Das Internet als Forschungsinstrument für die Afrikanistik
urn:nbn:de:0009-10-475
Abstract
The internet has become recognized quite generally as a valuable research tool. Even though African languages are not well represented in the internet there are numerous pieces of valuable information for African Studies to be discovered in virtual fieldwork: short vocabularies and descriptions of various African languages published by individual authors, university departments or travel agencies, and texts in African languages mostly written or translated by missionaries or NGOs. These data tend to reflect the standard variants of the languages used. Contributions in forums provide, however, a type of speech that is close to oral communication.
Linguistic data can be found by using the name of the respective languages combined with terms such as "language", "grammar", "course" or the name of an author as search items. Series of words (in double quotes) that are likely to occur in oral and/or written language constitute good search items for finding texts and contributions to forums.
Résumé
L'internet est reconnue de manière générale comme un instrument de recherche valable. Bien que les langues africaines ne soient pas bien représentées sur internet il y a assez d'informations qui peuvent être découvertes dans la recherche sur terrain virtuel. Des petits vocabulaires et des descriptions de plusieurs langues africaines sont écrits par des auteurs individuels, des départements d'universités et des agences de voyages. Des textes en langues africaines sont en majorité publiés par des missionaries ou des ONGs. Ces données tendent à refléter les variantes standards des langues utilisées. Ce sont des contributions dans des forums qui sont témoins d'un langage proche de la langue parlée.
On recherche les données linguistiques en utilisant les noms des langues respectives combinés avec des termes tels que "langue", "grammaire", "cours" ou le nom d'un auteur comme terme de recherche. Des chaînes de mots (en guillemets) qui sont très courantes dans le langage parlé et/ou écrit peuvent constituer de bons termes de recherche pour trouver des textes ou des contributions dans des forums.
1. Einleitung
<1>
Mit der Gründung der E-Zeitschrift Afrikanistik online wurden zwei Ziele verbunden. Zum einen soll das Internet in der Afrikanistik stärker als effektives Forschungs- und Arbeitsmedium etabliert werden. Zum anderen sollen Leser in wirtschaftlich benachteiligten Regionen haben. Damit bekommen sie besseren Zugriff auf aktuelle Forschungsergebnisse und können sich leichter an der wissenschaftlichen Diskussion beteiligen.
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Damit die wissenschaftliche Nutzung des Internets nicht auf die Lektüre von E-Fachzeitschriften beschränkt bleibt, wird im Folgenden aufgezeigt, wie das Internet als Instrument für afrikanistische Forschung genutzt werden kann. Dabei stehen Verfahren zum Auffinden von Sprachdaten im Vordergrund. In den Text wurde bewusst eine Vielzahl von Links eingebaut, die zu thematisch sehr diversen Websites führen, damit der Leser den Text nebenher wie ein Nachschlagewerk [1] nutzen und mühelos einen Eindruck von der Vielseitigkeit und der Qualität von im Internet frei zugänglichen fachrelevanten Informationen gewinnen kann.
<3>
Mit dem zweiten Ziel greift die Zeitschrift in einen Diskurs ein, in dem gelegentlich vor allem zwei Argumente gegen den Einsatz digitaler Lehr-, Lern- und Kooperationsmedien in Afrika vorgebracht werden: die dort allgemein verbreitete Rückständigkeit in Bezug auf Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) und die mangelnde Computer- und Internetkompetenz.
2. Das Internet als Forschungsinstrument
<4>
Das Internet als wissenschaftliches Forschungsinstrument etabliert sich in zunehmenden Maße ( DG PuK , Henning , Nentwich , Hong Wu 2000 , Woodrow 2003 ) und ist in dieser Funktion für eine Reihe von Wissenschaftsdisziplinen beschrieben worden. Dazu gehören Soziologie u. a. ( Holge-Hazelton ; Früh ), Wirtschaftswissenschaft ( Focus-Lexikon ) aber auch Ethnologie ( Hine ).
