Catherine Griefenow-Mewis & Tamene Bitima (Hrsg.) 2004. Oromo Oral Poetry Seen from Within. With an introduction by Wilhelm J.G. Möhlig. (Wortkunst und Dokumentartexte Band 20). Köln: Rüdiger Köppe. 91 Seiten, Broschur, € 14,80. ISBN 3-89645-276-2.
urn:nbn:de:0009-10-422
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Das wissenschaftliche Interesse am Oromo erfreut sich einer langen Tradition. Erste Quellen existieren mit den Arbeiten von Johann Ludwig Krapf (1842) und Charles Tutschek (1845) bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Von diesen Anfängen an kommt es bis in die Gegenwart immer wieder zu erfolgreichen Bemühungen um Erforschung, Erhalt und Verbreitung der Sprache, sowohl von wissenschaftlicher Seite, als auch durch die Sprecher in ihrer Heimat und in der Oromo-Diaspora.
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Nun legen Catherine Griefenow-Mewis und Tamene Bitima, nachdem sie in Zusammenarbeit schon ein Lehr- (1994) und ein Übungsbuch des Oromo (1995) herausgegeben haben, mit dem hier besprochenen Band eine Anthologie zu verschiedenen Formen der Dichtung innerhalb der Oromo-Oralliteratur vor.
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Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle die Darstellung der Oromo-Wortkunst durch Muttersprachensprecher bzw. kulturelle Insider. Enthalten ist neben bereits bekanntem – so erschien der erste der beiden Aufsätze von Tamene Bitima (On some Oromo historical poems) bereits 1983 in Paideuma und jener von Tesema Ta’a als Kinderbuch in Äthiopien – auch viel neues und bisher unveröffentlichtes Material.
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Nach einer Einführung durch Wilhelm J.G. Möhlig folgen sechs Aufsätze:
Ta’a, Tesema. Oromo traditional songs (13-40) |
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Bitima, Tamene. On some Oromo historical poems (41-48) |
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Shongolo, Abdullahi A. Boran traditional blessings and prayers (49-57) |
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Goshu, Dabala und Ronny Meyer. A people blessed and accursed by God: The Waata around lake Zway (59-70) |
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Jirata, Tadesse Jaleta. Social functions of Oromo proverbs (71-80) |
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Bitima, Tamene. Oromo riddles (81-91) |
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Trotz der insgesamt breit gefächerten Abdeckung der Oromo-Oralliteratur liegt der Fokus eindeutig auf Texten in gebundener Sprache.
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Anders als die Sprachrätsel mit eher unterhaltendem Charakter erfüllen die anderen Textgattungen wichtige soziale Funktionen. Neben der politischen Kritik an prominenter Stelle, können dies zum Beispiel auch die Beschreibung religiöser Riten oder Erinnerung an die Vergangenheit sein. Dem Leser wird somit ein interessanter Einblick in die Kultur der Oromo gewährt. Besonders die so bedeutenden gesungenen emotionalen Expressionen werden im ersten Essay von Tesema Ta'a ausführlich vorgestellt. Wie auch in den anderen Aufsätzen liegen alle Texte im sprachlichen Original mit einer Übersetzung ins Englische vor.
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Leider fallen die Kommentare zu den einzelnen Liedern trotz der zahlreichen Anmerkungen im Originaltext recht spärlich aus. Der Autor selbst merkt dazu an (13), dass die Übersetzung aufgrund des häufig mit mehreren, zum Teil sehr unterschiedlichen Bedeutungen behafteten Vokabulars nur grob den Inhalt wiedergeben kann. Gerade deshalb aber würde der Leser gerne intensiver an dessen kulturellem Insiderwissen teilhaben, als dies durch die teilweise recht kurzen Ausführungen möglich ist.
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In diesem Sinne ist jedoch besonders der vorletzte Aufsatz von Tadesse Jaleta Jirata hervorzuheben. Dem Autor gelingt es in seiner Analyse einiger Sprichwörter aus der Binnenperspektive heraus, deren soziale Funktion innerhalb der Oromo-Kommunikation auf abstrakter Ebene zu beschreiben.
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Hingewiesen werden muss aber auf den etwas unsorgfältigen Umgang mit Literaturangaben im Aufsatz Oromo traditional songs von Tesema Ta’a. Dort fehlen gleich mehrfach Angaben zu zitierter bzw. erwähnter Literatur (23 Fußnote und 25). Besonders letztere ist von Interesse, findet man den zitierten Abschnitt doch nebst gleich lautender Quellenangabe auf zwei Internetseiten: (Oromo Religion of Ethiopia und Gada Online Summary of Oromo Peoples History and Culture). Allerdings gibt es auch dort keine genaueren Literaturangaben. Tameme Bitima (41) weist zwar auf die frühere Publikation seines Artikels hin, jedoch mit falschen Seitenangaben.
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Wahrscheinlich handelt es sich dabei um die História de Etiópia a alta, ou Abassia von Manoel de Almeida. Diese hat er 1628 in Gorgora (Äthiopien) zu schreiben begonnen; mit Unterbrechungen wurde sie um 1645 fertig. Eine Kurzfassung wurde 1660 veröffentlicht. Das vollständige Werk wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Carlo Camillo Beccari (1905-07) als Band 7-8 des Rerum aethiopicarum scriptores … herausgegeben.
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Die vorliegende Anthologie bietet insgesamt aber einen guten Überblick über die orale Wortkunst der Oromo und liefert neben einem breit gestreuten Textfundus Zugang zu dieser Literaturgattung, der kulturell Außenstehenden in solcher Form sonst nur unter großem Aufwand möglich ist. Trotz einiger Druckfehler (dem Buch ist ein Beiblatt mit Ergänzungen und Korrekturen zugefügt) und fehlender Quellenangaben handelt es sich aber um ein nützliches Werk, das einen nicht unbedeutenden Beitrag zur Erhaltung und Beschreibung der Oromo-Wortkunst zu leisten vermag.
Literaturverzeichnis
Almeida, Manoel de 1660
Historia geral de Ethiopia a alta, ov Preste Ioam, e do que nella obraram os padres de Companhia de Iesus / composta na mesma Ethiopia, pelo padre Manoel d’Almeyda … abreviada com nova releyçam, e methodo, pelo padre Balthezar Tellez … Coimbra: Manoel Dias.
Beccari, Carlo Camillo 1905-07
Rerum aethiopicarum scriptores accidentales inediti a saeculo XVI ad XIX, 15 Bände. Rom.
Bitima, Tameme 1983
'On some Oromo historical poems,' Paideuma 29, 1983, pp. 317-325.
Griefenow-Mewis, Catherine und Tamene Bitima 1994
Lehrbuch des Oromo. Eine praktische Einführung. Köln: Verlag Rüdiger Köppe.
Übungsbuch Oromo. Köln. Verlag Rüdiger Köppe.
Johann Ludwig Krapf 1842
Vocabulary of the Galla Language. London.
Ta’a, Tesema. s.d.
Oromo traditional songs. s.l.
Tutschek, Charles 1845
A Grammar of the Galla language. München
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Seifert M (2005). Griefenow-Mewis, Catherine & Tamene Bitima (Hrsg.) 2004. Oromo Oral Poetry Seen from Within.. Afrikanistik online, Vol. 2005. (urn:nbn:de:0009-10-422)
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