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Emilie und Johann Gottlieb Christaller an Eltern Ziegler:

Emilie gehe es wieder besser; Tätigkeit in Kukurantumi

(Kukurantumi, 4. Sept. 1865)

M3,65 Chr

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Wir haben Eure Nachrichten vom Juli zu unserer großen Freude erhalten u danken dem treuen Gott für seine Güte u Gnade, die Er täglich über uns neu werden läßt. Wir freuen uns, daß bei Euch alles wohl steht, u ganz besonders über das Wohlsein unseres lb Ernst. Wir selber sind auch ordentlich wohl; seit 11 Tagen sind wir hier, ungefähr 7 Stunden von Kyebi, wo Frau Kromer, eine meiner Reisegefährtinnen, einer weiblichen Hilfe bedurfte, da ich ihr die nächste war, unternahm ichs im Vertrauen auf den Herrn, bei ihrer Entbindung beizustehen, die nun vorgestern erfolgt ist, sie gebar glücklich ein Töchterlein, u ist mit demselben bis jetzt wohl geblieben, zu meiner Freude u zum Dank gegen den Herrn. Wir werden nun nach 8 Tagen oder etwas drüber wieder zurückkehren, so der Herr will, u ich freue mich, wieder in mein Heimwesen zu kommen, ich hab es hier unruhig u bin von meinen Fiebern her immer noch schwach. [...]

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(G.Chr. fährt dann fort): Meine Emilie ist diesmal nicht sonderlich aufgelegt zum Schreiben, wir konnten auch, da wir in dem Zimmerchen, das wir bewohnen, nur einen kleinen Tisch haben, nicht gut zu gleicher Zeit schreiben. Sie hat aber eben einen etwas humoristischen Brief an Frau Eisenschmid beendigt, aus dem ich etwas herschrieb, damit mein Papier desto eher voll wird, denn leider ist eben die Zeit zur Absendung wieder vor der Thüre u da ich vorige Woche allerlei Abhaltungen durch Geschäfte u Umstände hatte, komme ich auch nicht mehr zu einem Brief an Johannes Schwarz, lasse ihn einstweilen herzl grüßen.

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Von dem Volk, unter dem wir leben, und von unserer Arbeit gäbe es wohl manches zu schreiben, aber es würde mehr Muße und Sammlung erfordern, als wir gewöhnlich zusammenbringen.

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Es ist eben in Afrika alles so ganz anders als daheim, aber wir werden es gewiß in der Vollendung einmal noch mehr als jetzt als etwas Großes erkennen, daß der Herr, der auch der Heiden Gott und Heiland ist, so ein paar Leutlein aus der europäischen Christenheit in die afrikanische Wildnis hineingesetzt hat, um für die Erneuerung und Wiedergeburt dieser Völker zu arbeiten. Wenn das Volk und ihre Fürsten und Ältesten auch größtentheils als eine träge, in ihren 1.000-jährigen Bräuchen und Gewohnheiten, Thorheiten und Lastern gar feststeckende Masse vor uns sind, so wissen wir doch, daß ein umgestaltender Sauerteig in sie gekommen ist und daß auch unsere schwachen Bemühungen, unser Arbeiten und Leiden unabsehbare Erfolge haben werden.

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Ich wünschte mir manchmal, öfter und unmittelbarer mit den Einzelnen zu verkehren, sie in ihren Häusern und auf der Straße zu besuchen, aber meine Arbeiten nehmen mich zu sehr daheim in Anspruch, doch gerade meine schriftlichen Arbeiten sind für die Zukunft aller diese Sprache redenden Stämme von Bedeutung. Möge nur der Herr mir und meiner lb Emilie ferner gute Gesundheit, Glaubensmut, Freudigkeit und Leidenswilligkeit schenken.

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