Home / Archive / 2015 / 2.2 Der Konflikt in Mali - Die Globale Dimension
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1. Einführung

„Seit den 1990ern wurde die Sahara-Sahel-Zone in ein neues Becken der ‚Destabilisation‘ der Weltordnung umgewandelt, was die Staaten der Region und die westlichen Mächte auf den Plan rief, bis hin zur französischen Militärintervention im Januar 2013. Dabei haben die strategischen und politischen Rivalitäten zwischen den drei Regionalmächten Algerien, Libyen und Marokko eine wesentliche Rolle gespielt.“ (Galy, 2013: 34).

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Der Konflikt in Mali ist darüber hinaus eingebettet in einen globalen Konflikt, der den afrikanischen Kontinent und große Teile der heutigen Welt betrifft, durch die Ausbreitung des fundamentalistischen Islam, organisiert in Al Qaida, [1] und die weltweite Suche nach Rohstoffen.

Darauf hat schon ein Bericht der International Crisis Group von 2005 über die Sahel-Zone hingewiesen, der Mali als das neben Nigeria am stärksten von „violent Islamist activity“ bedroht sah.(ICG, 2005: 1f). Er verwies dabei auf die Entscheidung der USA aus dem Jahre 2003, in einer „Pan-Sahel Initiative“ (PSI) gegen eine islamistische Unterwanderung der Staaten Mali, Mauretanien, Niger und Tschad durch von den USA geführte militärische Ausbildungsprogramme für einheimische Verbände vorzugehen.

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Nicht der Islam als Religion und Lebensform der meisten Menschen dieses Großraumes ist damit gemeint, auch nicht die innere Erneuerung des Islam durch die Rückbesinnung auf die Tradition. Vielmehr geht es um das Vordringen des islamischen Fundamentalismus, der sich als politische Organisation versteht, die den wahren Islam verkündet und sich „für die strikte Umsetzung der Scharia ohne jede Konzession an von Menschen gemachte Gesetze“ eintritt und folglich den modernen Staat verwirft. (Roy, 2006: 241). In dieser von Salafisten getragenen und gewaltbereiten Form des Islam liegt die Gefährdung der politischen Ordnung in Mali und den Nachbarstaaten.

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Die Entdeckung von Rohstoffen und die Rivalität der Großmächte um ihren Zugang zu diesem strategisch wichtigen Teil Westafrikas sind ebenfalls ein neues Phänomen, das die Wirtschaft, den Handel und den Staat vor grundlegend veränderte Herausforderungen stellt. Die Kolonialherrschaft und die von ihr geschaffenen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Strukturen hatten die Entstehung des Staates Mali vorgezeichnet und das Selbstverständnis sowie die Interessen der neuen politischen Eliten geprägt. Auf die Rivalität der Großmächte waren sie nicht vorbereitet. Die Suche nach Rohstoffen erfasst diesen Raum vor allem durch umfangreiche Uranvorkommen in Niger, die vom französischen Konzern Areva abgebaut werden. Westafrika als Großraum ist außerdem durch die Ölvorkommen an den Küsten von strategischer Bedeutung, wie auch Nordafrika durch die Öl- und Gasindustrien in Algerien und Libyen.

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Beide Bereiche stellen eine neue Qualität im langen Konflikt in Mali dar. Traditionell war der Islam dieses Raumes von Sufi-Bruderschaften geprägt, die auch die Verehrung von Heiligen, die Errichtung von Mausoleen zu ihren Ehren und die herausgehobene Stellung des Marabout kannten. Diese Form des Islam war „a stabilising force“ in Gesellschaft und Staat. [2] Selbst die laizistische Ausrichtung des Staates Mali war mit diesem Islam vereinbar. Die neue, politische Form des Islam hebt sich radikal davon ab und stellt säkulare politische Autorität generell in Frage. Der Konflikt zwischen Tuareg und Staat dagegen hatte keine islamische Dimension, die Tuareg kämpften um ihre politische Eigenständigkeit und Unabhängigkeit von Kolonialmacht und modernem Zentralstaat.