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Die wachsende Zahl von elektronisch publizierten begutachteten Fachzeitschriften in den verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen ist ein Beleg für die hohe Qualität von im Internet zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Informationen. Dabei geht es hier nicht um die Online-Versionen gegebener gedruckter Veröffentlichungen und kommerziell angebotener Online-Zeitschriften wie JALL und CEA , sondern um frei zugängliche (open access) Zeitschriften. Sicherlich auf Grund gegebener Notwendigkeit gibt es eine ganze Anzahl für den Bereich Behinderten- und Integrationspädagogik (z.B. Disability Studies in Deutschland ), aber auch Medienpädadogik und Elearning ( MedienPädagogik , eleed , ROL = Reading Online) sowie Soziologie ( FQS = Forum für Qualitative Sozialforschung) sind gut vertreten. Für die Afrikanistik relevante E-Zeitschriften sind neben ASQ (African Studies Quarterly), Linguistic Discovery , Genders jetzt auch Afrikanistik online .
<6>
Daneben findet sich - verstreut im Internet - eine Vielzahl von einzelnen wissenschaftlichen Artikeln verschiedener Qualitätsstufen, hochstehende Sachbeiträge und Websites mit Inhalten, deren Auswertung als virtuelle Feldforschung eine neue Methode der Datenerhebung entstehen lässt. Dazu gehören Texte in afrikanischen Sprachen, die Gegenstand dieser Untersuchung sind.
<7>
Wenn in Europa auf die durch Armut bedingte technische Rückständigkeit Afrikas als Argument gegen die Einführung digitaler wissenschaftlicher Publikationen verwiesen wird, steht das in Widerspruch zu der Tatsache, dass seit Jahren regelmäßig mit afrikanischen Kollegen per Email kommuniziert wird und dass auf den Websites der meisten afrikanistischen Institute die URLs [2] wissenschaftlicher Einrichtungen in Afrika aufgelistet sind. [3] Außerdem finden sich Links zu den Portalen der Afrika-Forschungszentren amerikanischer Hochschulen, u.a. der University of California Los Angeles und der University of Pennsylvania, [4] die ihrerseits eine Vielzahl von Links zu wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen aber für die Forschung relevanten Organisationen und Institutionen in Afrika haben. [5] Schließlich lässt sich leicht beobachten, dass afrikanische Gastwissenschaftler ebenso gut mit Computern umgehen können wie ihre hiesigen Kollegen.
<8>
Die Schwierigkeiten, die aufgrund der in vielen Fällen schlechten Versorgung der meisten Gebiete Afrikas mit Elektrizität, Rechnern, Software und vor allem Serverkapazitäten bestehen, soll nicht geleugnet werden, aber sie lassen sich - zumindest langfristig - sicherlich eher überwinden als die unzureichende Versorgung mit gedruckter wissenschaftlicher Literatur. Diese Erwartung erklärt, wieso vor allem afrikanische Teilnehmer des 9. Nilo-Saharan Colloquium in Khartoum die Veröffentlichung der Konferenzergebnisse im Internet wünschten, während die europäischen und amerikanischen Teilnehmer sich mehrheitlich für eine konventionelle gedruckte Publikationsform aussprachen (Anne Storch, pers. Mitt.). Die Akzeptanz elektronischer Medien für die wissenschaftliche Kommunikation und der kompetente Umgang damit spiegelt sich aber noch mehr durch die 210 in Afrika publizierten wissenschaftlichen E-Zeitschriften ( AJOL ) [6] wieder, die allein vom International Network for the Availability of Scientific Publications ( INASP ) [7] bis zum März 2004 verwaltet wurden.
<9>
All dies lässt mit Sicherheit davon ausgehen, dass Afrikanistik online in Afrika als willkommene Möglichkeit gesehen wird, jederzeit zu minimalen Kosten Zugriff auf qualitativ hochstehende und aktuelle Forschungsergebnisse zu bekommen.
Mangelnde Kompetenz ?
