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"Normaliminalities – Artefacts from various Souths and Norths" ist die Erstveröffentlichung der neuen Online Zeitschrift The Mouth  [1] , die sich im Feld kritischer Studien in der linguistischen Anthropologie bewegt mit Schwerpunkt auf Ideologie, Kultur und sozialen Zusammenhängen. Verbunden war die Präsentation der als Bildband konzipierten Erstausgabe mit einer gleichnamigen Ausstellung. Bildband und Ausstellung bewegen sie sich im Spannungsfeld von Ausbrechen und Ankommen, von Exzess und Normalität, von Konsumieren und Benutzt-werden, und nicht zuletzt auch von "Norden" und "Süden", eingefangen auf der Urlauberinsel Mallorca. Dabei werden aktuelle Themen berührt, von der Konstruktion und den Verhandlungen von Identitäten, bis zu den Auswirkungen globaler Migrationsströme auf Menschen aus Norden und Süden.

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Gerade in einer Zeit, in der die Erzeugnisse wissenschaftlicher Arbeit gleichzeitig an bloßer Masse, aber auch an Vielfalt zunehmen, wird es immer schwerer für einige Wissenschaftszweige Gehör und Aufmerksamkeit zu finden. Vor diesem Hintergrund bietet die Ausstellung "Normaliminalities – Artefacts from various Souths and Norths" von Mitarbeitern des Instituts für Afrikanistik und des Global South Study Center der Universität zu Köln einen ungewöhnlichen Einblick in die Ergebnisse ihrer Forschungen im beliebten deutschen Urlaubsziel Mallorca. Die Autoren, Anne Storch, Angelika Mietzner, Nico Nassenstein, Nina Schneider und Janine Traber präsentieren dabei Objekte welche die Komplexität und Vielschichtigkeit rund um die Vergnügungsmeile am berühmten Ballermann beleuchten.

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Als Untersuchungs- und Beobachtungsgegenstand ist der Ballermann zumeist in journalistischen Betrachtungen zu finden; z.B. in Dokumentationen oder anderen Formaten, in Radio, Fernsehen und Zeitschriften. Er ist er aber auch schon Thema wissenschaftlicher Analysen geworden, insbesondere im Bereich der Ethnologie. Sacha Szabos (2011) Untersuchung Ballermann 6 zeichnet beispielsweise die Entwicklung von Mallorca zum Synonym für Massentourismus nach und gibt Einblick in den exzessiven, deutsch geprägten Pauschaltourismus. Die Autoren nehmen sich ähnlicher Bilder und Diskurse an, und stellen sie den alltäglichen Praktiken und Normen afrikanischer Migranten gegenüber, welche diesen Raum mit den Touristen teilen. Mit diesem Ansatz stellen sie sich in eine Reihe mit kontemporären Arbeiten, wie man sie unter anderem bei Andrews (2012) finden kann. Mit unterschiedlichen Mitteln wird dabei versucht, sich Räumen zu nähern die besonders von Migration, Vermischung und Begegnung auf interkultureller Ebene geprägt sind, gerade auch in touristischen Kontexten. Zentral ist dabei das Konzept liminality, der in seiner von Viktor Turner (1967) geprägten Bedeutung auf den transformativen Charakter sozialer und kultureller Praktiken in Übergangsräumen abzielt. Hier wird der Ballermann als Übergangsraum von Süden nach Norden verstanden, der aus der Perspektive der Urlauber Süden, und für Einwanderer aus Afrika Norden ist.

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Mit dem Kompositum "Normaliminalities" wird hier ein neuer Begriff geprägt, der den Grundbegriff liminality erweitern soll. Sowohl die Ebene der Normativität, als auch der Normalität können sich darin finden lassen, jedoch ohne dass diese Neuschöpfung eine genaue Definition durch die Autoren erfährt. Im Ganzen scheint er auf die Unschärfe sozialer Normen zu verweisen, die hier im Kontakt zwischen den verschiedenen Gruppen fortwährend verschwimmen ohne sich dabei aufzulösen sowie die Koexistenz und Gleichzeitigkeit von Exzess und alltäglicher Normalität. Als Zeuge für diese Beobachtungen ziehen sie Jimmie Durham (2015) heran, dessen Text über das Verhältnis Europas zum globalen Süden eben jene Vermischung von diversity und otherness thematisiert.

