Startseite / Archive / 2015 / 4.4 Die Moscheen in Timbuktu
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1. Einführung

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Auf den folgenden Seiten sollen die Moscheen von Timbuktu dargestellt werden, ihre Bedeutung in der Geschichte der Stadt und ihre Anerkennung als Weltkulturerbe durch die UNESCO. Zu Beginn werden die Moscheen allgemein thematisiert, es folgt eine kurze Darstellung der einzelnen Moscheen. Schließlich steht das Problem der Gefährdung der Moscheen durch Natur und Mensch im Mittelpunkt. [1]

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Timbuktu, eine Stadt am Rande der Wüste, wurde um das Jahr 1000 zu einem wichtigen Knotenpunkt an der Handelsroute vom Reich Ghana nach Nordafrika. Sie wurde zum Umschlag- und Rastplatz. Diese Zeit unter Kankan Musa I, 1312 – 1337 Herrscher vom Reich Mali, war die Blütezeit der Stadt. Da die Handelspartner meist muslimischen Glaubens waren, konvertierten immer mehr Menschen zum Islam, meist eher aus strategischen als aus religiösen Gründen. Timbuktu soll aber schon seit ihren Anfängen eine islamische Stadt sein.

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Wo Muslime leben, gibt es auch ein Bedürfnis nach Gebetshäusern, d. h. Moscheen. In Timbuktu gibt es drei das Stadtbild prägende große Moscheen. Ihr Bau lässt sich auf die Blütezeit Timbuktus im 14. und 15.Jahrhundert datieren Die Initiative zum Bau der ersten Moschee geht wohl auf die Initiative des Herrschers Kankan Musa zurück.

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Die drei hier besprochenen Moscheen gehören neben den 16 Mausoleen und Friedhöfen der Stadt seit 1988 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie sind ursprünglich aus Lehm gebaut, durch spätere Restaurationen wurden zur besseren Erhaltung auch andere Baumaterialien verarbeitet. Während die Moscheen in der arabischen Welt häufig durch viele Verzierungen und kalligraphische Koranzitate gekennzeichnet sind, sind diese Gotteshäuser sehr schlicht gehalten.

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Sie wurden in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen, weil sie eine wichtige Rolle für die frühe Ausbreitung des Islams in Afrika gespielt haben, weil sie ein Zeichen für die intellektuelle und spirituelle Blütezeit Timbuktus darstellen, und wegen ihrer charakteristischen Konstruktionstechnik. [2]

2. Die Djinger-ber- Moschee

Abb. 1: Djinger-ber Moschee. http://africontours.de/i/2429/67930027.jpg , (29.10.2014)

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Diese Moschee ist die älteste und größte der 3 Moscheen von Timbuktu, sie liegt im Westen der Stadt. Den Bau der Moschee hat der damalige Herrscher Kankan Mansa Musa veranlasst, nachdem er im Jahre 1325 n.Chr. von seiner Pilgerreise nach Mekka zurückgekehrt war. Die Planung des Baus wird dem andalusischen Architekten Abu Eshaq Es-Saheli al-Touwaidjin zugeschrieben, der den Herrscher auf dessen Heimreise von Mekka begleitete. [3]

Das Heiligtum wurde unter Elhadj Aqib vervollständigt, der die Südseite anlegen, einen Teil der Nordseite mit Kalkstein ergänzen und den Schrein erneuern ließ (Ali Ould Sidi s.d.). Als die Moschee fertig war, hatte sie 3 Innenhöfe und 2 Minarette. Die Maße sind 35m (Südmauer), 52m (Ostmauer), 40m (Nordmauer) und 44m (Westmauer), dazu gehört ein Minarett mit einer Höhe von 15 Metern.