<10>
Die als zweites Argument ins Feld geführte mangelnde Computer- und Internetaffinität ist aber in Europa ebenso zu beklagen wie in Afrika. Dabei ist die Kompetenz nicht nur der meisten Studierenden zur Nutzung wissenschaftlicher Informationen aus dem Internet unzureichend ( Becker-Mrotzek 2004 ), sondern Ähnliches gilt auch für viele Wissenschaftler. Sie sehen sich mit einer solchen Flut von Informationen sehr unterschiedlicher Qualität konfrontiert, dass sie nicht die für sie wichtigen heraus zu filtern vermögen. Die Nützlichkeit des Internets als wissenschaftlicher Informationsquelle ziehen sie deshalb generell in Zweifel und nutzen es vor allem für Kommunikation und nur eingeschränkt zur Beschaffung von Informationen, u. a. aus schon bekannten Datenbanken, z.B. das Comparative Bantu Online Dictionary und K'ofar Hausa sowie aus bekannten Websites, z.B. über bestimmte Institutionen und Personen, Lehr- und Sonderveranstaltungen, Print-Publikationen, sowie allgemeine Auskünfte.
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Ein drittes und zunächst durchaus valables Argument gegen das Internet als afrikanistisches Forschungsinstrument ist, dass die Recherche nach sprachbezogenen Quellen sich recht mühsam gestaltet. Während die landes-, kultur- und völkerkundlich orientierte Afrikaforschung eine Vielzahl von Informationen aus nichtwissenschaftlichen, aber auch aus wissenschaftlichen Quellen findet, [8] sieht sich die linguistisch orientierte Afrikanistik eher mit einem Informationsvakuum konfrontiert. Die deutsche Afrikanistik bietet ihre Forschungsergebnisse bisher kaum im Internet an und viele Afrikalinguisten im Ausland verhalten sich diesem Medium gegenüber ähnlich zurückhaltend. [9] Zudem gibt es bislang nur wenige Websites, die in afrikanischen Sprachen gestaltet sind und auch die Anzahl der Seiten in afrikanischen Sprachen innerhalb von anderssprachigen Websites ist gering.
<12>
Man kann jedoch davon ausgehen, dass in zunehmendem Maße Afrikanisten ihre Arbeiten online publizieren und dass auch die Zahl von Online-Beiträgen in afrikanischen Sprachen zunehmen wird.
3. Informationssuche im www
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Am einfachsten ist die Suche im Internet, wenn die die betreffenden URLs bekannt sind. Das gilt u.a. für die oben genannten Suchziele (Institutionen, Verlage, Auskunftsysteme) deren URLs allgemein bekannt gegeben werden. Da sie immer wieder angesteuert werden, lohnt sich das Anlegen von Favoriten (bookmarks), die jederzeit einen schnellen Zugriff auf die gewünschten Informationen erlauben.
Online Lexika
<14>
Eine relativ bequeme Suche erlauben auch die großen Online-Enzyklopädien wie die Encyclopedie-Larousse , die Brockhaus Enzyklopädie [10] und die Encyclopaedia Britannica , deren Ergebnisse allerdings vorwiegend für Studienanfänger und für Quellenstudien interessant sind. Auch Nicht-Abonnenten können testen, ob es Einträge zu bestimmten Begriffen gibt, und bekommen im positiven Fall einen Auszug aus dem betreffenden Eintrag mit der Preisangabe für die Komplettversion.
<15>
Umfangreichere und detailliertere Informationen mit einer Vielzahl von Querverweisen bieten das retrodigitalisierte [11] Deutsche Koloniallexikon . Eine Vielzahl von Einträgen von historischem Interesse für Afrikanisten enthält das derzeit noch (Nov. 2004) in Retrodigitalisierung befindliche Meyers Konversationslexikon von 1888. Ähnliches gilt für das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon , jedoch beschränkt auf kirchenverbundene Afrikaforscher wie Livingstone, Christaller, Meinhof oder Westermann. Aktuelle Inhalte findet man eher in den kollaborativ erstellten Online-Lexika. Das weltweit bekannteste ist Lexikon dieses Typs ist Wikipedia . [12]
Sprachbezogene Recherchen
<16>
Um Informationen über bestimmte Sprachen zu finden, ist die Eingabe der jeweiligen Sprachbezeichnungen als isolierte Suchbegriffe in Suchmaschinen meist wenig erfolgversprechend. Darin unterscheiden sich Suchmaschinen grundsätzlich von den semantisch sortierten Stichwortkatalogen in Bibliotheken. Zu den wenigen Ausnahmen gehören Hausa und Swahili . Für die meisten anderen Sprachen lohnt es sich, ihren Namen mit einem zweiten Suchbegriff zu kombinieren.