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Der Bildband lässt sich in drei Teile aufbrechen. Einer thematischen und theoretischen Einführung in Kapitel 1, den darauffolgenden Bildern aufgegliedert in weitere sieben Kapitel, sowie einer abschließenden Nachbetrachtung mit erneut theoretischem Schwerpunkt.

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Neben der thematischen und theoretischen Einführung erläutern die Autoren im ersten Kapitel (S.11-22) ihre Vision vom Ballermann als Ort der Gegensätze und Ausnahmezustände, der gleichzeitig Kontaktraum ist für Menschen aus dem globalen Norden und dem globalen Süden. Der Norden, hier verkörpert durch deutsche Touristen, die Mallorca in nahezu kolonialistischer Weise erobern, um hier den heimatlichen Grenzen zu entkommen. Auf der anderen Seite stehen Migranten aus dem globalen Süden; Senegal, Nigeria oder China. Sie arbeiten hier im und neben dem touristischen Treiben als Straßenhändler, Taxifahrer, Reinigungskräfte oder Sexarbeiter und stehen im scharfen Kontrast zu den teils enthemmt exzessiven deutschen Urlaubern. Eingerahmt von der Einführung und den abschließenden Bemerkungen, zeigen die Autoren in sieben Kapiteln Bilder aus unterschiedlichen thematischen Feldern, die sich im Rahmen ihrer Forschung aufgetan haben.

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Mit Kapitel zwei, "Dress Code" (S.23-46), wird der zentrale Teil des Bildbandes eingeläutet. Es zeigt verschiedene Beispiele und Formen von Verkleidungen, durch die sich Besucher der neuen Umgebung und den hier erwarteten Normen und Praktiken anpassen und als Gruppe eine neue, lokale Identität annehmen. Sie reichen von Männern im einheitlichen Prinzessinnenkostüm bis zu Frauengruppen, die mittels extra bedruckter Motiv- T-Shirts ihre jeweilige Zusammengehörigkeit ausdrücken. Auf der anderen Seite zeigt es aber auch Bilder von afrikanischen Straßenverkäufern, die mit dem Verkauf von solchen T-Shirts, aber auch Sonnenbrillen und anderen Accessoires ihren Lebensunterhalt verdienen. Wie auch alle folgenden Kapitel, wird es durch einen kurzen Text eingeleitet, welcher Beobachtungen, Fragestellungen und theoretische Überlegungen zu den folgenden Aufnahmen enthält.

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Die nächsten drei Kapitel, "Expressive Normaliminalities". "Deep Normaliminalities" und "Lost/Found Normaliminalities" bewegen sich ebenfalls im Kontrast von deutschen Urlaubern und Tourismus auf der einen Seite, wie dem Leben der Einwanderer auf der anderen. Kapitel 3 (S.47-66) zeigt Bilder aus dem touristischen Nachtleben aber auch dem Alltag des Pauschaltourismus, sei es einfach nur auf dem Hotelbalkon sitzend oder seine Zeit in einer deutschen Kneipe verbringend. Durchzogen wird es von Bildern aus dem Alltag der afrikanischen Einwanderer die inmitten der Urlauber ihren Tätigkeiten als Verkäufer oder Tänzer nachgehen.

Bild 1. Men II (Storch 2016, S.38)

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Diese Perspektive wird dann im vierten Kapitel (S.67-92) weiterverfolgt. Der Blick führt in Palmas Arbeiterviertel Son Gotleu, Wohnort vieler der asiatischen und afrikanischen Migranten. Hier zeigen sich Tristesse und Zerfall des Ortes, an dem das Private zu Hause ist, aber auch die Versuche kreativ mit der neuen Umgebung umzugehen. Daran angeschlossen zeigt Kapitel 5 (S.93-112) Abfälle und Überreste des Tourismusbetriebes, die in ihrer Menge und Qualität die Landschaft in abschreckender Weise prägen. Zurückgelassene Unterhosen, in Mauerritzen gedrückte Kaugummis und leere Dosen geben ungefiltert Zeugnis über Exzesse touristischen Konsums und Treibens an den Stränden.

