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Johann Gottlieb Christaller an Gottliebe Merkle:

über Schwierigkeiten der brieflichen Kommunikation; ziemlich verschlüsselt betrachtet Christaller noch einmal retrospektiv jene sachlichen und persönlichen Differenzen, die er - allerdings hier ohne Namensangabe, aber mit "JJJ" bezeichnet - früher mit Inspektor Josenhans gehabt hatte; auch die neuerlichen kommunikativen Probleme mit seinen Schwägern werden nur indirekt betrachtet; ganz am Rande erscheint auch der Name Bertha Ziegler, was ein bezeichnendes Licht auf Christallers zurückhaltendes Wesen werfen kann

(Akropong, 1. Febr. 1868)

M1,68 G C 1

<1>

[...] Ein Schritt wie der eine Weile für möglich genommene hängt ja unbedingt von der Zustimmung der Committee ab, u damit hats gute Weile. Ich erschiene wieder einmal wie in Eßlingen: total mutlos u doch Zukunftspläne schmiedend usw. Das war damals wirklich kein Wunder: Mein sogen(anntes) Erholungsjahr (war) bald zu Ende, auf Zellers Weisung sollte ich mich noch etwas umsehen, that es auch, aber Josenhans' u Zellers Ansichten u Reden stimmten oft nur gar nicht. Der eine sagte so, u wenn man sich, wie erwartet wurde, davon bestimmen ließ, hatte der andere es gar nicht so gewollt u gemeint. Aber ich will mir jene Zeiten nicht ins Bewußtsein zurückrufen. [...] Daß ich körperlich u gemüthlich angegriffen war u bin, stelle ich durchaus nicht in Abrede.

<2>

3. Febr.: [...] Bei den lb Rapps äußerte ich einmal etwas wie Klage gegen eine Person, der ich Ehrerbietung u Liebe schuldig u erbötig war; er erwiderte: solange ich mit ihm zu thun gehabt habe, ist er mir immer als ein eigenwilliger, eigensinniger u eigenmächtiger Mann erschienen. Die drei Worte haben mir schon oft zu schaffen gemacht, ich habe auch in meinem letzten Briefe bei den drei JJJ daran gedacht. Ob ich Rapp seither zu klagen gewagt habe, weiß ich nicht. Aber ich hörte u höre oft auch von anderen solches, z.B. im Jahre 1860. Neue Tatsachen frischen oft alte auf. Die Folgen von menschlicher Leidenschaft, nicht sowohl für mich, als für das Werk, besonders den Arbeitszweig, der mir wurde, treten mir täglich schwarz auf weiß u in vielen anderen Weisen entgegen. [...] Ich weiß wohl, daß ich auch immer noch mit der Eigenliebe zu kämpfen habe, aber was nur meine Person betrifft, geht nicht so tief, wie das, was Arbeit, die gethan sein soll, hemmt u vereitelt. Freilich, das Werk (d. i. die Mission) ist ja nicht mein, sondern des Herrn, u die Selbstgerechtigkeit versteckt sich eben auch hinter dieses.

<3>

[...] Ich will mich vor Zukunftsplänen hüten, obwo(h)l ein Mann sie nicht immer entraten kann, wenn er nicht Spott zum Schaden will. Ein Medikament in dem angedeuteten Sinne brauche ich gottlob nicht. Ich habe meine Zukunft noch wenig selbst bestimmen dürfen; faßt oder dirigiert mich oder ratet mir jemand, so gebe ich leicht zuviel darauf. Es ist auch schon manches geschehen, was ich nicht dachte u suchte, deswegen konnte ich nicht, als von ferne etwas mich beunruhigen zu wollen schien, nicht sagen: nie u nimmer. Ich bin aber auf nichts, geschweige denn auf jemand, versessen und meine Wege sind in des Herrn Hand.

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