funken von Reiselust oder Liebhaberei dabei, wenn ich an Berlin denke, sondern nur die Überlegung von der Nothwendigkeit, mit Prof. Lepsius persönlich zu verkehren, ehe ich Manuskripte zum Druck gebe. Wenn ich die Erlaubnis der Comm. zur Heimkehr habe, kann ich vielleicht im April mit der Anzeige von Vollendung der Bibelübersetzung, wegen Lepsius an sie schreiben u die Antwort darauf in England erhalten u ebenso von Euch.

<5>

6. März: [...] Dieser Tage zahlte ich zur Loskaufung des Eheweibes eines unserer Christen jene Summe von 80 fl., lasse es aber mit dem Gelde, wie es jetzt steht, bis ich heimkomme. [...]

Euer Christaller

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