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Johann Gottlieb Christaller an die Committee in Basel:

berichtet von seinen durchgeführten und noch geplanten literarischen Arbeiten; verhandelt in 28. Sitzung laut Prot. v 13.7.59, S. 92

(Basel, Juli 1859)

BM: BV 357 I 20

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Verehrte Väter und Vorgesetzte in dem Herrn!

Nachdem seit meiner Rückkehr aus Afrika nun über 13 Monate verflossen sind, erlaube ich mir mit Gegenwärtigem, mich an die v.Comm., die mich zum Secretär des Hrn Inspectors ernannt hat, zu wenden u zwar zunächst mit der gehorsamsten Bitte, mir diesen Sommer die Wohlthat der Vacanz soweit zutheil werden zu lassen, als der Geschäftsgang nach dem Ermessen des Herrn Inspectors gestatten mag. Ich fühle mich zu dieser Bitte aus der schuldigen Rücksicht auf meine Gesundheit verpflichtet.

<2>

Voriges Jahr hatte ich acht Wochen zur Reise nach Württ. u Erholung daselbst, was mir recht zum Danke, auch nicht ohne Erfolg war. Dagegen die Zeit seit meiner Rückkehr aus Württ. anfangs Sept. vorigen Jahres ließen verschiedene Ursachen nicht so günstig für Wiederherstellung meiner Gesundheit werden, als zu wünschen gewesen wäre. Zu denselben rechne ich u.a. die Bemühungen, bis der Druck der Akra- und Otschi-Schriften hier im Gange war und nicht sowohl die Correctur der Probebögen des Otschi-Gesangbuches (328 Seiten), der Apostelgeschichte in Otschi, der Schultabelle und des Jesaia in Akra, als vielmehr die schwierige Überarbeitung des Gesangbüchleins, die Auswahl u Feststellung des Inhalts der Schultabellen u die Überarbeitung der von Br.Auer gelieferten Fibel in Otschi, welche letztere mehr Änderungen erheischte, als mir anfangs nöthig schien, sie wurde erst vor kurzem vom Lithographen u Buchdrucker in Angriff genommen.

<3>

Sonstige Ursachen darzulegen würde es mir an Bereitwilligkeit nicht fehlen, aber an Geschick u an Freimüthigkeit oder vielmehr innerer Freiheit dazu, da es mir als Aufgabe erscheint, zu vergessen, was dahinten ist, und Entschuldigungen u Rechtfertigung auch da, wo Grund vorliegen u Anerkennung zu erwarten sein dürfte (z.B. hinsichtlich meiner Stellung zu unserer Mission in Afrika), nicht als Gewinn, sondern als Schaden zu achten. Eins dagegen erlaube ich mir, hier auszusprechen, für einige Zeit meine Kraft auf gewisse lexikalische u grammatische Bearbeitung gesammelten Stoffes zu concentriren.

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In meiner jezigen Stellung ist dieses nicht wohl möglich. Solange ich in der bisherigen Stellung zu verbleiben habe, will ich froh sein, wenn ich (während dieser Vacanz u hernach) etwas mehr auf gelegentliche Beihilfe Br. David D. Asantes rechnen u die Übersezung theils der leichteren Stücke des NT, wie der Briefe und der Offenbarung Johannis, theils der nach Anordnung und Wichtigkeit nächstliegenden, wie des Römerbriefes, vornehmen u außerdem an den blose Zusammenstellung erfordernden Vorarbeiten fortfahren kann. (Seit letztem Winter habe ich u.a. gegen 1800 Sprichwörter und den Anfang einer umfassenden Wörtersammlung, beides großentheils mit Erklärungen und Anwendungsbeispielen zusammengestellt).

<5>

Die bestmögliche Cultivirung ist ja gewiß neben dem, was sonst für unsere Mission in Afrika geschieht, so wichtig u nöthig, als der mündliche Verkehr wichtig ist, neben der Erleichterung und Beförderung des Reisens u Wohnens im Lande; widmen sich einzelne der Ökonomie, den Straßenbauten zum besten der andere, so darf sich ja auch ein einzelner solchen Spracharbeiten widmen, für welche die anderen trozdem, daß sie auch die Sprache zu erlernen haben, nicht die Zeit finden; und wenn z.B. einer der Tüchtigsten unter diesen seinen Zuhörern sagt, was geschehen müsse, daß sie selig werden, der Zuhörer aber hernach sich verwundert, wie doch der Missionar dazu komme, sie einmal über das andere 'Hundsfott' (oder eigentlich etwa Schlimmeres) zu schelten, wenn wegen mangelhafter Übersezung Raum gefunden wird, für eine Verstorbene eine Sklavin zu opfern u dergl, so kann man doch nicht sagen, daß auf Genauigkeit u Richtigkeit im Ausdruck nicht soviel ankomme.

Basel im Juli 1859

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