<17>
Vor allem durch die Digitalisierung des Ethnologue sind metasprachliche [13] Daten über einen großen Teil der Sprachen Afrikas abrufbar. Umfangreiche metasprachliche Informationen, Links zu zweisprachigen Wortlisten, grammatischen Beschreibungen und Textbeispielen findet man auf den Websites einiger amerikanischer Universitäten, z.B. African Studies Center der University of Pennsylvania, der Columbia University Libraries und - beschränkt auf Bantusprachen - beim Comparative Bantu Online Dictionary ( cBold ).
<18>
Auf die vereinzelt im Internet verstreuten wissenschaftlich wertvollen und für die Afrikanistik relevanten Artikel finden sich nur wenige Hinweise, die man gezielt suchen kann. Umso wertvoller ist die Sammlung von kleinen Sprachbeschreibungen und Wortlisten aus allen afrikanischen Sprachfamilien von Maho (2003-4) auf der Website der Universität Göteborg. Darin findet man u.a. Links zu kleinen Sprachbeschreibungen und Wörtersammlungen, wie sie von linguistischen Laien, d.h. Touristen, Entwicklungshelfern oder Reiseveranstaltern zusammengestellt wurden. Sie sind wenig umfangreich und entsprechen nicht dem wissenschaftlichen Standard, können jedoch wertvolle Quellen für soziolinguistische Untersuchungen bilden. Beispiele sind die folgenden Beschreibungen von Ewe , Mandinka , Tuareg , Luganda , Ndebele , Venda und Zulu .
<19>
Es finden sich aber auch Links zu einigen qualitativ hochwertigen Sprachkursen und zweisprachigen Wörterverzeichnissen. Solche sind im Internet selten, vor allem, wenn sie kostenlos und allzeit verfügbar sein sollen. Es gibt aber einige gute Anfängerkurse, z.B für Akan (s. Bearth et al. 2002), Swahili [14] , Arabisch , Hausa , Luganda und Kimbundu .
<20>
Wer linguistisch arbeiten will, steht vor dem Problem, auswertbare Texte zu finden. Das ist deshalb schwierig, weil es nicht sehr viele Texte im Internet gibt, zumindest noch nicht. Zudem versagen konventionelle, semantisch orientierte Suchverfahren weitgehend bei Suchmaschinen. Für die Suche nach Texten in afrikanischen Sprachen im Internet empfiehlt sich eine Methode, die man als virtuelle Feldforschung [15] bezeichnen kann. Dabei werden Daten im Internet recherchiert, die bislang im Feld erhoben wurden (s. Giertz 2001:44f, 3sat 2001 ).
<21>
Sie verlangt völlig andere Suchkriterien als die konventionelle Bibliotheksrecherche, die durch semantische Kriterien und die Einordnung von Suchbegriffen [16] nach alphabetischen Reihenfolgen bestimmt wird. Das Internet kennt keine semantischen Kriterien, sondern Suchmaschinen suchen nur nach Zeichenketten bzw. Abfolgen von Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen. Wie die virtuelle Feldforschung angewendet wird, hängt vom Suchthema ab und davon, für wie viele Begriffe Zeichenketten des Suchbegriffs - in welcher Sprache auch immer -benutzt wird, und wie oft sie in diesen Bedeutungen im Internet vertreten ist.
<22>
Mittels der jeweiligen Sprachbezeichnungen als Suchbegriffe kann man (irgendwelche) Texte in bestimmten Sprachen finden. Dazu gehören Swahili bzw. Kiswahili , Hausa bzw. Haussa , Lingala , Sepedi , Ciluba und Luganda . Allerdings werden Ergebnisse aus Italien, Spanien und vielen anderen Ländern erst so weit hinten aufgelistet, dass der Nutzer sie trotz ihrer große Menge kaum findet. Es lohnt sich daher, ggfs. die Suchmaschinen auf die Standardseite verschiedener Länder, z.B. von Portugal wegen Kimbundu , Italien wegen Somali oder Schweden wegen Kikongo und Gbaya einzustellen und dann gezielt nach Ergebnisse aus diesen Ländern zu suchen. Da die Bezeichnungen vieler Afrikanischer Sprachen identisch sind mit denen für deren Sprecher, muss man in Kauf nehmen, dass nicht nur sprachbezogene, sondern auch touristische, landeskundliche, ethnologische, politische, religiöse u. a. Websites als Ergebnisse gefunden werden. Ganz bestimmte Texte in diesen Sprachen findet man über die Kombination von 'Autorennamen' und 'Sprachbezeichnung' als Suchbegriffe.
