Home / Archive / 2015 / 5.4 Die internationale Militärintervention in Mali - Die militärischen Gruppen aus Tschad im Einsatzgebiet Kidal
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1. Einführung

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In diesem Beitrag geht es darum, die Situation der tschadischen Soldaten in Mali zu beschreiben. Aufgrund der leider nur begrenzt zugänglichen Informationen über die Motive, Erwartungen und Ergebnisse der Intervention Tschads wird der Schwerpunkt auf eine Situationsbeschreibung, beziehungsweise Ereignisschilderung gelegt.

Um einen Einstieg in das Thema gewährleisten zu können, wird im ersten Abschnitt die Ausgangssituation näher beschrieben, bevor dann auf ein besonderes Ereignis Bezug genommen wird.

2. Militärische Einheiten aus Tschad im Einsatzgebiet Kidal

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Seit Anfang Februar 2013 befanden sich circa 1.800 Soldaten aus Tschad in der Wüstenstadt Kidal im Nord-Osten von Mali.

Kidal stellte zu dieser Zeit die letzte Festung der Islamisten in Mal dar, nachdem die französischen Truppen die Islamisten aus dem Norden Malis (Timbuktu und Gao) vertrieben hatten. Kidal wurde von französischen und tschadischen Truppen besetzt, um eine Militärbasis zu errichten und um den Angriffen der Islamisten entgegenzuwirken.

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Nachdem französische Luftangriffe circa 25 Ziele, größtenteils Logistikdepots und Trainingslager, getroffen hatten, zogen sich die Islamisten mit 7 französischen Gefangenen in die an Kidal angrenzende Bergregion Adrar des Ifoghas zurück. [1]

Dort wurde die militärische Führungsrolle von den Vereinten Nationen zunächst den tschadischen Einheiten übertragen, weil diese mit den geographisch-meteorologischen Rahmenbedingungen vertraut seien. [2]

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Am 5. April zogen sich die französischen Einsatztruppen aus der Bergregion zurück, und es kam zu einem mehrere Tage andauernden Kampf zwischen dem tschadischen Militär und den Islamisten, bei dem 30 tschadische Soldaten getötet wurden. Kurz nach dem Abzug der französischen Truppen verließen auch die tschadischen Truppen die Bergregion und ließen sich an Randgebieten um und in Kidal nieder.

Dort wurde dann am 12. April 2013 ein Selbstmordattentat in einer Einkaufszone in Kidal verübt. Bei diesem Anschlag kamen weitere vier tschadische Soldaten ums Leben, und fünf Passanten wurden teilweise schwer verletzt. [3] Augenzeugen berichteten, dass es sich um zwei Attentäter gehandelt habe, jedoch verkündeten die MNLA (National Movement for the Liberation of Azwad) und das Militär aus Tschad, dass nur ein Attentäter beteiligt gewesen sei. Diese abweichenden Zahlen sollen aber nicht den Eindruck über die Situation beeinträchtigen, da es schwierig ist, abzuwägen, welcher Quelle man Glauben schenken soll, und da dieses Ereignis die Situation nur peripher beeinflusst.

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Diesem Selbstmordanschlag folgten Konsequenzen, auf die nun näher eingegangen werden soll. Innerhalb der nächsten zwei Tage wurden vier Kontrollpunkte an den Zugängen der Stadt Kidal errichtet, um mögliche weitere Anschläge frühzeitig eindämmen zu können. Weiter wurde vom tschadischen Militär verkündet, dass die MOJWA (Movement for Oneness and Jihad in West Africa) für den Anschlag verantwortlich sei.

Sidi Amur Ould Algor, General der MNLA, wurde am Folgetag verhaftet, nachdem er zugab, das Auto, in dem sich der oder die Attentäter aufgehalten hatten, gefahren zu haben und dass er dessen Besitzer sei.

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Am 14. April verkündete der tschadische Präsident, Idriss Deby, dass die tschadischen Truppen aus dem Gefahrengebiet zurückgezogen werden, da das Militär nicht fähig sei, dem befürchteten bevorstehenden Guerillakrieg entgegenzutreten.

