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Emilie an Gottliebe:

Sorgen wegen Ernst, wenn er in die Schule kommt; wegen seiner Bekleidung: einige Bemerkungen zur Ernährung in Afrika

(Kyebi, 1. Nov. 1865)

M3,65 Em 6

[...] Aber, Liebe, sag mir aufrichtig, hat Ernst Mangel an Kleidern? Das drückt mich u ich bin sehr unzufrieden, daß sie kein Kostgeld nehmen wollen, behalt das aber ganz gewiß bei Dir; aber schreibs mir ganz aufrichtig, gelt? Nach zurückgelegtem Jahr müssen die Kinder der Schule wegen eintreten. - Als Gottreich im Dezember 5 Jahre alt war, sollte er im Frühjahr drauf eintreten. Den Knaben gab ich jedem 6 Taghemden, 4-6 gefärbte Nachthemden, einen Sonntagsanzug, 2 Werktagsanzüge, auch etwas für die zunächst kommende Jahreszeit, wollene u baumwollene Strümpfe, etliche Paar Schuhe, 1 Kopfbedeckung u einige Sacktüchlein, auch etwas Leichtes um den Hals u etwas Warmes; so hatte ichs gemacht, u es kam mir vor, sie (= die Hauseltern) seien zufrieden gewesen, besonders auch darüber, daß ich die übrigen Flecke zum Flicken, Wolle u Baumwolle für die Strümpfe (zum Flicken) mitbrachte, das vergessen viele, wird Dir aber recht Ausgaben machen, ich habs wohl gemerkt. Aber weil Du's gerne tust, wirds ein Segen sein. Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. Ich wollte gerne, meine Eltern hätten ihren Teil davon. [...] Vergangenen Sommer habt Ihr so heiß gehabt, wir hatten außerordentlich viel Regen. Du fragst über unser Essen u Trinken. Mehl, Reis, Gerste u Gries haben wir von England; Jams, den wir statt Kartoffel essen, kaufen wir in der Umgegend u ist schon zu bekommen, aber zu Fleisch kommen wir sehr schwer u bekommen deswegen selten, was wir oft bedauern, weil der Körper in Afrika mehr nahrhafter Kost bedarf als in der Heimat: das Fleisch ist auch theuer, gestern bekamen wir ein halbes Schaf, ungefähr 6 Pfd, das kostet 2 G 20 Kr. Nur das müssen wir innerhalb drei Tagen wegessen, länger hält's nicht, u dann haben wir wieder wochenlang nichts als magere Hähnlein, von denen eigentlich nur die Brühe gut ist. Als Getränk haben wir Wein u Bier, ebenfalls von England, beides so stark, daß wir an einer Flasche Wein eine Woche haben u an einem Bier drei Tage, gewöhnlich trinken wirs mit Wasser. [...]

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