<23>
Viele, insbesondere kurze Sprachenbezeichnungen bestehen aus Zeichenketten, die im Internet auch für völlig andere Begriffe aus anderen Sprachen benutzt werden. Ein Beispiele hierfür ist die Zeichenkette ewe , die als Suchbegriff mehrheitlich Ergebnisse für Schafwirtschaft bringt und in der Schreibweise Eve solche bezüglich der Vorabende aller möglichen Feiertage. Sango ist nicht nur Nationalsprache der Zentralafrikanischen Republik, sondern so heißt auch eine Figur in einer japanischen Zeichentrickserie, die Thema vieler Websites ist. Darüber hinaus sind viele kurze Sprachnamen identisch mit Firmen- und Produktbezeichnungen, z.B. Fur , Twi , Luo , Zulu . Andere Sprachbezeichnungen wie Bambara , Ashanti werden insbesondere in den USA oft für Restaurants, Geschäfte, Musikgruppen, Künstlernamen o. ä. benutzt, andere sind mit Familien-, Künstler- oder Ortsnamen identisch, z.B. Moore , Haya . Damit sind sie isoliert für linguistische Recherchen ungeeignet. Eine Lösung bietet die geschickte Kombination von Suchbegriffen, z.B. Ewe +Grammar , Zulu +wordlist , Swahili +proverbs [17] , Hausa +forum . Als Ergebnisse werden jedoch nicht nur online Grammatiken, Wortlisten und Sprichwortsammlungen aufgelistet, sondern mehrheitlich Verweise auf Verlage, die eben diese in gedruckter Form anbieten, auf Vorträge zu verschiedenen Anlässen, oder es sind Quellenangaben in Online-Publikationen. Die Suche nach "forum" "+Sprachname" führt allerdings recht selten zu guten Ergebnissen. Hausa bildet hier eine Ausnahme.
<24>
Texte in bestimmten Sprachen lassen sich am ehesten dadurch finden, dass Zeichenketten als Suchbegriff eingegeben werden, die mit großer Wahrscheinlichkeit in vielen Texten vorkommen. Sofern sie aus mehreren Wörtern bestehen, sollten sie in Anführungszeichen stehen, damit nach den geschlossenen Ketten gesucht wird und nicht nach Webseiten, die die einzelnen Wörter in beliebiger Verteilung enthalten. Ein langes Einzelwort mit einer sprachspezifischen Struktur, z.B. Swahili kujitegemea 'Eigenständigkeit' als Suchbegriff liefert fast ausschließlich Texte verschiedener Provenienz, die dieses Wort enthalten, aber auch die englische Entsprechung im Kamusi-Glossar . Kürzere Wörter wie z.B. kitu (Swah.) 'Ding, Sache' oder babu (Hausa) 'es gibt nicht' liefern keine verwertbaren Ergebnisse, oder man muss die Swahili-Ergebnisse aus anderssprachigen heraussuchen. Suchbegriffe aus kleinen Wortgruppen wie ni lazima 'es ist notwendig', kazi ya (Swah.) 'Arbeit von', ti molenge (Sango) 'des Kindes', dzodzo ge (unvollständige Ewe-Verbkonstruktion) 'Weitergehen' [18] bringen dagegen zufrieden stellende Ergebnisse.
<25>
Man stößt bei der Suche vorwiegend auf religiöse Texte, die durch verschiedene Missionsgesellschaften ins Internet gesetzt werden wie z.B. Christus Rex oder die Zeugen Jehovas. Daneben findet man die Universelle Erklärung der Menschenrechte in praktisch allen Sprachen, selbst so kleinen wie das in Ghana und Togo verbreitete Nzema . Viele dieser Texte unterscheiden sich von gedruckten Texten und liefern somit keine neuen Daten für eine linguistische Auswertung.