2. Das Eindringen des Salafismus

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Seit mehreren Jahren beobachten Fachleute ein verstärktes Eindringen von gewaltbereiten Islamisten in Westafrika und in Mali. Sie nennen diese Aktivisten „Salafisten“, obwohl diese Bezeichnung nur einen Teil der Kämpfer erfasst. Ursprünglich war der Salafismus eine konservative Strömung im Islam, die eine Rückbesinnung auf die „Altvorderen“, auf die ursprünglichen Werte des Islam forderte. Nur in einer solchen Rückkehr könne die islamische Welt die Zukunft gestalten und die zivilisatorische Vorreiterrolle, welche der Islam in der Vergangenheit innehatte, wieder erringen. Gegenwärtig verfolgt der Salafismus kein politisches Projekt zur Reform und Modernisierung muslimischer Gesellschaften mehr. Man „ist stattdessen der Meinung, man müsse den Westen ignorieren, … den Islam von allen kulturellen Einflüssen, sowohl aus muslimischen Gesellschaften wie auch aus dem Westen, … reinigen.“ (Roy, 2006: 230). Die konsequentesten und radikalsten Vertreter dieser Islamisten werden von Olivier Roy „Neofundamentalisten“ genannt. Sie betrachteten die heutige, westlich geprägte Welt als feindlich. Ein islamisches Staatswesen könne man jedoch nicht durch politische Aktionen errichten. Es setze eine islamische Gesellschaft voraus und gehe aus ihr hervor. Daher die Versuche einer Re-Islamisierung durch die Anwendung der Scharia. (Roy, 2006: 230-284).

Salafisten werden häufig auch als militante, djihadistische Islamisten angesehen, die ein islamisches Staatswesen, das sich allein auf Allah und seine Gesetze beruft, notfalls mit Gewalt errichten wollen. Zu ihnen gehören die Mudjaheddin, die sich in Mali als revolutionäre Bewegungen betätigen: die AQMI, Ansar Dine und MUJAO.

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Ihr Weg wurde über viele Jahre vorbereitet durch die Ankunft von Tablighi-Predigern aus Pakistan, Tschad, Ägypten und der arabischen Halbinsel. (ICG, 2005: 16ff.) Die Tablighi verfolgen nach ihren Erklärungen kein politisches Ziel, sie wollen zur Bekehrung der Moslems zum wahren Islam beitragen. Allerdings haben sie sich vor allem an Führungspersönlichkeiten innerhalb der Tuareg-Gesellschaft gewandt, die nur über eine geringe islamische Bildung verfügen und die durch diese Bekehrung an Ansehen und Status gewinnen können. Eine herausragende Persönlichkeit, die dieser Gruppe zugerechnet wird, ist Dr. Khan, der in Pakistan die Entwicklung der Atombombe geleitet hat. Es ist nicht sicher, ob er bei mehreren Reisen nach Mali und in die Nachbarstaaten vornehmlich religiöse Ziele verfolgte, oder ob er in Niger Uran für Pakistan oder für andere Kunden beschaffen wollte. Die Bekehrungsbewegung unter den Tablighi ist im Grunde Teil einer religiösen Reformbewegung, die in der gesamten islamischen Welt Einfluss gewonnen hat. Im Norden Malis hat sie Führungspersönlichkeiten der Tuareg religiösen sowie religiös-politischen Anliegen geöffnet.

