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Emilie und Johann Gottlieb Christaller an Eltern und Geschwister:

von ihrer Rückreise nach Basel und deren dortigen Gegebenheiten; sie hatten ein Negernmädchen Anyama mitgebracht; dazu laden sie aufs Missionfest ein

(Basel, 6. Juni 1858)

M3,58 Chr 1

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Emilie: Das Warten wird Euch wohl recht lange geworden sein, seit Ihr die letzte Nachricht von uns erhalten habt, u werdet auch manchmal mit Besorgnis an uns gedacht haben, wie es uns wohl ergehen werde auf der langen Reise. Deshalb benütze ich auch den ersten freien Augenblick, Euch zu benachrichtigen, daß wir Fr 4. Juni gesund u wohlbehalten mit unserem Kindlein hier ankamen. Der Herr hat seine Flügel über uns gebreitet, daß kein Unfall uns nahen durfte auf unserer langen beschwerlichen Reise; Näheres über unsere Erlebnisse ist besser mündlich zu erzählen, was so Gott will im Monat August geschehen wird.

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Als wir Akropong verließen, meinten wir, unser Schiff gehe nach Bremen, als wir aber an die Küste kamen, erfuhren wir erst, daß dasselbe eine Ladung Palmöl nach Bristol in England habe u wir also dorthin kommen sollten, was am 19.Mai also nach zweimonatlicher Seereise geschah; unterwegs starb unser wackerer Kapitän, ein blühender Mann von 25 Jahren, an den Folgen der Dysenterie, ein herber Schlag für uns. Von Bristol reisten wir nach London, wo wir 8 Tage blieben, weil mein lb Mann einige Geschäfte zu besorgen hatte. Hier kamen wir auf ein Dampfschiff, das uns nach Holland brachte; wir zogen nemlich die etwas gemächlichere Reise zu Schiff den Rhein herauf der kürzeren, aber Tag u Nacht dauernden Eisenbahnreise über Frankreich des Kindes wegen vor. In Rotterdam kamen wir wieder auf ein andres Schiff, das uns nach Köln, wo wir einige Stunden an Land gehen, Merkwürdigkeiten sahen und einen Missionsfreund Hrn Kaufmann Simonis besuchen konnten, u dann nach Mannheim brachte. Am anderen Tag (Do) kamen wir durch die Eisenbahn nach Heidelberg, wo wir Herrn Lehrer Böckle, die Eltern der vor einem Jahr nach Afrika ausgegangenen u nun schon verwittweten Frau Steinhaußer besuchten. Fr VM traten wir den letzten Teil unserer Reise an u kamen abends nach Basel.

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Fürs erste bewohnen wir ein Zimmer im Missionshaus, werden aber bald ein Häuschen bekommen, das auf dem Platz des künftigen Missionshauses steht u mit demselben übernommen werden mußte. Das wäre nun in Kürze die Hauptsache, nehmet mit diesem wenigen vorlieb, ich habe wenig Zeit, ebenso mein lb Gottlieb, seit wir in England ans Land kamen, nahm er sich auf jeder Station vor, Euch u unseren Geschwistern in Eßlingen u Gmünd zu schreiben, konnte aber nie dazu kommen. Schicket daher diesen Brief dorthin nebst unseren herzlichsten Grüßen, es wird wohl bald ein zweiter folgen von ihm selber.

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Etwas habe ich doch vergessen. Wir kamen nicht zu dritt, sondern zu viert hier an, wir brachten ein Negermädchen Anyama mit. Sie war in Akropong als Dienstmädchen bei uns u wir gewannen sie recht lieb; ihre Mutter übergab sie uns mit vollem Vertrauen. Ich will sie nun, wenn der Herr mir Kraft schenkt, erziehen, daß sie in einigen Jahren zurückkehren u ihren Landleuten von Nutzen sein kann.

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Nach dem Missionsfeste, das am 28. Juni beginnt, fängt die Vacanz an, die wir bei Euch in Württemberg zuzubringen im Sinne hatten, ich bezweifle jetzt aber, ob ich mitgehen kann, fürs erste habe ich jetzt herzlich satt am Reisen, und fürs andere ists an der Zeit, daß mein Kindlein endlich in eine Ordnung kommt, aber wie wärs, wenn Ihr, lb Eltern, aufs Fest kämet? Freilich könnten die Feldgeschäfte im Wege stehen, aber vielleicht könnte eines von Euch kommen, Du lb Vater; in acht Tagen kannst Du wieder zurück sein, Du lb Mutter, könntest es noch leichter thun, weil Du Maria die Haushaltung überlassen kannst. Am nettsten wärs, wenn Ihr miteinander kämet. Kost u Logie hättet Ihr bei uns. Ich denke, der Herr hat Euch alle gesund erhalten u sehe nun sehnlich einem Brief von Euch entgegen. Lebet wohl in herzlicher Liebe Euer G. u E. Christaller.

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(G.Chr.): Theure Eltern, liebe Schwester u Schwäger: Ihr müßt es mir zugute halten, daß ich Euch nicht bälder u einzeln schreibe, so eine Reise mit Familie bringt eben viele Unruhe mit sich. Und wenn ich in England u hier in Basel von Besuchen u anderen Ausgängen oder Verrichtungen zurückkam, war meine lb Emilie auch wieder froh, wenn ich mich des Kindes annahm. [...]

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Auf der Dahomey (= Schiff) blieb von unseren Sachen nur ein Kistchen mit 63 Pfd Kaffee, das ich an Rapp in Eßlingen von Bremen aus senden lasse, weil Eßlingen an der Eisenbahn liegt u von dort aus [...] (verteilt werden soll). Ich werde aber noch einmal darüber schreiben. Hr Insp. Josenhans ist froh, daß ich ihm vor dem Fest noch etwas helfen kann. Danket mit uns dem Herrn, daß er uns so gut hieher gebracht hat u uns fortwährend Gutes thut über Bitten u Verstehen. In herzl. Liebe Euer G.Chr.

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