<26>
Interessant hierfür sind dagegen Beiträge in afrikanischen Sprachen zu Foren, denn sie reflektieren den aktuellen Sprachgebrauch sehr viel mehr als die Texte mit ihrer formalen Sprache. Bedauerlicherweise sind solche Foren sind nicht leicht zu finden und sie sind nicht sehr zahlreich. Zu den wenigen gehört das Kikongo -Forum. In den meisten Foren wird in Englisch, Französisch oder Portugiesisch diskutiert, wenngleich immer wieder Diskussionsteilnehmer auch ihre Muttersprache einsetzen. Das lässt sich beispielsweise in der Rumbek-Online-Hall im Sudan Dinka Net beobachten.
<27>
Komplette Websites in afrikanischen Sprachen sind selten, und sie werden - wie auch einzelne Webseiten in afrikanischen Sprachen - teilweise durch Missionen und andere Nichtregierungsorganisationen, z.B. http://fulbe.com/wecomefulbe.htm , oder durch Migranten in der Diaspora Europas oder Amerikas, z.B. http://sango.free.fr/, und produziert.
4. Datenserver
<28>
Die Anlage von Favoriten zur Sicherung der durch die in dieser Arbeit anklickbaren Webseiten lohnt nur bedingt. Zum einen stellen sie keine systematische Sammlung dar, sondern resultieren meist von zufälligen weder inhaltlich noch methodisch koordinierten Publikationsaktivitäten einzelner Personen oder Institutionen. Zum zweiten werden viele Seiten nur für eine begrenzte Zeit, z.B. während einer Konferenz, ins Internet gestellt und sind danach nicht mehr abrufbar. Daher steht der mit gut organisierten Favoritensammlungen verbundene Organisationsaufwand in keinem guten Verhältnis zum Nutzen.
<29>
Vielmehr empfiehlt es sich einen Datenserver anzulegen, auf dem alle wichtigen Inhalte samt der entsprechenden URLs und dem jeweils letzten Besuchsdatum gespeichert werden. Ein Datenserver lohnt auch wegen der vielen wertvollen Zufallsergebnisse, die man üblicherweise während einer Recherche findet, die man aber nicht gleich verwerten kann. So bleiben sie auch für dann erhalten, wenn die entsprechenden Seiten im Internet gelöscht sind. Darüber hinaus ist es angeraten, auch diejenigen Inhalte zu sichern, die möglicherweise einmal wichtig werden. Deshalb empfehlen sich Datenserver nicht nur als individuelle Lösungen, sondern ihre Anschaffung und Pflege ist sicher auch für Bibliotheken lohnend.
<30>
Die Anlage eines gut bestückten Datenservers verlangt ein bisschen Zeit, Geduld und Sorgfalt sowie bibliothekarisches Verständnis. Dieses Verfahren erspart das platz-, zeit- und kostenaufwendige Ausdrucken und Archivieren der Daten.
5. Online Kooperation
<31>
Das Internet ist nicht nur eine Quelle zum Auffinden wertvoller Daten, es bietet darüber hinaus Möglichkeiten zur Kooperation, die ansonsten nur mit sehr hohem Zeit- und Kostenaufwand möglich sind. Dazu gehören Online-Seminare und Online-Konferenzen.
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Die Möglichkeit der Durchführung von Online-Seminaren hat Thomas Bearth in den Projekten AliAkan und AliSwahili erfolgreich getestet. An beiden Veranstaltungen haben Lerner aus mehreren europäischen Ländern mit Gewinn teilgenommen.
<33>
Weitaus reizvoller noch erscheint die Durchführung von Online-Seminaren mit Partnern in Afrika. Sie bieten erstmals die Möglichkeit, dass auch größere Zahlen von Studenten an internationalen Kooperationsprojekten teilnehmen, an denen bislang fast ausschließlich einzelne Dozenten partizipiert haben.
