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Emilie an Johann Gottlieb Christaller:

berichtet von Querelen im Missionsbereich, ferner gibt sie Familiennachrichten weiter

(Waiblingen, 19. April 1862)

M1,62 Em 62,0

<1>

Deinen Brief erhielt ich am Charfreitag morgens, als ich im Begriff war in die Kirche zu gehen, u er kam mir, wie Du wußtest, nicht zu früh; er hat uns freilich die gewünschte Auskunft nicht gebracht, aber ich vernahm doch etwas von Dir u das war mir auch genug, ans Hoffen u Harren haben wir uns ja müssen schon oft gewöhnen. Der Herr stehe Dir bei, wenn Du saure Schritte zu machen hast, u stärke Dich mit seinem Leidenssinn, wenn Du verkannt bleibst, Er wirds danach herrlich hinausführen, wenn Du, wir gelernt haben, was wir unter diesem Gericht lernen sollen.

Vor einigen Tagen kam ein Brief von Br. Harnisch, worin auch an Mader einer offen eingeschlossen war, ich las ihn in Deinem Namen u schickte ihn dann ab. Harnisch tadelt Mader über sein geringschätzendes Sichaussprechen über Auer, u sagt ihm, daß unsere afrikan.Mission in Auer einen Mann verloren habe, wie sie keinen mehr habe; auch der Frau Auer gedenkt Harnisch rühmlich; im ganzen Brief stellt er sich Mader gleichsam kampffertig gegenüber , da wirds prächtig werden in Akropong; Harnisch wird aber einen schweren Standpunkt haben; da ist gut wegbleiben. Am Palmsonntag machten Hr Helfer Binders ihren Besuch bei uns, sie haben sich recht ergötzt an unserem Völklein und lassen Dich herzlich grüßen. Am Mi war Miss. Müller da u besuchte auch Mr. Leiths.

<2>

Anfangs dieser Woche kam ein Brief von einem Korbflechter Frank von Calw; er schreibt, er habe mit Deinem Dienstmädchen ein Verhältnis gehabt, doch daß da nichts Böses daraus aufspringen konnte. Nun sei ihm etwas über sie zu Ohren gekommen, jetzt habe er einen 'aber', deßhalb habe er abgeschrieben, denn sein Gefühl sei zu rein, als daß er falsch sein könne, nun habe er noch um seine Sachen, die er ihr gegeben habe, geschrieben u da bekomme er heute einen Brief, worin steh, ob er verrückt sei. [...] (über Sohn Ernst [...] und Familiennachrichten):

<3>

Wenn Du wiederkommst, so müssen wir mit den Schlafzimmern eine Veränderung vornehmen, es ist mir jetzt u zwei Nächte vorgekommen, es sei nicht ganz geheuer in dem meinigen. Wenns nicht ärger kommt, machts mir nicht, aber allein will ich nicht mehr bleiben. Natürlich darfs man niemand sagen, auch gegen das Mädchen nicht merken lassen. Ich lasse eben, bis Du kommst, die Türe zw unseren Zimmern offen u will fleißig beten. Der Vater sagte, ich soll bei der Mutter schlafen bis Du kommst, u er wolle herauf, ich will aber noch zuwarten. Nun weiß ich weiter nichts; laß es mit Deinem nächsten Brief nicht zulang anstehen, sonst kommt er ja nicht vor Dir.

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