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Johann Gottlieb Christaller an Gottliebe Merkle und Schwager:

Christaller berichtet von Krankheiten im hiesigen Missionsfeld, spricht von seiner glücklichen Gemeinschaft mit Emilie und gibt einige Einzelheiten seiner momentanen Tätigkeit kund

(Abudé/Aburi, 4. Aug. 1857)

M3,57 G C 6

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Mit Freude u Dank erhielten wir mit letzter Post Eure lb Briefe vom 8.-20.4. und 15.6. mit Briefen von Eßlingen u Waiblingen. Ich kann sie diesmal wieder nicht, wie ich wünschte, beantworten, was mich tröstet, ist Eure Nachsicht, die Ihr mit mir habt und der Du, liebe Gottliebe, in dem vom 20. April wieder versicherst. Anderwärts aber muß ich mich schämen in mehr als einer Hinsicht, ich lasse mich eben nicht gern von einer solchen Eile sehn, u da wir doch der Demütigung bedürfen, muß es eben doch geschehen. Wenn die Post allemal vorüber ist, lege ich den Gedanken an Schreiben beiseite, bis etwa neue Nachrichten kommen u dann kommt oder liegt richtig etwas vor, daß ich nicht gleich ans Antworten komme u dann ists so viel oder die Zeit so kurz, daß ich vor lauter Sollen nicht zum Thun komme.

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Mein Harmonium erhielt ich am 23. Juni, was die uns zugedachten Hausgeschenke betrifft, so danken wir Euch für Eure Liebe u Besorgtheit, müssen aber bitten, es lieber anstehen zu lassen, sollten wir vielleicht in ein paar Jahren einen Besuch daheim zu machen veranlaßt sein, so ist uns dann vielleicht etwas anständig. Seid aber, da ich das Heimkommen berühre, meinet- oder unserthalben ganz ruhig, es geht uns gewiß besser als Ihr denket u wir sind glücklich, sehr glücklich miteinander u fröhlich in Hoffnung. Was ich so nebenbei an Trübsal habe, muß mich eben in der Geduld u Demut üben u wenn ich das lerne, wird es auch wieder mehr nach meines Herzens Wunsch gehen.

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Wir wollen Euch u den lb Eßlingern Eure Briefe das nächste Mal beantworten, es freute uns sehr von Euren Besuchen in Waiblingen, Winnenden zu vernehmen. Bruder Dieterle kam von Sierra Leone mit einem Anfang der Dysenterie auf sein Schiff zurück, war eine Zeitlang krank an der Küste, dann in Akropong, wo sich die Dysenterie hob, aber ein zurückbleibendes Übel erwies sich als eine Mastdarmfistel, nicht gefährlich, aber beschwerlich, und da er in Afrika ist, war er nie ohne Schmerzen davon. Doch geht es ihm jetzt besser. W. Maurer hatte ein starkes u ein zweites leichteres Fieber, Emilie, die mit ihr in Korrespondenz steht, wird wohl auch von ihr schreiben. Bruder Kromer wurde anfangs Juli von Gyadam nach wöchentlichem Wochenaufenthalt dort hieher abgeholt, da er durch wiederholte Fieber sehr geschwächt war. Ganz anders als ich mich je befand, die Brüder Baum u Hänger haben auch alle 8 Tage Fieber, da es in Gyadam viel heißer ist als in Akropong und sie keine ordentliche Wohnung u Pflege haben. Es ist uns bange für diese drei Brüder u Bruder Baum erwartet, soviel wir wissen, gar noch eine Frau, die es sehr schwer bekommen wird.

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Da Hannele (Rapp) in ihrem lb Brief nach der Frage nach der Gesundheit der lb Emilie sagt, sie freue sich sehr, bis wieder Nachricht von uns komme, und ihr das nach Eßlingen mittheilet, so will ich die Antwort nicht aufschieben auf meinem besonderen Brief. Wir können sagen, es geht meiner lb Emilie so gut als man nur wünschen kann u wir sind der Zuversicht, es wird ihr auch ferner gut gehen, bis Mitte Dezember u darüber hinaus. Und ich sage lieber gleich: immerdar. Ja wir danken gleichfalls Gott, daß wir so glücklich miteinander leben u so gut füreinander passen. Nun nehmet eben für dasmal vorlieb. Da es uns oft so schwer fällt, im Schreiben abzubrechen, wenn man sich so gerne ausführlich einlassen möchte (das ist meinerseits ein Fehler), so stellet nur auch Fragen, dann haben wir es leichter u vergessen weniger das, was Ihr gerade wissen möchtet. Übrigens wißt Ihr ja, daß die Augen des Herren allezeit über uns offen sind und Er uns noch weniger vergißt als Ihr, Ihr Lieben.

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[...] Daß ich meine liebe Emilie das erste Mal auf 8 Tage verließ, fiel wohl beiden ein wenig schwer, aber ihre Haushaltung ist ja jetzt im Gang, und ich konnte, während die Br. Mader und Zimmermann mit den Institutszöglingen (die diesen Monat Vacanz haben) auch nicht ganz zu Hause bleiben, u das Reisen u der Aufenthalt hier thut mir selber auch gut. Die neuen Br(üder) an der Küste u in Abokobi haben alle durch Fieber u Anfälle von Dysenterie gehen müssen, gegenwärtig ist Br. Heck an letzterer krank. Nun ist das Blättchen voll. In herzl. Liebe Euer G.Chr.

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