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Gottliebe und Philipp Merkle an Johann Gottlieb Christaller

(Gmünd, 15. Nov. 1866)

M3,66 GM 10

<1>

Mit Bangen, geliebter Bruder, habe ich diesmal einem Brief von Dir entgegengesehen, denn meine natürliche Liebe zu Dir fürchtete die körperliche u gemütliche Anstrengung u Aufregung der letzten Zeit, könnte jetzt recht ihre schlimmen Folgen über Dich äußern. Hannele schrieb mir auch die gleiche Besorgnis.

Ich danke meinem Gott, daß Du gesund bist u an der Arbeit wieder fortmachen kannst. Bei Deinen Briefen vom Sept. u Okt. fand ich wieder recht, wie unsere Gesinnung die gleiche ist. So kann ich mich auch ganz in Deine Lage hineindenken: bei allem, was an die theure Heimgegangene erinnert, schmerzliche Wehmut, u doch seliges Dankgefühl u glaubensvolle Einigung im Geiste. Unter Thränen muß man den Herrn loben u preisen. Ja wir erfahren, wie sehr es auch uns fördert im himmlischen Sinn. (Verschiedene Kondolenzschreiben zu Emiliens Tod werden seitenweise wörtlich zitiert, sie sind in M 1 enthalten.) (es folgen Partien über die etwaige Aufnahme der beiden jüngsten Christallerbuben im Knabenhaus.)

<2>

[...] doch will ich da willenlos sein, einmal muß es sein, u wenn Du u die Kommission es für besser halten, so will ich mich darein fügen, wennschon mit betrübtem Herzen.

<3>

Das lb Kind wird uns gar zu sehr fehlen, u den Großeltern ebensosehr. Aber wir dürfen ja nicht das Unsere suchen, sondern der Kinder bestes. Wenn ich nicht glauben dürfte, daß es in Basel ebensogut für sie ist u später noch besser, würde ich es freilich nicht zugeben. Daß Emilie wünschte, die beiden Kinder sollten zusammen nach Basel kommen, weiß ich gewiß. Ebenso hat sie mir auch die Art ihrer Ausstattung angegeben, ich werde für dieses alles sorgen u Ernst vorher einige Wochen hieher nehmen, daß ihm seine Kleider gerichtet u die Kinder sich zusammen gewöhnen. Dies wird aber gar nicht schwer werden. (über die beiden jüngsten Buben und die Briefe aus Basel.)

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