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Gottliebe an Johann Gottlieb Christaller und Emilie Christaller

(Gmünd, 16. Juni 1866)

M3,66 GM 2

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[...] Es ist ja eine große Gnade, daß Ihr Eure Arbeit doch vorwärtsgehen sehet, u wenn Euch dies auch nicht so scheint u Ihr mehr zu sehen wünschtet, so könnt Ihr doch Frieden haben in dem Gedanken: Wir haben gethan, was wir konnten. [...]

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[...] Die gegenwärtige Zeit ist eine ernste, der Herr redet.

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[...] Dies alles ist aber viel leichter anzunehmen, denn es kommt von oben; u obschon sich manche bitter darüber äußern, so fügt sich doch die Mehrzahl in den Willen des Herrn; aber der bevorstehende Krieg, die Mobilisierung aller deutschen Länder, das Einziehen aller Landwehrmänner bis jetzt vom 1. und 2. Aufgebot, das bringt jetzt schon unsäglichen Jammer u Störung in die Verhältnisse. Die Arbeitslosigkeit der Fabrikarbeiter, die keinen anderen Verdienst haben, bringt Mangel u Not, bereits hört man sagen: Jetzt zahlt niemand mehr, wir wollen uns schon helfen.

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Vorgestern ging es nach jedem Bahnzug wie ein Jahrmarkt durch unsere Straße, sehr viele ältere Männer, bis jetzt dürfen die Verheirateten noch bleiben, die Einquartierung ist hier schon vorbereitet. Ich danke Gott, daß wir durch unsere Anstalt zuerst wenigstens vor manchem gesichert sind, trage aber auch schwer an der allg Not. Ich möchte mit David bitten: Laß uns lieber in die Hand des Herren fallen, denn in die Hände der Menschen. Es ist ein Schandfleck für die Christenheit, dieser Bruderkrieg. Es kommt mir vor wie bei den heidnischen Völkern; aber wenn man darüber gebetet hat u betet, kann man auch dies vom Herrn annehmen u denken: Es muß also gehen. [...]

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