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Zur Kritik der „westlichen“ Welt an dem Einsatz des Militärs aus Tschad in Mali ist zunächst zu sagen, dass das Regime des tschadischen Präsidenten Idriss Deby dafür bekannt ist, mehrfach Menschenrechtsverletzungen begangen zu haben. Hierunter werden zum Beispiel eine stark eingeschränkte und überwachte Presse, wie auch die Unterdrückung einer politischen Oppositionsbildung und willkürliche Verhaftungen verstanden. [4]

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Helga Dickow (Dickow 2013, ‘Machtkampf im Sahel: Mali und die Folgen.‘ Blätter für Deutsche und Internationale Politik), Politologin am Arnold Bergsträsser Institut in Freiburg, verdeutlicht die Problematik, indem sie schreibt: „Was für ein Zeichen setzen wir als Westen, der Demokratie fordert, wenn wir jetzt wieder so ein Land unterstützen, nur weil wir Truppen brauchen?“ (Dickow, zitiert von Fecke 2013).

Weiter merkt die Politologin an, dass der Einsatz des tschadischen Militärs dazu folgen könnte, dass vor allem eine Stabilisierung der Machtposition Debys eintreten könnte und dass folglich die internationale Anerkennung, die mit der Intervention einhergehen würde, stabilisiert wird.

Ob diese Befürchtungen eingetroffen sind, lässt sich an Hand der verfügbaren Quellen jedoch nicht sagen. [5]

3. Fazit

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Als Schlussfolgerung drängt sich auf, dass die Intervention des tschadischen Militärs den gewünschten Erfolg nicht erzielen konnte, obwohl die Vereinten Nationen den Einsatz der Truppen damit begründet hatten, dass das Militär den territorialen und geographischen Bedingungen gewachsen sei. Weiterhin kamen bei dem Kampf zwischen den Soldaten und den Islamisten 30 Soldaten ums Leben, und die Truppen haben sich aus den Gefahrengebieten zurückgezogen, da sie den Angriffen der Islamisten nicht standhalten konnten.

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Auch das Selbstmordattentat und seine Konsequenzen verdeutlichen, welcher Druck auf den Soldaten gelastet hat und wie schwer es war, die Angriffe der Islamisten zu stoppen.

Letzten Endes haben die Soldaten unter der Leitung des Präsidenten Idriss Deby das Feld geräumt, um weitere Opfer zu vermeiden.

Literaturangaben:

BBC News Africa 15 April 2013

'Mali crisis: Chad's Idriss Deby announces troop pullout'. http://www.bbc.co.uk/news/world-africa-22150625 (10.09.2014)

BBC News Africa 23 October 2013

'UN troops from Chad killed in Mali's Tessalit town'. http://www.bbc.com/news/world-africa-24643733 (10.09.2014)

Dickow, Helga Juni 2013

'Machtkampf im Sahel: Mali und die Folgen'. Blätter für Deutsche und Internationale Politik, https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2013/juni/machtkampf-im-sahel-mali-und-die-folgen (10.09.2014)

Fecke, Andreas 31.10.2012

'Mali und Tschad: Die Rolle im Konflikt'. http://mali-infos.blog.de/2012/11/02/mali-und-tschad-die-rolle-im-konflikt-quel-role-pour-le-tchad-au-mali-15159307 (15.01.2014)

Lewis, David 14. Apr 14, 2013

'Chad says troops unsuited to guerrilla war, quitting Mali'. Reuters edition U.S., http://www.reuters.com/article/2013/04/14/us-chad-mali-idUSBRE93D0C920130414 , (10.09.2014)

RFI (Radio France International) English 05.03.2014

'1800 Chadian troops arrive to secure Kidal in Mali says France'. http://www.english.rfi.fr/africa/20130205-1800-chadian-troops-secure-kidal-mali-says-french-defence-ministry (15.01.1014)

Wikipedia

'2013 Kidal suicide attack'. http://en.wikipedia.org/wiki/2013_Kidal_suicide_attack (15.01.2014)



[1] RFI Radio Online 2014

[2] Lewis 2013

[3] Wikipedia 2013

[4] Fecke, 2013

[5] Fecke 2013

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