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Emilie und Johann Gottlieb Christaller an Eltern Ziegler:

Leichte Schwermut schleicht sich bei Emilie ein; sie spricht von der Gerechtigkeit vor Gott und gibt eine Art von religiösem Bekenntnis

(Aburi, 9. Nov. 1864)

M3,64 Em 14

<1>

Wir sind ja nicht für diese Erde da; für diese Spanne Zeit hat uns der Herr, der alle seine Geschöpfe zu versorgen weiß, Nahrung u Kleidung verheißen, so wir zuerst trachten nach dem Reich Gottes wie nach seiner Gerechtigkeit; wie man nach einer Wirtschaftsgerechtigkeit trachten muß, wenn man eine braucht, oder nach einem Recht irgendetwas zu hantieren in einer Stadt oder Dorf, so müssen wir trachten nach der Gerechtigkeit, die im Reich Gottes gilt, u ohne die wir nimmermehr drin aufgenommen werden; ich glaube, wir können uns die schmerzliche Enttäuschung gar nicht furchtbar genug vorstellen, die auf den wartet, der zuerst nach irdischem Erwerb richtet u meint, das Reich Gottes falle ihm von selber zu, wenn er nur nichts Böses thun u fleißig bete u in die Kirche gehe; wenn wir die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, uns im Leben nicht sichern, so haben wir sie im Sterben auch nicht, so wenig als einem Erben die Beweise, daß er wirklich der Erbe ist, während dem Hineintreten ins Gerichtszimmer kommen, u kann sie nicht vorweisen, wenn er nicht vorher sie erworben u zu sich gesteckt hat. Gebe Gott, daß wir unser ewiges Heil nicht versäumen, daß unser keines dahinten bleibe; daß jedes zurückgelegte Jahr, jede Woche u jeder Tag uns an die ernste Stunde mahne, die uns immer näher rückt u über unser ewiges Daseyn entscheidet.

<2>

(Nachtrag G. Christallers): Unsere Neger sind in Furcht vor der Pockenkrankheit, die im Osten von uns am Volta, dann im Süden an der Küste neuerdings auch im Akwapem ihre Opfer forderte. Auf den Rat eines Muhamedaners gab der König von Akropong aus den Befehl, alle roten Geißen und krähenden Hähne zu töten; die Christen natürlich verstanden sich nicht dazu, und als unserem Katechisten Clerk vier Geißen in die Stadt gebracht u getötet wurden, klagte er als regelrechter Unterthan in Akra u durch dieses ließen die Aburi-Leute unsere Christen kein Wasser mehr holen, bis am 7. Tage der Kommandant mit 7 Soldaten in friedlicher Weise hierher gekommen, die Sache beilegte, so daß sie den Wasserweg wieder freigeben u Clerk Verlust u Auslagen ersetzen mußten.

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