3. Die Sankoré-Moschee

Abb. 2 Die Sankoré-Moschee und die Universität. [4] http://www.geo.de/reisen/community/bild/488850/ehemalige-Universitaet-von-Timbuktu#gallerySlider , (30.10.2014)

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Später, aber noch in der Herrschaftszeit von Kankan Musa, wurde eine zweite große Moschee im Viertel Sankoré erbaut. Nach der Tradition wurde der Bau von einer reichen Tuaregfrau finanziert. Die Moschee wurde aller Wahrscheinlichkeit nach zwischen 1325 und 1433 errichtet. Nach einer Zerstörung machte wieder Elhadj Al-Aqib die Pläne für den Neubau (1578-1582) der Moschee. Er gab dem Innenhof die Ausmaße der Kaaba in Mekka, die er während seiner Pilgerfahrt mit Hilfe von Kordeln vermessen hatte, wie der Tarikh al-Sudan berichtet (Kamian). Das Minarett dieser Moschee ist pyramidenförmig. Die Süd-, Nord-, und Westmauern sind 31 Meter lang und die Ostmauer 28 Meter.

“The sanctuary was completely demolished to be rebuilt between 1578 and 1582 based on a plan by El Agib, cadi of Timbuktu and restorer of the famous mosques of Timbuktu, Djingaréiber, and Sidi-Yahya. He gave it the exact length and width of the Kaaba in Mecca, measures that he had taken with ropes during his pilgrimage,” Tarikh-ès-Soudan relates. [5]

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Während die anderen Moscheen nur zur Versammlung zum Gebet dienten, fungiert diese Moschee auch als Madrasa. Das Wort Madrasa kommt aus dem Arabischen und bedeutet „Schule“ im traditionellen Sinne. Vor allem Zentren für die islamische Lehre werden als Madrasa bezeichnet.

Von seiner Pilgerfahrt nach Mekka brachte Kankan Musa viele islamische wissenschaftliche Bücher mit, was möglicherweise zum Beginn der islamischen Gelehrsamkeit in Timbuktu führte, doch erst im 16. Jahrhundert wurde Timbuktu, und dort die Sankoré-Moschee zu einem Zentrum großer islamischer Gelehrsamkeit, das sogar in die Beschreibungen von Shabeni und Leo Africanus Eingang gefunden hat ( http://en.wikipedia.org/wiki/Timbuktu ). Die berühmte mittelalterliche Universität von Timbiktu ist auch unter dem Namen „Universität von Sankoré“ bekannt.

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Diese Moschee war stets in Gefahr vor dem Verfall; wegen ihrer geographischen Lage gab es immer wieder Probleme mit Anhäufungen von Sand in der Moschee, 1952 reichte der Sand sogar bis an die Decke und hinterließ große Schäden an der Außenwand. Daraufhin wurde die Ostfassade mit Kalkstein restauriert. Heute ist der Westeingang der Moschee nicht nutzbar.

4. Die Sidi-Yahia-Moschee 

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Die Sidi-Yahia-Moschee soll um 1400 nach Christus von dem Marabout Sheik Al Moktar Hamalla erbaut worden sein, der zu dieser Zeit Herrscher von Timbuktu war. Der Name der Moschee geht auf den ersten Imam der Moschee, Sidi Yéhia El Tadlissi, zurück. Auch diese Moschee wurde von 1577 bis 1578 von Elhadj Aqib restauriert. 1939 wurde an der Moschee eine Änderung des Minaretts vorgenommen, und die Eingangstore bekamen eine Spitzbogenform. Im Inneren der Moschee ist Platz für die Wintergebete, und im Hof finden die Gebete im Sommer statt. Die Moschee hat einen beinahe quadratischen Grundriss mit einer Wandlänge von etwa 30 Metern. Von den drei Moscheen ist sie heute am besten erhalten, sie befindet sich im Zentrum der Altstadt.

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Die Djinger-ber-Moschee und die Sidi-Yahia Moschee wurden 1989 auf die „Rote Liste des gefährdeten Welterbes“ aufgenommen. Für die Instandhaltung der Sankoré-Moschee erklärt sich seit 1996 das UNESCO World Heritage Centre für zuständig.

Aufgrund der schlechten Bausubstanz und der meteorologischen Gegebenheiten sind bei allen drei Moscheen regelmäßige Restaurierungsmaßnahmen erforderlich, um sie vor dem Verfall zu schützen.

5. Zerstörungen durch radikale Islamisten

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Das Weltkulturerbe von Timbuktu ist allerdings nicht nur durch natürliche Umstände gefährdet (Unesco World Heritage Center). Die Unruhen im Konflikt von Mali rückten dieses Weltkulturerbe wieder in das Blickfeld der internationalen Medien. So zerstörten Anfang Mai 2012 Islamisten der Gruppe Ansar Dine Mausoleen der Djinger-ber-Moschee und drohten die Zerstörung weiterer Gräber an. Auch eine Tür an der Sidi-Yahia-Moschee wurde von den islamistischen Rebellen zerstört.

