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Johann Gottlieb Christaller an Gottliebe (Fortsetzung davon erst am 5. März):

Christaller ordnet die Hinterlassenschaft von Emilie; Generalkonferenz; er ist sehr depressiv und leicht verwirrt in seinen dortigen Tätigkeiten

(Akropong, 25. Jan. 1867)

Nbrg,67 JGChr 2

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5. März. [...] Mein Gehilfe wurde in der Untersuchung gegen ihn schuldig befunden u hat es mir gestern endlich gestanden. Er kehrte nämlich am 1. Febr von Kukurantumi zurück u ging nach Akra, ich dagegen wurde durch die Brüder Widmann u Mader, sowie Geschwister Eisenschmid bestimmt, die Post in Kyebi abzuwarten, weil wir alle hofften, es komme eine Entscheidung von der Committee über meine Versetzung nach Akropong.

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Die fast 4 Wochen in Kyebi giengen mir herum, ich weiß nicht wie, ich kann sie aber als Erholung ansehen, befand mich auch trotz der großen Hitze immer wohl.

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Die Kleider, Weißzeug u andere Sachen von meiner sel Emilie, meine Bücher, Papiere u Rechnungen nahmen meine Zeit in Anspruch mit Sonnen oder Lüften, Ordnen, Einpacken, Aufschreiben etc. In den ersten Tagen des Februar richtete ich vier Lasten u als ich vom 27. Febr bis 2. März herausreiste, gabs noch 6 weitere. Diese 10 Lasten Sachen sind jetzt noch z.T. auszupacken, zu ordnen, einzuräumen, zu verkaufen, einiges davon z.B. Mantillen, seidene Halstücher, Shawls, thaten wir gleich in eine kleine Blechbüchse, die ich Geschwister Widmann mitgeben möchte nach Waiblingen u Andenken für Mutter, Schwestern meiner sel Emilie, für Martha, für Dich und andere, nach der Mutter und eigenem Ermessen. Morgen (Mi 6.März) ist hier Generalkonferenz, zu der außer den 8 hiesigen Brüdern noch 10 von anderen Stationen hier sind, nämlich Johannes Zimmermann, Dieterle, Locher, Rottmann, Schrenk, Müller, Schönfeld, Ramseyer, Hoch, Weiß, Zerweck (she Foto bei Henninger aaO S. 29). Bruder Schönfeld schläft in meinem Zimmer, morgen um 11 Uhr wird Bruder Schrenk die Eröffnungs-Predigt halten, deutsch nur für die Missionsgeschwister u nachmittags sowie tags darauf werden wir über Dienstbotenordnung u eine Schulordnung u anderes zu beraten, einen neuen Präses zu wählen haben. So ist meine Zeit zum Briefschreiben wieder knapp. - Am 22. Febr (Fr) erhielt ich Eure Briefe vom Januar (so viele, wie 22. Jan., am Mo u Die packte ich, Mi Fr Sa reiste ich, Do war ich in Kukurantumi, mußte aber dort vor allem das Zimmer für die besuchenden oder durchreisenden Missionare reinigen lassen u darnach die Sachen darin dem Katechisten übergeben. Kam ich auch nicht sehr ermüdet an, so hatte die Auszahlung oder Abfertigung von 15 Trägern mir am Sa u Mo Morgen noch zu thun gemacht; über Verschiedenes mußte ich bereits u muß ich noch an Bruder Eisenschmid schreiben.

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Gestern u heute kamen 8 Brüder, meinen Gehilfen hatte ich ein paarmal vor, zuweilen kommen Leute von hier u auswärts, mit denen man über das Evangelium zu reden sich verpflichtet fühlt, meinem Knaben muß ich außer der Schulzeit für Beschäftigung sorgen, wenn die auswärtigen Brüder da sind, hat man allerlei sich zu sagen, zu fragen, zu besprechen, u die Zeit scheint einem hier ohnehin schneller zu entfliehen als daheim. In Akem that mir fleißiges Waschen gut, wenn auch nur im Zimmer mit dem Schwamm, wenn ich etwa schweißnasse Unterkleider oder Hemd auszog, u ich thue es jetzt hier auch öfter als früher, aber es nimmt eben gleich auch Zeit. Dies nur, damit Ihr in unser afrikanisches Leben einen Blick thun könnet.

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So hat eben jeder Tag seine Plage, Unruhe, Aufgabe, sein Kreuz; Krankheit, Schwachheit, Tod treten einem auch immer wieder entgegen, so wie Feindschaft und Kriegsunruhen, Ungerechtigkeit, Stumpfheit, Gleichgültigkeit, Trotz, Dieberei unter den Heiden oder auch Christen. Doch der Herr hilft auch immer wieder durch und will endlich erlösen von allem Übel. Möge Er bald kommen in Seinem Reiche und wir mit Freuden dann unsere Häupter aufheben können.

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