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Die folgenden beiden Kapitel, "Global Normaliminalities" (S.113-119) und "Reflections" (S.120-142), lösen sich etwas ab vom Rest des Bildbandes. Statt sich vorrangig mit Raum und Praxis auseinanderzusetzen, wird es hier persönlich. Kapitel 6 zeigt ein Kurzporträt von Festus Badaseraye. Eingewandert aus Nigeria lebt er inzwischen als erfolgreicher Unternehmer und Familienvater auf der Insel, d.h. er hat es geschafft, vom Einwanderer zum Einheimischen zu werden. Auf sechs Seiten wird er in Bildern und einer Kurzbiographie vorgestellt, ebenso sein Schulprojekt in seinem nigerianischen Heimatdorf. Darauf folgend reflektieren die Autoren ihre eigenen Erfahrungen und ihre Rolle als Wissenschaftler, indem sie Bilder von sich selbst während ihrer Arbeit, aber auch als Reisegruppe zeigen; einer Reisegruppe, die selbst am lokalen Tourismusbetrieb partizipiert, um ihn zu dokumentieren.

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In gewisser Weise versucht Kapitel 8 (S.143-154), "Shrines", die Perspektiven der vorangegangenen Kapitel zu verbinden. Es wirft den Blick auf verschiedene Orte am Ballermann, die als Altäre fungieren: dort werden kultureller Praktiken und Normen sichtbar, die gleichzeitig auch Ausdruck der verschiedenen Menschen sind die an diesen Orten zusammentreffen. Im Zentrum stehen dabei von nigerianischen Toilettenfrauen sorgfältig drapierte Arrangements aus Hygieneprodukten, die an Schreine für Mami Wata erinnern, einem in vielen westafrikanischen Kulturen verehrten weiblichen Wassergeist. Diesen gegenübergestellt sind touristische "Schreine", repräsentiert durch Frauen beim Tabledance in einer der vielen Nightclubs, tituliert als "Dancing shrines".

Bild 2. Bonjour Tristesse. Dancing Shrines (Nassenstein 2016, S.152)

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In Schlusskapitel 9, "Afterwords" (S.155-168), gibt der Band Raum zur Nachbetrachtung, Analyse und auch Theoriebildung im Nachklang der vorher gezeigten Bilder und beobachteten Praktiken. Im Fokus stehen dabei die veränderten Normen im "liminal space", in denen übliche normative Grenzen aufweichen, wie etwa physische Berührungen oder Regeln für zwischenmenschliche Interaktionen und individuelle Selbstdarstellung. Die Autoren verstehen dabei Grenzüberschreitungen (transgressions) als Teil der lokalen Praktiken und stellen die Frage, wie diese zu interpretieren sind. Sie nutzen das Kapitel auch um auf die Bedeutung von Sprache in diesem Zusammenhang hinzuweisen. Als Kontaktmedium und gleichzeitig Träger von Identitäten und Ideologien ist sie zentrales Werkzeug der lokalen Akteure und Ausdruck der dargestellten "liminal encounters" (S.80). Erneut hinterfragen sie in diesem Kapitel sowohl die Positionen der jeweiligen Akteure, als auch ihre eigene Position als Beobachter und Forscher. Komplexität und Unschärfe des Untersuchungsgegenstandes erschweren eindeutige Zuweisungen von Rollen und Positionen, während die gewählten stilistischen Mittel bei der Auswahl von Motiven, Perspektiven und Technik einen sehr bestimmten und bewusst gewählten Blickwinkel kreieren.

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Der Band bietet eine vielfältige und teils provozierende Perspektive auf ein weithin bekanntes Objekt. Es gelingt den Autoren sowohl Perspektiven zu eröffnen die sonst versteckt oder verschlossen bleiben, als auch einen kritischen Blick auf soziale Praktiken zu werfen, welche im Zwischenraum von globalen Norden und Süden verortet sind. Besonders beeindruckt der transparente Umgang mit dem Prozess der eigenen Feldforschung. Wie sie sich selbst als Wissenschaftler im touristischen Gewand zeigen, und dass die von ihnen gewählten Darstellungen und Abbildungen nicht nur neue Perspektiven eröffnen, sondern auch Realitäten verzerren und manipulieren.

