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Emilie an Johann Gottlieb Christaller:

über ihr Augenleiden, sie will aber keine Operation; die Wärterin mußte weggehen; neue Magd in Aussicht; von Basel gab es noch keine Reaktion auf die neuerliche Geburtsanzeige; über die Spannungen zwischen Christaller und dem Inspektor

(Waiblingen, 14. März 1863)

M1, 63 Em 47-52

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Wir haben H Insp. als unseren Vorgesetzten anzusehen u zu behandeln, u nicht als unseren Bruder. Auch hier gilt: Was die Frommen wünschen, kann usw - auf dieser Erde ist er Inspektor u wir seine Untergebenen.

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16. März. Aber das macht mir Unruhe, daß Du den Insp. gar nicht fahren läßt, daß Du im Schreiben und nicht Schreiben an ihn so wankelmütig u unentschlossen bist; ich meine eben, u das meint er gewiß auch, Du solltest ihn nicht als Deinen Schuldner ansehen. (Emilie versucht, die Streitigkeiten zwischen Insp. J.H. u. G.Chr. beizulegen u. ihrem Mann ins Gewissen zu reden, daß er nicht immer Recht habe):

<3>

Es wundert u beunruhigt mich auch, daß Du einen Vergleich machst zwischen Luther u seinen Vorgesetzten, wie unpassend ist das; laß Dich doch durch viel Noth u Leid, was der Herr über uns schickt, von solcher Höhe herunterbringen.

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18. März 1863 Du schreibst von meinem Kommen mit dem Kind, das wüßte ich aber nicht wie ausführen, durch die Seekrankheit bin ich auf der Reise selber hülflos, wie könnte ich da auch noch ein Kind verpflegen; ich käme elend hinaus und brächte die Arbeit gleich mit; was würde also mein Kommen nützen, Dich gewiß nicht viel, Du hättest bei Nacht Unruhe und bei Tag Abhaltung, also das Werk auch nichts; ich hielte es für unklug zu gehen, bleib Du eben in Gottes Namen so lang Du kannst oder sollst, Du überlegst ein andermal vielleicht mehr und hast dann wenigstens das damit gewonnen. Ein anderes ists, wenn man mir sagt, Du sollst gehen, und dann wird der Herr auch die kleinen Kinder versorgen. Meine Zukunft steht mir so schwer und trüb da, daß ich gar nicht hinaus, nur hinauf sehen kann und seufzen: Ach Gott, erbarme Dich. Wenn jener erste Mai nicht gewesen wäre, wär freilich manches anders, das hab ich in der vergangenen Zeit am schwersten gefühlt, aber der 1. Mai hat nichts Ungeschicktes gehandelt, sondern wir, und darum müssen wir jetzt die Frucht unserer Werke essen.

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