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Johann Gottlieb Christaller an Vater Ziegler:

Ankunft ihres ersten Kindes Erdmann Gottreich; auch von diversen Erkrankungen ist die Rede

(Akropong, 3. Jan. 1858)

M3,58 G C 1

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Theure u geliebte Eltern! Freuet Euch mit uns dessen, was der Herr an uns getan und ruhet bei Erwartung unserer ferneren Führung desto sicherer im Frieden Jesu Christi.

Diesen Gruß habe ich Euch schon vor Weihnachten zugedacht, wenn ich ihn auch jetzt erst schreibe. Ich hatte in meiner lb Emilie letztem Brief Euch einen Monat früher einen solchen von mir versprochen, da sie dann nicht werde schreiben können; nun hatte ich aber, abgesehen davon, daß ich eine Arbeit für den Druck abzufertigen hatte u mir sonst noch in meinen Geschäften freie Hand machen wollte, mit letzter Post doch noch nicht schreiben können, was ich jetzt kann, daß nemlich am 10. Dez. mittags 1 Uhr der Herr uns einen Sohn u Euch einen Enkel oder Großsohn geschenkt hat, dem ich am 25. Dez. nachmittags in der Hlg Taufe die Namen Erdmann Gottreich beilegte. Wir setzen voraus, daß Sie, theurer Vater, gerne die Pathenschaft übernehmen, u ist also Ihr werther Name zum 2. Male in den Akroponger Kirchenbüchern eingetragen. Die anderen Pathen sind: Mein Schwager Rapp, meine Schwester Gottliebin Merkle, meiner Emilie Herzensfreundin Nana Heller in Stuttgart. Als stellvertretende Taufzeugen standen hier [...] (Namen lokaler Kollegen angeführt).

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[...] Über die Erfahrungen meiner lb Emilie würde sie selber gerne der lb Mutter eingehendere Mittheilung machen, aber sie unterläßt es besser für dießmal, ich will meiner Schwester in Eßlingen davon schreiben u Sie lesen natürlich die beigeschlossenen Briefe vor der Absendung nach Eßlingen, Stuttgart u Winnenden. Emilie dachte natürlich gar oft an die lb Mutter u an Schwester Pauline, u man möchte in solchen Fällen mehr als je wünschen, einander von Angesicht zu sehen oder doch näher zu sein, aber einer, der dabei sein muß, ist es ja hier in unserem entlegenen Akropong sowohl als irgendwo in der Heimat, und wir haben einen großen Vorteil davon, daß wir hier mehr als es in der Heimat wohl geschehen wäre, von Menschenhilfe absehen mußten, denn wir sahen so viel deutlicher, daß der Gott, der Gebete erhört, der einzige Retter u Nothelfer ist. Sie werden das aus dem, was ich an meine Schwester in Eßlingen schrieb, entnehmen; halten Sie mir zugut, daß ich nicht in diesem Brief so ausführlich bin; ich möchte gerne unparteiisch in jedem Brief gleichviel geben u doch nicht doppelt, aber man kann sich eben hier nicht so ruhig hinsetzen.

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Die Geschwister Widmann waren vorgestern um das Leben ihres jüngsten Kindes besorgt, das wie die zwei Älteren an den Röteln erkrankt ist, die bei ihm auf innere Teile zurücktraten. Ich übernahm daher die gestrige VM-Predigt, schrieb dann einen Bericht nach Basel, u NM-Briefe, so daß meine lb Emilie nicht ganz zufrieden war, weil sie sich allein fühlte. Bruder Kromer liegt am Nervenfieber u will auch soweit es nötig ist beraten oder besucht sein. [...] (Verschiedene Krankheiten werden erwähnt.) [...] so gibt es allenthalben Not u Mühe, Schmerz u Trübsal u der Herr erspart den Seinen nichts, läßt sie aber auch nicht zuschanden werden. [...] (die Mission nahm ein Eingeborenenkind mit 6 Fingern auf, was die Neger nicht haben wollten, es wurde in einen Topf mit Wasser gesteckt, doch es war dann fast tot, denn) die Mutter wollte den Sohn ihres Leibes auch ums Geld nicht säugen u Familie Dieterle wird nun Not haben, eine Säugamme zu bekommen oder es sonst zu ernähren.

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