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Die Ziele der islamistischen Bewegungen sind die religiöse Erneuerung, die Abkehr vom Westen, die Suche nach einem eigenen Weg in die Zukunft und der Aufbau einer islamischen Gesellschaft und eines islamischen Staates. Die religiöse Erneuerung meint die Besinnung auf den Kern des Islam, die Reinigung von animistischen und anderen Formen der Volksfrömmigkeit sowie von Neuerungen, die sich in das Denken der Moslems eingeschlichen haben, aber nicht der Treue zu den ursprünglichen Aussagen und Forderungen des Propheten entsprechen. Mit der Abkehr vom Westen wollen die Moslems die fremden Werte der Ungläubigen ablegen, die für sie koloniale Unterwerfung, Herrschaft der kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsform und die Ausbeutung durch internationale Konzerne bedeuten. Sie suchen gleichzeitig nach einem eigenen Entwicklungsweg, der sie aus Armut, Rückständigkeit und Korruption herausführen soll. Dazu wollen sie die Gesellschaft nach islamischen Werten umgestalten und einen islamischen Gottesstaat errichten, in dem alle Macht von Allah ausgeht. In Mali liegen diese Ziele den Forderungen von AQMI, Ansar Dine und MUJAO zugrunde. Sie wurden dort umgesetzt, wo diese Bewegungen die politische Macht erringen konnten, wie in Timbuktu oder Gao.

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Ein grundlegendes Problem in der Definition dieser Zielsetzung liegt in der Motivation dieser Islamisten. Sind sie primär von religiösen Anliegen getrieben, wie es Missionare zu allen Zeiten und in allen Regionen vorgelebt haben? Oder spielen machtpolitische Ziele eine führende Rolle, d.h. der Kampf um die Errichtung eines Gottesstaates sowie um wirtschaftliche Macht, wobei der Appell an religiöse Anliegen primär der Werbung um eine breite Anhängerschaft dient, einer verarmten und perspektivlosen Bevölkerung ohne politischen Einfluss und ohne Entfaltungsmöglichkeit in einem korrupten System? Wenn ein Gottesstaat im Zentrum des Interesses steht, ist nicht klar, welche Ziele dieser verfolgen soll, wie er in der Bevölkerung verankert werden kann. Oder geht es um terroristische Ziele, um die Schaffung einer terroristischen Hochburg in Westafrika, von der aus diese Gruppen spektakuläre und blutige Aktionen in die ganze Welt starten können? (Daniel, 2013: 11). Mit anderen Worten: sind die islamischen Kämpfer religiöse Erneuerer, religiös-politische Extremisten oder sind sie Terroristen?  [3] Wie ist das Verhältnis zwischen Islam und den Verfechtern eines radikalen Islamismus?

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Nach manchen Beobachtern sind finanzielle Aspekte bestimmend, wie es im Zusammenhang mit AQMI, Ansar Dine und MUJAO oft behauptet wird, denen in erster Linie an eigener Bereicherung durch Schmuggel, Drogenhandel und Erpressung von Lösegeldern gelegen sei. Sie bedienten sich einer doppelten Sprache: sie maskierten ihr „glissement vers un banditisme de droit commun“ hinter ideologisch, religiös oder nationalistisch eingefärbten Floskeln.“ (Bouquet, 2013: 94).

Den Hintergrund der islamischen Radikalisierung bildet die seit Jahrzehnten aktive Globalisierung des westafrikanischen Islam, entstanden aus den Tendenzen des algerischen Islam und der Verbindung mit konservativen und radikalen Tendenzen eines wahabitisch konzipierten Islam.  [4] In diesen Zusammenhang ist auch die Tätigkeit von Boko Haram in Nigeria einzubeziehen; ihre Aktivisten greifen Regierungsgebäude an, aber auch christliche Gemeinden oder moslemische Gruppierungen. Boko Haram soll in engem Kontakt mit AQMI stehen, von ihr ausgebildet werden. (Daniel, 2013: 199-207).

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Auslöser der Radikalisierung des politischen Islam in Mali war das Überschwappen der blutigen Auseinandersetzungen zwischen islamistischen Gruppen und der Regierung in Algerien nach Mali, die Politik Algeriens, die Rolle Libyens und die globale Politisierung des Islam, die im Auftreten von Al Qaida sichtbar wurde.

3. Die Rolle Algeriens

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Algerien ist wegen seiner territorialen und demographischen Größe und wegen seiner Öl- und Gasindustrie der wichtigste politische Akteur im Maghreb. Die Regierung hat über die Aufnahme und spätere Ausweisung tausender von Hungerflüchtlingen aus Mali und indirekt über die Tätigkeit terroristischer Gruppen wie AQMI im eigenen Land sowie in den Nachbarstaaten den Konflikt in Mali geschürt.

