Artikelaktionen
<< < > >>

Johann Gottlieb Christaller an Joseph Josenhans:

Christaller möchte seine erneute Bereitschaft bekunden, wieder nach Afrika ausgesandt zu werden; die Frage einer zweiten Verheiratung ist anscheinend in ein entscheidendes Stadium getreten

(Schorndorf, 4. Sept. 1871)

BM, BV 357 I o Nr.

<1>

[...] Die Druckcorreturen in Tschi u Ga hätten nicht so weit zu laufen u ich könnte, wenn an den 6 Tschi-Schriften, deren Druck noch nicht begonnen hat, weitere Zeit wäre, meine Materialien zum Wörterbuche so ausarbeiten, daß die übrige Arbeit daran in Afrika desto leichter wäre.

<2>

Ich möchte mit obigem Gedanken meine Bereitwilligkeit mich wieder nach Afrika senden zu lassen, nicht widerrufen.

<3>

(Bruder Schrenk schrieb mir in seinem letzten Briefe, März 1871: 'Laß Dir auch Deinen philologischen Beruf für Afrika nicht nehmen, läßest Du ihn Dir nehmen, so fällt Eine Lebensaufgabe zu Boden, darüber ist sich hier außen Jedermann klar.'

<4>

Ich könnte eine ganze Reihe von mündlichen u schriftlichen Äußerungen von Weißen u Schwarzen anführen, aber Sie sagten mir, es komme nur darauf an, wie die Committee meine Arbeiten taxiere. Daß die Committee ihre Arbeiter ohne Angabe eines Grundes entlassen könne, finde ich nicht in den Verordnungen, die persönliche Stellung der Missionare betr., selbst wenn ein Zögling ohne besondere Gründe in seinem Verhalten entlassen wird, wird man ihn über den Grund nicht gar im Ungewissen lassen. 'Unbedingte Hingebung' schließt freilich genug in sich, u ich erkenne, daß Sie mit Ihrem Wort nur diese meinten, ich hätte dies Klammer nicht schreiben sollen, kann leider nicht mehr neu anfangen.)

<5>

Das glaube ich doch noch sagen zu dürfen, daß ich aus meinem Alleinstehen heraus mit Verheiratung unmittelbar vor der Aussendung mir nicht getrauen könnte, in eines Stellung wie die in Odamase wäre, einzutreten, sondern es ist mir, ich müsse für meine Wiederaussendung nach Afrika überhaupt dringend wünschen, einige Zeit in der 'Heimat eines eigenen Hauswesens, mit eigener Hausandacht', die mir speciell nöthige Erholung u Stärkung für meinen Mannes- u Predigerberuf zu gewinnen, wäre es auch nur 5-6 Monate. Könnte dies nicht sein, so müßte ich für die Auskunft einer Anstellung wie die S. 1 als möglich angenommene doppelt dankbar sein.

<6>

Es bliebe dann natürlich ganz dahingestellt, ob die v. Committee mich später zur Vollendung einer Arbeit oder Ausfüllung einer Lücke für kurz oder lang, mit Frau oder allein, nach Afrika senden wolle.

<7>

Ich schreibe dieß als einen Privatbrief, u überlasse Ihnen u der 'väterlichen Fürsorge seitens der Committee', die mit dem Missionar gewiß auch dem Werke zu gute kommt, das Weitere.

Mit der Bitte zu Gott um gnädige Leitung der Sache u hochachtungsvollen Gruß Ihr ergebenster G. Christaller.

Fenster schließen