<34>
Online-Seminare mit afrikanischen Partnern sind aber mit ungleich schwierigeren Bedingungen verbunden als die auf Westeuropa beschränkten. Das zeigen eigene Erfahrungen mit der Organisation von Seminaren in Zusammenarbeit mit Studenten und Professoren der Universität Brazzaville. [19]
<35>
Solche Kooperationen bedürfen klarer Kooperationsverträge, worin die Lehrangebote und die Leistungsanforderungen an die Studenten festgelegt werden. Diese müssen für alle Beteiligten längerfristig angelegt sein, damit die Schwierigkeiten aufgrund unterschiedlicher Regelungen von Semestern, Trimestern und Studienjahren überwunden werden. Da die "Anlaufzeit" von Online-Seminaren deutlich länger dauert als die von Präsenzseminaren.
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Außerdem sind - solange die Versorgung mit wissenschaftlicher Literatur so unterschiedlich ist [20] - die Themen so zu wählen, dass trotzdem sinnvolle Arbeit möglich ist. Schließlich sollen Situationen vermieden werden, in denen europäische Studenten die Rollen von Dozenten übernehmen und die afrikanischen Kommilitonen die Rollen von Informanten.
<37>
Anders als mit Online-Seminaren gibt es mit Online-Konferenzen in der Afrikanistik bisher fast keine Erfahrung. Hier besteht die Möglichkeit zu Pionierprojekten, in denen die Akzeptanz und die Effektivität solcher Konferenzen getestet und demonstriert wird. Sie sind zwar nicht unbedingt eine Alternative zu herkömmlichen Konferenzen und Tagungen, können aber durchaus für deren Inhaltliche Vorbereitung genutzt werden. Vor allem können sie schnell und mit wenig Aufwand auch für wenige Benutzer eingerichtet werden und erlauben Kooperation auch dann, wenn Reisen unmöglich sind.
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[1] Als Nachschlagewerk erhebt dieser Beitrag keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
[2] "Eine URL ist ein Uniforme Ressource Locator, also auf deutsch eine Beschreibung, wo und wie ein Object an einem bestimmten Ort - z.B. dem Internet - zu finden ist." ( http://www.turingart.com/lexurl_lan__de.htm , 4.12.2004; Ergebnis auf die Suchfrage in Google "Was ist eine URL".)
[3] Institut für Afrikanistische Linguistik Frankfurt: http://www.uni-frankfurt.de/fb09/afr/ (05.11.2004); Institut für Afrikanistik, Köln: http://www.uni-koeln.de/phil-fak/afrikanistik/html/weblinks/onlinequellen.htm (05.11.2004); Institut für Afrikanistik und Äthiopistik, Hamburg: http://www.uni-hamburg.de/Wiss/FB/10/AfrikaS/hotlist.html ; Afrikanistische Fächer, Bayreuth: http://www.uni-bayreuth.de/departments/afrikanistik/index.html (05.11.2004); Institut für Ethnologie und Afrikanistik, Mainz: http://www.uni-mainz.de/~ifeas/afrikanistik/Links.htm (05.11.2004); Institut für Afrika-Kunde (Hamburg): http://www.duei.de/iak/show.php/de/content/internet/internet.html (05.11.2004)
[4] http://www.humnet.ucla.edu/humnet/aflang/Hausa/hausa.html (05.11.2004); http://www.sas.upenn.edu/African_Studies/K-12/menu_EduLANG.html (05.11.2004)
[5] Diese Portale enthalten neben inhaltlichen Informationen überaus große, gut gegliederte und anspruchsvolle Linksammlungen zur gesamten Breite afrikanistischer Forschung und Lehre. Die Linksammlungen sind Ergebnisse gründlicher Recherchen und führen zu den qualitativ besten Websites zu den jeweiligen Themen. Man kann ihnen daher in ähnlicher Weise vertrauen wie dem Katalog einer wissenschaftlichen Bibliothek. Sie werden immer wieder kontrolliert und überarbeitet. Trotzdem kann man sich nicht darauf verlassen, dass alle angegebenen Links funktionieren, denn viele Inhalte werden nur befristet ins Internet gestellt.
[6] Länder und Anzahl der dort produzierten Online-Zeitschriften: Algerien 2, Botswana 2, Burkina Faso 2, Kamerun 2, DR Kongo 1, Côte d'Ivoire 2, Ägypten 5, Äthiopien 6, Ghana 6, Kenia 13, Lesotho 1, Malawi 3, Nigeria 68, Senegal 6, Südafrika 67, Swaziland 2, Tansania 5, Simbabwe 9.
