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Johann Gottlieb Christaller an Schwester Gottliebe:

Christaller hat wachsende Sehnsucht nach seinen Kindern, er macht sich Gedanken über deren Vorankommen, auch scheint er von seiner sprachlichen Arbeit in Afrika allmählich genug zu haben; er beschreibt eine Abendmahlsfeier in Afrika

(Akropong, 22. und 29. Dez. 1867)

M1,67 GC 18

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Diesen NM will ich wenigstens anfangen, Dir zu schreiben, ich predigte vormittags, vor acht Tagen nachmittags, in der Woche dazwischen übersetzte ich fast 18 Seiten in den kleinen Propheten, freilich war diese Arbeit durch Abwesenheit meines Gehilfen 5 Wochen fast ganz unterbrochen, ich werde die kleinen Propheten vor Neujahr nicht mehr ganz fertig bringen. Dann fehlen noch Jer, Hes.; Daniel, Prediger u Hohes Lied.

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Ich sollte nun dieser Tage eine Bitte schreiben um Heimkehr-Erlaubnis, bis Anfang Juni, denn solange werde ich mit Ãœbersetzung u anderen Arbeiten noch genug zu thun haben.

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Es wird Dich zum Dank stimmen, daß ich so aus der Arbeit heraus schreiben kann, mich auch. Mein heutiger Text: Freuet euch in dem Herrn alle Wege, Phil. 4,4-9, war aber doch mir selber zunächst eine Aufgabe. Wir sollten uns alle Zeit freuen u doch liegt so oft das Gegentheil näher, aber recht ist dies nicht, das muß ich bekennen. Ich nehme nun zunächst Deine Briefe vom Oct. und Nov. vor.

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[...] Daß Hr Pf Pfisterer 4 1/2 Stunden bei Euch war, freut mich. Das Betrübende von meinen lb Knaben theilt er auch mir mit, u ich berücksichtige es in meinen Briefen. Ach, möge doch keiner in Thorheit geraten, sondern jeder den vollen Segen christlicher Erziehung dort empfangen. Daß die Älteren tüchtig turnen, freut mich, das thut ihrem Körper gut. Martha fanden die Geschwister Kromer noch sehr klein. Martha schrieb im Oct. u Nov., sie bekomme wieder einen bösen Mund wie vorigen Winter. Die Brieflein werden mir nachgerade recht ungenügend; möge der Herr uns bald zusammenführen und Freude u Segen miteinander erfahren lassen.

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Es will mir oft bange sein, es komme etwas dazwischen, vielleicht ists nur das Bangesein auf die Reise u was alles geschehen muß, bis ich ruhig an meiner Arbeit sitzen kann. Ich habe Gründe über London zu reisen u hoffe, die Committee gestattet es. Komme ich etwa am 4. Juli dort an, so könnte ich etwa am 10. Juli in Basel sein, wenn die Vacanz der Kinder anfängt. Aber wie dann? Ich werde doch nicht alle fünf nach Württ. nehmen können u die Vacanz wird imm ganzen 5 Wochen sein. Ich werde auch suchen müssen, wo möglich noch im Juni mit Prof. Lepsius von Berlin zusammenzutreffen, was sich aber vielleicht in Süddeutschland schickt; wenn nicht, müßte ich zu ihm reisen, gleich mit dem Druck meiner Arbeiten anfangen lassen, da er über die Schreibweise unserer afrikanischen Sprachen ein gewichtiges Wort mitzureden hat u wir uns mit ihm zu vereinbaren angewiesen sind.

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29. Dec.: Diesen VM feierten wir des Herrn Mahl: acht europäische Brüder, vier Schwestern, einige Westindier u etwa 60 Eingeborene, von denen freilich die Mittelschüler eine ziemliche Anzahl bilden. Wir habens alle 8 Wochen, Bruder Mader reicht das Brot, ich den Wein. Die Hälfte aller Gottesdienste hat Bruder Mader, der sehr gerne predigt; seine übermäßig starke Stimme, die fehlerhafte Betonung und andere Sprachfehler nehmen mir ein Guttheil des Segens.

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Am Christfest taufte Bruder Mader etwa 10 Erwachsene, 12 Erziehungsknaben u ein paar Kinder. Ich glaube, daß des Herrn Werk vorwärtsschreitet, aber es werden auch Prüfungen u Sichtungen, wie solche über die Mission in Abeocuta ergangen sind, bevorstehen.

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