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Johann Gottlieb Christaller an Eltern Ziegler:

Christaller hat während der Krankheitszeit Emiliens die Aufgabe übernommen, nach Waiblingen über Emilie zu berichten

(Kyebi, 6. April 1866)

M3,66 G C 2

<1>

Laßt es Euch nicht beunruhigen, daß Ihr auch dießmal keine Zeilen von Emiliens Hand erhaltet. Zwar ist der Grund davon allerdings der, daß sie keine übrige Kraft hat oder auch keine zum Schreiben genugsame; denn das Briefschreiben fällt einem in Afrika schwerer als daheim; oft fehlts bei unserem einförmigeren Leben an Stoff oder er ist nicht zu schriftlicher Mittheilung geeignet, u noch öfter an Zeit u Kraft, sodann dauerte Emiliens Kranksein, von dem ich letztesmal schrieb, in abwechselnder Weise fort; aber es geht ihr doch in den letzten Tagen wieder recht ordentlich u einzelne Erscheinungen in jenen ersten Tagen des Krankseins vor meinem letzten Brief haben sich als was anderes, minder bedeutend als man hätte denken können, herausgestellt.

<2>

Es ist freilich des Ängstlichen u Sorge erregenden besonders im Blick auf die Zukunft genug, denn es fragt sich uns, ob wir hier bleiben sollen oder können, ob wir statt vorübergehend auf den Akuapem Bergen Erholung zu suchen, nicht ganz von hier abziehen sollen; die Geschwister Harnisch werden wahrscheinlich in ein paar Monaten von dort abreisen, dann könnten wir vielleicht ihre Wohnung dort beziehen.

<3>

Wir werden eben unter diesen äußeren Wegen, Sorgen und Leiden auch in den inneren Wegen des Herrn besser geübt, bekommen zu erkennen, was u wie viel für uns noch fehlt, und das ist auch Gnade. Wenn Alles ordentlich glatt u eben fortgeht, kommt man sich nicht genugsam auf den Grund.

<4>

Man lernt in diesem Heidenlande die leibliche Gesundheit u die Segnungen, welche die Christenheit schon im Äußerlichen genießt, recht schätzen. Krank, aber auch ernstlich krank waren aber auch mehrere Missionsgeschwister in Akropong u man kanns auch in der Heimat sein. Ich finde immer noch Ursache zum Dank, daß der Herr mit uns glimpflich fährt, u auch für seine stets erneute Rettung u Durchhilfe. [...]

<5>

In meiner Arbeit würde ich gegenwärtig ordentlich vorwärts kommen, aber die Krankheiten u Haushaltungssachen u jetzt wieder die Ungewißheit, ob oder wann wir nach Akropong sollen, kommen störend dazwischen, doch bin ich dankbar, daß ich Tag für Tag auf den Beinen u am Arbeitstisch sein kann.

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