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"Normaliminalities" stellt einen Beitrag dar, der gerade in seiner gewählten Form als Bildband Perspektiven und Möglichkeiten eröffnet, die in wissenschaftlichen Arbeiten häufig fehlen. Der Zugang zu den beobachteten Begegnungen und Gegensätzen erfolgt hier sehr direkt und gibt trotz der gewählten Perspektive den Lesern die Möglichkeit, einen eigenen Blick auf das Gezeigte zu entwickeln. Dadurch öffnet sich diese Arbeit auch Personen, die nicht eingeweiht sind in Sprache und Terminologie von Kultur- und Sozialwissenschaften, ohne gleichzeitig an Komplexität und Tiefe zu verlieren.

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Neben der Umsetzung ihrer Arbeit in Form eines Bildbandes, organisierten die Autoren zum selben Thema eine Ausstellung. Diese präsentierten sie vom 7. Juni 2017 bis zum 9. Juni 2017 im Rahmen der Konferenz "Global South on the Move" des Kölner Global South Studies Centers. Der Großteil an Ausstellungsstücken waren dabei im Foyer des Seminargebäudes der Universität zu Köln aufgebaut. Bereits vor dem Betreten des Gebäudes wurden die Besucher jedoch schon durch Strandliege und Sangria-Eimer begrüßt. Ließ man den Eingangsbereich samt seiner Liege und Eimer hinter sich und betrat das zum Ausstellungsraum umfunktionierte Foyer, wurde man zuvorderst von einer Reihe von Gegenständen begrüßt, welche die Thematik des Massentourismus aufgriffen. Zunächst fiel dabei ein großer Reisekoffer ins Auge. Gefüllt mit gesammelten Überbleibseln und Abfällen vom Strand von El-Arenal stand er symbolisch für die Hinterlassenschaften des Massenkonsums auf der beliebten Urlauberinsel. In der Folge konnten sich die Besucher eine Auswahl an mit Sprüchen bedruckten T-Shirts ansehen. Nebeneinander auf einem Kleiderständer waren hier Aufdrucke wie "Liebe Mädchen kommen in den Himmel, böse Mädchen fliegen nach Mallorca" zu finden, die emblematisch für die Einstellung vieler Touristen zur Insel stehen. Darüber hinaus gab es die Möglichkeit, sich mittels einer Selfie-Box interaktiv mit der Ausstellung auseinanderzusetzen. Bereitliegende Accessoires wie Hüte, Brillen, und andere Verschönerungshilfen boten dem Besucher die Möglichkeit, sich wie im Urlaub zu fühlen und sich dabei mit Hilfe des ebenfalls angebotenen Selfie-Sticks zu verewigen.

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Im zweiten Abschnitt der Ausstellung wurden dem Besucher zwei Vitrinen präsentiert, die vor zwei großen Plakataufstellern platziert sind. Die erste Vitrine zeigte gesammelte Kuriositäten und Produkte von Exzess und Abnormität, welche den Ballermann prägen. Dazu gehörten Plastikbecher in Penis-Form und andere als Absurditäten verstandene Objekte. Im Hintergrund der Vitrine findet sich dann auch der erste Hinweis auf die afrikanische Perspektive der Ausstellung. Hier zeigte ein großformatiges Foto das Aufeinandertreffen afrikanischer Einwanderer und deutscher Ballermann-Touristen auf der Schinkenstraße. In gewisser Weise fungierte das Bild als Überleitung zum Leben der Einwanderer aus dem globalen Süden, welches in der zweiten Vitrine weiter veranschaulicht wurde. In ihr fanden sich alltägliche Gegenstände wie Lebensmittel aus Afrika, die in einem Asia-Shop in Palma gekauft wurden. Sie sind Ausdruck von Globalisierung und Ferne; zugleich aber auch Erinnerung an die Heimat und Teil lokaler afrikanischer Kultur. Passend dazu fanden die Besucher auf dem Plakat dahinter die Biographie von Festus Badaseraye, De Africa Llegué.

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Begleitet wurden die verschiedenen Stationen der Ausstellung von den auf T-Shirt gedruckten Einleitungen der zugehörigen Kapitel aus dem Ausstellungskatalog. Dazu wurden auf mehreren iPads kurze Filme zu verschiedenen Themen gezeigt: das Aufeinandertreffen von Touristen und afrikanischen Strandverkäufern, Szenen aus den Clubs am Ballermann, das Sammeln von Müll für die Ausstellung. Als leicht versteckte Überraschung für die Besucher wurden zudem auch die Toilettenvorräume des Seminargebäudes als Ausstellungsfläche genutzt: hier waren Nachbildungen der bereits erwähnten Mami Wata-Schreine aufgebaut.

