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Emilie an ihre Eltern Ziegler:

Alltagssorgen in Basel, z.B. einen Schneider und seine Arbeit betreffend

(Basel, 1. Okt. 1859)

M3,58 Em 8

Wir danken Euch für die Besorgung des Rocks, er ist ganz recht, nur nicht, daß der Rücken wattiert ist, man meint fast, Gottlieb habe einen Schnitzbuckel oder zwei. Du meinst, lb Vater, man hätte sollen den Rock einen Schneider anmessen lassen, aber so verläugnungsvoll sind diese hier nicht, daß sie einem einen Rock anmessen, damit ihn ein anderer machen kann, u ich glaube in Waiblingen auch nicht. Hier thuts bei den Handwerksleuten fast noth, man mache ihnen einen Kratzfuß, daß sie einem nur was machen, kommt man hier in einen Laden, etwas zu kaufen, da siehts oft gar nicht aus, als obs den Leuten recht wäre, wenn man ihnen etwas abkaufen will; ich kam einmal in einen Mazig, da schrie der Nigger an mich hin: was will sie? ich sagte ein 1/2 Pfd Schinken, er rührte kein Glied, sondern sprach mit seiner Frau fort, als ob ich nicht da wäre, endlich gefiel es dieser, von einem nahestehenden Tisch den Schinken herzuholen, da schrie er wieder an mich hin, was will sie jetzt?, ich dachte bei mir, zu dem schickst Du nicht mehr, aber was hilfts, man muß eben Fleisch oder dergl.haben, u da muß man immer wieder hingehen.

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