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Nach den abgebrochenen Parlamentswahlen im Jahre 1991/1992 hatte sich eine radikale Gruppe gebildet, GIA ('Groupe Islamique Armé'), die mit Waffengewalt eine Machtübernahme in Algerien erkämpfen wollte. Von ihr spaltete sich im September 1998 die GSPC ('Groupe Salafiste pour la Prédication et le Combat') ab. [5] Ihr Ziel ist die Ausdehnung des Kampfes auf den gesamten Maghreb, d.h. die Umgestaltung der Staaten Nord-Westafrikas in islamische Gottesstaaten. Für frühe Beobachter ist GSPC allerdings stärker durch Entführungen und Lösegelderpressungen aufgefallen. ICG, 2005: 7). Mali wurde für sie zum natürlichen Rückzugsgebiet. Sie benannte sich im Januar 2007 um in AQMI ('Al Qaida au Maghreb Islamique') und hat eine Serie gewaltsamer Überfälle in den vier Staaten Mauretanien, Mali, Niger und Tschad durchgeführt. [6] AQMI hat inzwischen Unterorganisationen in Mauretanien, Marokko, im Sudan und in Mali und war zwischen 2009 und 2011 in 19 afrikanischen Staaten aktiv. [7]

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Die direkte Involvierung Algeriens in den Konflikt in Mali wird auf mehreren Ebenen sichtbar. Der algerische Geheimdienst DRS ('Département du Renseignement et de la Sécurité') scheint hinter allen Rebellionen der Tuareg zu stehen,(Galy, 2013: 38), hinter Entführung von Europäern  [8] und hinter den islamistischen Terrororganisationen AQMI, Ansar Dine und MUJAO. [9] Er will erreichen, dass Algerien als unersetzlicher Partner bei jedem Lösungsversuch des Konflikts in Mali anerkannt wird. Eine andere Ebene der Präsenz Algeriens ist die Beteiligung des DRS an allen Formen des Handels und Schmuggels.

„L’Algérie, devenue l’acteur le plus puissant dans la région après la chute de Kadhafi, est au centre de ces tensions…. De la corruption des fonctionnaires locaux jusqu’aux plus hautes sphères du pouvoir, l’appareil d’État algérien est omniprésent dans tous les trafics, qu’il s’agisse de contrebande ‘classique’ (bétails, produits agricoles, alimentaires, manufacturés…), de cigarettes ou de drogue." (Galy, 2013:35).

In Algerien sieht man den Konflikt und die eigene Involvierung verständlicherweise anders. Im Süden des Landes leben zahlreiche Tuareg, deren Verbindungen mit den Tuareg in Mali die eigene politische Strategie in die Richtung einer politischen Verhandlungslösung drängen. Ein militärisches Vorgehen würde unauflösliche Bande zwischen Tuaregrebellen und ‚Islamo-Gangstern‘ schaffen, so ein algerischer Diplomat. Andere fürchten, Frankreich suche vor allem eine Absicherung des eigenen Zugriffs auf Uran und ignoriere die Gefahr einer „Somalisierung Malis“ und einer „Afghanisierung der gesamten Region“, der notwendigen Folge einer militärischen Intervention.

Die gespannten Beziehungen zur ehemaligen Kolonialmacht Frankreich lassen selbst eine Unterstützung der militärischen Operation Frankreichs nicht zu. Man verweist darauf, dass die Militärintervention in Libyen zwar zur Stärkung des Gewichts von Paris in Nordafrika, aber auch zum politischen Chaos in Libyen geführt hat. [10]

4. Die Rolle Libyens

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Auch Libyen ist seit Jahren in den Konflikt involviert. Politisch-diplomatisch hat Oberst Gaddafi in den 1980ern und 1990ern versucht, auf Mali und Niger Einfluss zu nehmen, zunächst in seiner pan-arabischen Strategie, dann in seiner pan-afrikanischen Politik. Durch großzügige Investitionen wollte er die Regierungen Malis und Nigers von sich abhängig machen und den Einfluss Algeriens eindämmen.

