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Gottliebe Merkle an Johann Gottlieb Christaller und Emilie:

Gottliebe hat noch keine Nachricht über das Sterben Emiliens, sie berichtet von Beni, vom Umzug der Zieglers und schreibt Einzelheiten über Bertha Ziegler

(Gmünd, 16. Sept. 1866)

M3,66 GM 6

[...] Bertha hat ein eigenes Zimmerchen, das zuerst von ihr hergerichtet wurde, ich habe es ihr Heiligtum geheißen, es ist zu nett u ihrem Wesen ganz entsprechend. Es steht ein Ofen, Bett, Nachttischchen, Stehpult mit der aufgeschlagenen Bibel u unten ihre Lieblingsbücher mit prangenden Schilden. Vor dem Fenster ein kleines Stockbrett mit blühenden Blumen, die ihr sogleich beim Erwachen in die Augen fallen u ein kleines Clavier, das sie miethete oder lehnte, sie spielt schon ganz nett, u die schönen Lieder mit ihren weichen angenehmen Melodien dünkten mir ganz lieblich u erhebend. Bertha muß viel Talent dazu haben, sie hat nur wenige Stunden in der Stadt genommen u übt sich nun selber. Diesen Sommer sei sie immer früh aufgestanden, sie könne bald alles auswendig. Ich freute mich sehr über sie, empfahl ihr aber dringend Demuth, da sie bei ihrer bevorzugten Stellung leicht einen geistlichen Stolz bekommen könnte, wozu sie mir recht gab, denn alle drängen sich um sie. Julius war 8 Tage mit seiner Frau bei ihnen, sie lobten Marie recht, sie sei verständig u fleißig u gucke gar nicht weiter als ihr Mann haben wolle. Alles wolle sie ihm an den Augen absehen. [...]

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