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Johann Gottlieb Christaller an Mutter und Schwestern

(Basel, 10. Juni 1849)

Nbrg JG Chr 2

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[...] Mit der Gesundheit in beiden Anstalten steht es ganz gut, und auch für die meinige kann ich dem liebreichen und gnädigen Gotte nicht genug danken. Am vorletzten Dienstag vor dem Himmelfahrtsfeste mußten sich gegen 10 von uns die Schutzpocken noch einmal einimpfen lassen. Ich bekam 5 und eine kleine Pustel auf dem rechten und linken Arme, aber ohne Fieber oder sonstige Beschwerden, nur legte ich mich an gedachtem Feste nach der Vormittagspredigt einige Stunden zu Bette, um bei dem feuchten Wetter durch Schwitzen die Entwicklung zu befördern. Seit Anfang Juni bade ich mich öfters, wir hatten dieses Frühjahr manchmal im Garten zu thun. (Anfrage wegen der Hausandachten in Winnenden) Ihr schreibt mir gar nichts von der lb Christiane, wie geht es denn ihr? ist sie viel bei Euch? ich gedenke ihrer immer als eines Familienmitgliedes. [...]

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Was draußen in der Welt vorgeht, ist ja alles doch so ungemein veränderlich, und wenn man den Begebenheiten folgen wollte, wäre das nur zerstreuend u zeitraubend. [...]

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Der Christ soll auf die Zeichen der Zeit merken, aber wir haben, Gott sei Dank, noch so viele treue Hirten u Lehrer, die als Wächter für uns auf der Zinne stehen u uns genug sagen können dessen, was uns zu wissen und zu beachten nöthig u heilsam ist.

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[...] Gottliebin schreibt, Hannele habe ihr den Vorschlag gemacht, ob sie nicht nach Basel wolle, es werde aber dieses Jahr noch nichts daraus werden, das ist also zu verstehen, keine von beiden werde kommen. Nun, ich hielt es immer für wahrscheinlich, daß ich die Freude haben u das Hannele ihren Vorsatz ausführen werde, wenn es sich aber nicht wohl schickt, glaube ich, offen gesagt selbst, daß Ihr nicht dazu kommen werdet; doch gebe ich die Hoffnung nicht auf, es wird eben auch darauf ankommen, ob Ihr (eine) Reisegefährtin erhaltet. Die Eisenbahn geht jetzt bis Efringen, nur zwei Stunden von Basel. Bisher konnte man freilich auch nicht wissen, ob nicht die politischen Zustände eine solche Reise vereiteln. Doch glaube ich, daß dieser Umstand kein Hinderniß machen wird. [...]

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Die männlichen Festgäste können diesmal nicht wie sonst in der Klingenthalkaserne beherbergt werden, da in diese schweizerische Truppen kommen. Dagegen werden sie in dem Landeswaisenhause untergebracht werden. [...]

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