Bild 3. Mami Wata Schrein im Seminargebäude (Steffen Lorenz).

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Es gelang der Ausstellung, den Besuchern einen nachhaltigen Eindruck vom Kontrast zwischen Urlaubern und Einwanderern zu vermitteln, wie es in rein textbasierten Arbeiten nahezu unmöglich ist. Die Absurdität einiger der gezeigten Objekte stach dabei im Umfeld der gepflegten und modernen universitären Bildungseinrichtung umso mehr heraus. Die Gegensätzlichkeiten wurden dadurch um eine weitere Ebene erweitert und forderten die Besucher auch zur Reflektion der eigenen Perspektive heraus. Als Teilnehmer einer Konferenz erwartete man eben nicht, von Bechern in Penisform oder T-Shirts mit teils obszönen Aufdrucken umgeben zu sein. Ebenso wenig ist man es gewohnt, via Bildschirm von afrikanischen Straßenverkäufern angesprochen zu werden oder beim Toilettengang bunt blinkenden Leuchtstäben zu begegnen. Bei nicht wenigen Besuchern führte diese Konfrontation denn auch zu Irritationen; eine vielleicht nicht beabsichtigte, aber wohl auch nicht unwillkommene Nebenwirkung der Ausstellung. Im Vergleich zum Katalog konnte die Ausstellung nicht umfassend die theoretischen Erwägungen, kritischen Perspektiven und die Vielschichtigkeit des Forschungsgegenstandes vermitteln. So litt die Ausstellung unter den eingeengten Platzverhältnissen, die eine ausgewogene Präsentation der Exponate unmöglich machte, und der sehr kurzen Zeit um die Ausstellung aufzubauen. Dadurch existiert in der Ausstellung ein thematisches Ungleichgewicht, welches die spezifisch afrikanische Perspektive etwas in den Hintergrund drängte. Sind im Bildband die einzelnen Kapitel immer wieder durchzogen von Blicken auf den Alltag der Einwanderer in diesem liminal space, blieben diese beiden Welten in der Ausstellung weitgehend voneinander getrennt. Neben den vielen Exponaten gingen ebenfalls die auf T-Shirts gedruckten thematischen Einführungen etwas unter und schafften es nicht, der Ausstellung die beabsichtigte Struktur und wissenschaftliche Einordnung zu verleihen.

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Unabhängig von den aufgeführten Kritikpunkten, von denen viele hauptsächlich den räumlichen und zeitlichen Beschränkungen für Auf- und Abbau geschuldet sind, war die Ausstellung eine gelungene Ergänzung zum Bildband und eine faszinierende Möglichkeit für die Wissenschaft, sich einem breiteren Publikum zu öffnen. Wie auch diese Rezension zeigt, setzen die Autoren sich dabei der Kritik aus, die vielen Wissenschaftlern wohl unangenehm wären. Das Risiko zahlt sich jedoch aus, weil sowohl Stimmen und Perspektiven Raum gegeben wird, die sonst verdrängt bleiben. Den Zuschauern, die sonst vom Duktus wissenschaftlicher Arbeiten abgeschreckt sind, wird die Möglichkeit gegeben, an der Forschung der Autoren teilzuhaben. Nach der Ausstellung stellt sich die Frage, ob nicht mehr Forscher sich diesem Medium, mit all seinen verbundenen Chancen und Risiken widmen sollten - gerade in den Geistes- und Sozialwissenschaften.

Quellen

Andrews, Hazel (Hrsg.) 2012

Liminal Landscapes: Travel, Experience and Spaces in-Between. London: Routledge

Badaseraye, Festus 2014

De Africa Llegué. Valencia (Selbstverlag)

Szabo, Sacha 2011

Ballermann. Das Buch. Eine wissenschaftliche Analyse eines außeralltäglichen Erlebnisses. Studien zur Unterhaltungswissenschaft Band 5. Marburg: Tectum Verlag

Turner, Victor 1967

'Betwixt and Between: The Liminal Period in Rites de Passage.' In: The Forest of Symbols. Ithaca, NY: Cornell University Press



[1] The Mouth. Critical Studies on Language, Culture and Society. https://themouthjournal.com/

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