Beobachter sprechen gar davon, dass die finanziellen Hilfen aus Tripolis zum „Rückgrat der Volkswirtschaften der Sahelregion“ geworden waren (Chena / Tisseron, 2013:73).

Gaddafi habe sogar mit der Errichtung eines „État Saharien“ gedroht, in dem die in der Sahara gelegenen Regionen der Nachbarstaaten unter seiner Führung zusammengeführt werden sollten. Dazu unterstützte er die Tuaregbewegungen in ihren politischen Forderungen gegenüber Bamako und Niamey. (Boilley, 2011:5).

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Nach Informationen der International Crisis Group bestand die militärische Ebene darin, dass Gaddafi Tausenden von Flüchtlingen aus Mali die Möglichkeit bot, in Libyen einen Arbeitsplatz zu finden bzw. in die libyschen Streitkräfte aufgenommen zu werden. Viele junge Tuareg wurden in Ausbildungslagern für militärische Einsätze ausgebildet und in Gaddafis „armée islamique“ im Tschad und Palästina eingesetzt. Die Ausbildungslager dienten auch der Vorbereitung dieser Tuareg auf Rebellionen in ihrem eigenen Land. Die größte Bedeutung hatte der Aufenthalt in den Ausbildungscamps in den Konsequenzen für Mali: diese jungen Soldaten erhielten eine effiziente militärische Ausbildung, wurden mit Waffen ausgestattet und bildeten eine „culture contestataire“, die zu ihrem ideologischen Hintergrund für den Kampf im eigenen Land wurde. (ICG, 2012:9).

Nach dem Sturz Gaddafis im Jahre 2012 sind die meisten Tuareg-Soldaten nach Mali zurückgekehrt und haben die Ränge der MNLA gestärkt. Sie ließen sich aber nicht mehr in die traditionellen Gesellschaftsstrukturen integrieren und drängten auf eine Radikalisierung des Kampfes gegen Bamako. Diese Rückkehr hat „die militärische Landschaft des Sahel verwandelt“ (Chena/Tisseron, 2013:74). Sie brachten ein umfangreiches Waffenarsenal mit nach Hause, das sie sich im Laufe der Jahre angeeignet oder aus Beständen der libyschen Armee besorgt hatten. Die schweren Waffen, vor allem Boden-Luft-Raketen, sind wohl nicht von Tuareg-Rückkehrern mitgebracht worden; sie sind durch den außer Kontrolle geratenen Waffenhandel nach Mali gelangt oder beim Vorrücken gegen malische Truppen erobert worden. (ICG, 2012:10).

Literaturhinweise

Benchiba, Lakhdar. 2013

'Ce qu’en pense Alger'. In: Le Monde diplomatique, janvier 2013.

Boilley, Pierre 2011

'Géopolitique africaine et rébellions touarègues. Approches locales, approches globales (1960-2011)'. In : L’Année du Maghreb, VII., 2011. 151-162.

Bouquet, Christian 2013

'Peut-on parler de „seigneurs de guerre“ dans la zone sahélo-saharienne? Entre vernis idéologique et crime organisé'. In: Afrique Contemporaine 2013, 1, (245). 85 - 97.

Chena, Salim / Tisseron, Antonin 2013

'Ruptures d’équilibres au Mali. Entre instabilité et recompositions'. In: Afrique Contemporaine, 245, 2013. 71-84.