[7] Die neue Site findet sich unter http://www.inasp.info/ajol/index.html .
[8] Z.B. Akan Cloths (über die Kente-Weberei der Akan), On Rocks,Walks,and Talks in West Africa: Cultural Categories and an Anthropology of the Senses und Male Circumcision in Africa.
[9] Eine ungewöhnliche Ausnahme stellen die Feldaufzeichnungen von Eleanor Vandevort über das Nuer dar, die sie während ihres 13-jährigen Aufenthaltes im Südsudan gesammelt hat. Sie wurden von Marion Frank-Wilson und Edward Miner digitalisiert und veröffentlicht (Frank-Wilson 2003).
[10] Die Suchfunktion wird noch (Nov. 2004) von folgender Meldung begleitet: "Da im Moment die einzelnen Artikel noch nicht erfasst sind, und die Reihenfolge der Buchstaben 1888 noch nicht auf die Bearbeitung durch Computer ausgelegt war, liefert die Stichwortsuche teilweise skurrile oder falsche Ergebnisse. Das wird sich mit der Erfassung der Artikel ändern. Bis dahin sollten Sie gegebenenfalls auf die Volltextsuche ausweichen ( http://susi.e-technik.uni-ulm.de:8080/meyers/servlet/suche ).
[11] Als Retrodigitalisierung oder Retrospektive Digitalisierung bezeichnet man die Digitalisierung analoger Publikationen. Retrodigitalisierung wird vor allem von und für Bibliotheken und Archive eingesetzt, um von Zerfall gefährdete Werke für die Nachwelt zu erhalten und für die breitere Nutzung zu erschließen. Bekannte Beispiele sind die digitalisierten Versionen der Gutenberg-Bibel und des Deutschen Wörterbuches der Gebrüder Grimm ( Lexikon-Online. Info ).
[12] "Wikipedia ist eine mehrsprachige [aber nicht übersetzte, HP] Enzyklopädie, deren Inhalte frei nutzbar sind und es für immer bleiben werden. Die deutschsprachige Ausgabe wurde im Mai 2001 gestartet und umfasst derzeit 130072 Artikel. Bei Wikipedia können alle ihr Wissen einbringen - die ersten Schritte sind ganz einfach! Auf unserem Projektportal gibt es weitere Hilfestellungen sowie Möglichkeiten zur Beteiligung." ( Wikipedia )
[13] Der Aufbau der Site lässt erwarten, dass in Zukunft auch umfangreiche Informationen über die Strukturen der Sprachen gegeben werden.
[14] Ein zweiter Swahili-Kurs, Learn Swahili , ist Teil des heute an der Yale University angesiedelten Kamusi-Projektes.
[15] Der Begriff virtuelle Feldforschung etabliert ist für die internetbasierte Recherche nach Daten, die konventionell im Feld erhoben wurden (s. Giertz 2001, 3sat 2001 , 05.11.2004).
[16] In dieser Untersuchung wurde wegen ihrer Zuverlässigkeit ausschließlich die Suchmaschine Google eingesetzt, neben www.google.de auch www.google.it , www.google.pt , www.google.se und www.google.es .
[17] Die Kombination der Suchbegriffe 'Forum' '+Swahili' bringt keine guten Ergebnisse zu interaktiven online Foren, was sicher z.T. mit der Störung durch die Suchergebnisse zu erklären ist, die auf das wissenschaftliche Journal Swahili Forum verweisen.
[18] Durch die Verwendung einer vollständigen Verbform, z.B. megbona dzodzo ge 'ich werde weitergehen' als Suchbegriff werden zu viele Ergebnisse ausgefiltert.
[20] Der Austausch von URLs zu wissenschaftlichen Quellen im Internet kann mittel- und langfristig diese Unterschiede so weit abbauen, dass die Studenten in allen Ländern mit derselben Literatur arbeiten können.
License
Recommended citation ¶
Pasch H (2005). Das Internet als Forschungsinstrument für die Afrikanistik. Afrikanistik online, Vol. 2004. (urn:nbn:de:0009-10-475)
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