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Johann Gottlieb Christaller an geliebte Schwester Gottliebe:

über die Situation in der Region, er schreibt, daß Emilie immer noch krank sei

(Kyebi, 1. Aug. 1866)

Nbrg,66 JG Chr 1 und M3,66 GC 5

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[...] Ja, die Geschwister Harnisch haben eine schwere Zeit hinter sich u vielleicht auch vor sich; die Geschwister Zimmermann ebenso; sie hatte einen Abortus, ihr Mann war wiederholt schwer krank auf der Brust, sie bitten um Heimkehrerlaubnis nächstes Frühjahr. Geschwister Widmann bleiben bis nächstes Frühjahr, bei Geschwister Locher ist schon länger von Heimkehr die Rede u Geschwister Kromer halten sie auch für nöthig. Daß Br. Heck so schnell weggerafft worden, vernehmet Ihr aus dem Heidenboten. Es that Emilie u mir u allen recht weh. Die betrübte Wittwe hatte ihr Wochenbett bei Fr Mohr, Fr Locher desgleichen, Lochers einziges Knäblein war ihnen nicht lange vor der Geburt eines anderen gestorben. Br. Süß war ein Jahr im Dienst einer amerikanischen Missionsgesellschaft, bei welcher Auer Missionshausvorsteher geworden ist auf Cape Palmas, aber des dortigen Bischofs u seine Ansichten harmonierten nicht, u das Verhältnis wurde aufgelöst. Er könnte wohl wie andere nach Amerika gehen, aber seine Anhänglichkeit an die Tschi-Neger u die Mission unter ihnen ist zu groß, ich u andere Brüder würden es sehr wünschen, wenn die Committee ihn wieder heraussendete. Mit Geschwister Harnisch ist noch Br. Schall, einer der Reisegefährten Emiliens 1856, heimgekehrt, aber was wird die Heimkehrenden u Heimkehrsuchenden erwarten, wenn des Krieges befürchtete Folgen eintreten?

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Die Todesfälle u Krankheiten hier außen müssen der Committee ein rechter Kummer seyn. Aber man sieht auch, wir sind nicht allein, wir würden am Ende doch mit anderen nicht tauschen.

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Daß wir von unseren Kindern immer so gute Nachrichten erhalten (wie mans eben im Erdenleben gutheißen kann) ist auch eine große Gnade. Es verlangt Emilie wohl sehr nach den lb Kindern, u es war uns ein Schmerz, die gehegte Hoffnung wieder zu verlieren, aber der Herr kann u will ja für alles Ersatz seyn u Ersatz geben. Ich habe auch die Hoffnung, daß er uns Eltern wieder mit unseren Kindern zusammenführen wird. [...]

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Wenn mir Dein lb Mann jedesmal das Neueste über den Krieg kurz mittheilen wollte durch eigene oder Deine Feder, wäre ich ihm dankbar. Wir erfahren dann das Neueste durch Christenboten u Baseler Volksboten, die immer ein paar Wochen älter sind als Eure Briefe.

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