Daniel, Serge 2013

'AQMI. Al-Qaida au Maghreb Islamique. L’industrie de l’enlèvement'. Paris: Fayard

Galy, Michel / Badie, Bertrand 2013

'La guerre au Mali: Comprendre la crise au Sahel et au Sahara: enjeux et zones d’ombre'. Paris: La Découverte

Gèze, François 2013

'Le jeu trouble du régime algérien au Sahara'. In: La guerre au Mali : Comprendre la crise au Sahel et au Sahara: enjeux et zones d’ombre , hrsg. von Galy, Michel / Badie, Bertrand, 148-168. Paris

Giraud, Grégory 2013

'Cinquante ans de tensions dans la zone sahélo-saharienne'. In: La guerre au Mali : Comprendre la crise au Sahel et au Sahara: enjeux et zones d’ombre , hrsg. von Galy, Michel / Badie, Bertrand, 27-57. Paris

International Crisis Group 2004

'30.7.2004. Middle East Report. Nr. 29. Islamism, Violence and Reform in Algeria: Turning the Page (Islamism in North Africa III)'. http://www.crisisgroup.org/en/regions/middle-east-north-africa/north-africa/algeria/029-islamism-violence-and-reform-in-algeria-turning-the-page.aspx , (23.10.2014)

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'Africa Report, N°92 31 March 2005. Islamist terrorism in the Sahel: Fact of Fiction?' http://www.crisisgroup.org/~/media/Files/africa/west-africa/Islamist%20Terrorism%20in%20the%20Sahel%20Fact%20or%20Fiction.pdf , (23.10.2014)

International Crisis Group 2012

Mali: Eviter l’escalade. Rapport Afrique 189, 18.7.2012. http://www.crisisgroup.org/en/regions/africa/west-africa/mali/189-mali-avoiding-escalation.aspx , (23.10.2014)

Krech, Hans 2011

'The Growing Influence of Al-Qaeda on the African Continent'. In: Africa Spectrum 2/2011, 125-137.

Krech, Hans 2011

'Al-Qaida des islamischen Maghreb: AQIM 2010'. In: Österreichische Militärische Zeitschrift, 3, 334-338.

Ould Mohamedou, Mohammad-Mahmoud 2013.

'Le nouveau „grand jeu“ des puissances occidentales au Sahel'. In: La guerre au Mali : Comprendre la crise au Sahel et au Sahara : enjeux et zones d’ombre , hrsg. von Galy, Michel / Badie, Bertrand, 58-76. Paris

Roy, Olivier 2006

'Der islamische Weg nach Westen. Globalisierung, Entwurzelung und Radikalisierung'. München: Pantheon

'The UN and Mali : Secure the Sahara, if you can – Jihad in Niger. Bad omens'. In: The Economist, 6.7.2013, 31-32.



[1] Einzelheiten bei: Krech, 2011.

[2] Eine kurze Übersicht in: ICG, 2005:4-5

[3] Der Staatschef von Mauretanien nennt sie „Terroristen“, mit denen man nicht verhandeln kann (Daniel, 2013:259).

[4] Ausführlich bei: Chena/Tisseron, 2013:79

[5] ICG, 2004. Siehe auch Krech, 2011:132

[6] Einzelheiten in: ICG, 92, 18-20.

[7] Zu den Operationen von AQMI ausführlich: Krech, 2011: 334-337. Auch: Galy, 2013: 27-57

[8] Die Entführung von 32 europäischen Touristen durch die GSPC im Jahre 2003 war offenbar vom algerischen Geheimdienst initiiert worden, um der Weltöffentlichkeit die eigene Bedrohung durch den islamistischen Terror zu demonstrieren und sich als strategischen Partner der USA im Kampf gegen den Terrorismus zu empfehlen. Galy, 2013:38

[9] Galy nennt den DRS "expert dans la manipulation des groupes armés islamistes" (Galy, 2013:41). Nach ihm hat der DRS im Jahre 2003 AQMI in der Sahara "installiert" (Galy, 2013: 155-158).

[10] Benchiba 2013. Der Autor zitiert die algerischen Zeitungen 'L’Expression' (15.7.2012 und 3.9.2012), 'El Watan' (4.8.2012, 11.10.2012 und 7.11.2012), 'Le Soir d’Algérie' (8.22.2012) und 'Le Quotidien d’Oran' (8.4.2012, 30.6.2012 und 4.7.2012) und wertet persönliche Interviews aus.

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