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Die Ansar Dine, gegründet von Iyad Ag Ghaly, sehen sich als Verteidiger des Islams und wollen in Mali die Scharia einführen. Im Jahr 2012 kontrollierten sie alle wichtigen Städte im Norden Malis. Während ihrer Herrschaft in Timbuktu setzten sie brutal die Regel der Scharia als neuen Verhaltenskodex durch.

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Die Mausoleen fielen den Islamisten zum Opfer, da dort Heilige verehrt wurden. Weil allein Gott Verehrung gebührt, ist die Heiligenverehrung im Islam verboten. Die Tür der Sidi-Yahia-Moschee wurde aus den gleichen Gründen Opfer der Islamisten, nach einem örtlichen Glauben bringt das Öffnen dieser Türe Unglück.

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Die Zerstörung traf allerdings nicht nur die Bewohner Timbuktus, sondern löste weltweit Entsetzen über diesen Akt der Ansar Dine aus. Es ist denkbar, dass die Terroristen nicht nur den Kampf gegen die Heiligenverehrung als Motivation hatten, sondern auch den westlichen Einfluss in Timbuktu bekämpfen wollten.

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Zusammengefasst kann man festhalten, dass die Moscheen vor allem in der Blütezeit und später in der Zeit, als Timbuktu zum Zentrum der islamischen Lehre im Großraum Westafrika wurde, eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Stadt gespielt haben. Heute haben sie durch die Aufnahme in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes international an Bedeutung zugenommen.

Literaturangaben:

Boye, Alida Jay & John O Hunwick 2008

'The Hidden Treasures of Timbuktu: Historic City of Islamic Africa'. London: Thames and Hudson.

Dziersk, Martin 2004

'Timbuktu - Im Sande verlaufen'. http://www.faz.net/aktuell/reise/fern/timbuktu-im-sande-verlaufen-1160934.html , (27.05.2014)

Fischer, Rudolf 1982

'Gold, Salz und Sklaven. Die Geschichte der großen Sudanreich Gana, Mali, Songhai'. Tübingen: Erdmann, 197-208.

Kamian, Bakari. s.d. 2014

'Why is it called Sankoré?' In: Sankoré. L’éducation numérique libre et gratuite pour tous. http://sankore.org/en/why-it-called-sankore , (24.10.2014)

Levtzion, Nehemia 1972

'The early states of the Western Sudan to 1500'. In: Ajayi, J.F.A. / Crowder, M. (eds.) History of West Africa, vol. I. New York: Columbia University Press, 120-157

MacDonald, Kevin C. s.d. 2014

'Wonders of the African World: Sankore mosque'. The Road to Timbuktu - Episode 06. http://www.pbs.org/wonders/Episodes/Epi5/5_wondr6.htm , (29.10.2014)

UNESCO 2014

'World Heritage Centre: Timbuktu'. http://whc.unesco.org/en/list/119/ , (24.10.2014)

Wikipedia.de 2014

'Lehmmoscheen von Timbuktu'. In: Wikipedia. http://en.wikipedia.org/wiki/Timbuktu (11.09.2014)

Zeit.de 2014

'Islamisten zerstören größte Moschee in Timbuktu'. http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-07/graeber-mali-islamisten , (27.05.2014)



[1] Einen Überblick über die Geschichte und Bedeutung von Timbuktu und der Moscheen vermittelt u.a. Rudolf Fischer, 1982.

[2] Die Regierung Malis beantragte auch die Aufnahme des Stadtbildes und anderer Moscheen in die Liste des Weltkulturerbes; dieser Antrag wurde allerdings abgelehnt, da schon zu viele moderne Bauten das Stadtbild verändert haben.

[3] Zu Kankan Musa siehe: Levtzion, 1972.

[4] Eine ausführliche Beschreibung der Geschichte und Bedeutung der Moschee Sankoré sowie der bedeutendsten Lehrmeister und ihrer Themen findet sich in: Kamian, 2014.

[5] Kamian, 2014.

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