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Johann Gottlieb Christaller an Emilie:

Christaller reist viel in der Region umher; umständlich berichtet er von seinen kleinen Erlebnissen und Unternehmungen

(Gmünd, 1. Mai 1860)

M3,60 G C 2

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Ich habe Dir nun alles dürr und trocken geschrieben; daß ich meine Liebe wenig in Worte zu legen verstehe, weißt Du schon, daß sie nicht destoweniger im Herzen lebt, traust Du mir zu. Ich freue mich, bis ich wieder bei Dir und den lb Kleinen bin. Grüße und küsse sie in meinem Namen. Am Mittwoch hoffe ich wieder in Basel einzutreffen, die Zeit u Stunde habe ich noch nicht auf dem Fahrtenplan nachgesehen. Ich fühlte mich manchmal nicht recht behaglich in der Fremde, u dachte, am besten u einfachsten sei es eben, wenn man zuhause bleibe. Doch ist es mir sehr lieb, daß ich bei H Zeller gewesen bin u auch sonst kann ich mich der gemachten Besuche u des Besorgten freuen.

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[...] Sonst weiß ich für jetzt nichts zu schreiben, das ich Dir nicht besser mündlich erzählen könnte. Im Remsthal ist durch die guten Weinjahre ziemlich viel Wohlstand, so daß die Kapitalisten ihr Geld nicht sehr gut anzubringen wissen, der Zinsfuß ist gesunken, die Güterpreise sind wieder sehr gestiegen.

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Der irdische Sinn (das Malzeichen des Tieres) ist bei vielen sehr vorherrschend, die Treue gegen den König bei vielen wenig wert; Napoleon (III.) dürfte auch in Deutschland manches finden, was ihm die Einmischung und Erreichung seiner Zwecke erleichtert.

Dieser Brief wird Dir wohl am Do zukommen, da könntest Du wohl am Mo einen für mich nach Stgrt richten. Kommt aber keiner, so nehme ich an, es stehe gut bei Euch; eben das wünsche ich u erbitte auch vom Herrn, daß er Euch treulich versorgen u bewahren möge.

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