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Wilhelmine Maurer an Gottliebe Merkle:

ihre Antwort auf Heiratsanfrage ist ein klares Nein, doch sie nennt andere Mädchen, die vielleicht in Frage kommen

(29. Juni 1856)

M1,56 WM

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Im Herrn geliebte Freundin. Es wird mir schwer, Ihnen meinen Entschluß mitzutheilen in betreff einer Verbindung mit Ihrem th. Bruder. Nach langem bangem Kampfe und Zweifelsschmerz, wendete ich mich gestern abend wieder an meinen Himmlischen Vater mit der inbrünstigen Bitte, Er möchte doch für mich wählen, u mir durch seinen Hlg Geist in Jesu Namen ein Ja oder Nein ins Herze geben.

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Ich fühle mich unzulänglich und untüchtig; er kenne meine Kräfte u wisse, daß dem Ruf in die Heidenwelt zu folgen um Jesus willen mir leicht würde. Der einzige, für mich schwere Punkt nur der sei, in den Ehestand zu treten. Doch sei es Sein Wille, so werde Er mir auch da helfen. Auf diese Bitte erhielt ich die Antwort und Freiheit, ein "Nein" zu sagen.

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Die Missionssache wird mir aber fortan nur umso mehr Herzenssache sein, u ich achte es für Gnade, auch in der Heimath, soviel in meinen schwachen Kräften steht, durch Gebet u That treulich mitzuhelfen u verbunden zu bleiben.

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Das Bild u Lebenslauf Ihres lb Herrn Bruder folgt hier zurück. Es wird mir wichtig sein, von seiner weiteren Führung spätere Kunde zu erhalten. Der Herr wird für ihn sorgen, u die hoch zu verehrende Committee in Basel nicht müde werden, wenn je und je ihre Wahl und Vertrauen einer Unwürdigen zugewendet wird. Der Herr kann auch dabei oft eine gute Absicht erreichen lassen.

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Sie haben vielleicht die Güte, Herrn Inspector bald den von mir vernommenen Beschluß mitzutheilen.

Für Ihre Liebe u Vertrauen, die Sie u Ihre werthe Familie mir geschenkt haben, noch besonders meinen Dank, zugleich mit der Bitte, mich ferner in freundlichem Andenken zu behalten.

In herzlicher Liebe Ihre im Herrn verbundene Wilhelmine Maurer.

NS: Kaum wage ich es, in Beziehung unseres Gespräches über Marie Pfahl noch beizusezen, daß ihre Verhältnisse vielleicht auch Schwierigkeiten bereiten möchten. Catharina Stidy von Basel, eine lb Freundin von mir, kam mir auch in den Sinn. Doch der Herr wolle es versehen!

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