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Emilie an Eltern und Geschwister:

Emilie bedauert, von Ernst nichts gehört zu haben; schildert ihre Gartenarbeiten und ihre Erfolge dabei

(Aburi, 8. April 1864)

M3,64 Em 5

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Mit der letzten Post haben wir wieder keine Nachricht von unserem lb Ernst erhalten, unterlasset doch das Schreiben nicht mehr, es ist ja das einzige, was wir von unseren Kindern haben. Vielleicht könnte auch Bertha oder Sophie, vielleicht auch Pauline hie und da Schreiberamt versehen, das würde mich sehr freuen. Ich bin auch recht begierig, ob Ihr Euer Haus verkauft habt u wie. - Wir sind gottlob bis jetzt immer wohl, es ist mir selten zu warm, kann scheints die Wärme jetzt besser ertragen als bei meinem ersten Hiersein.

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Meine Samen, die ich in Waiblingen mitgenommen, sind schon aufgegangen, die großen rothen Bohnen können wir schon kochen, nur muß ich mich wundern, daß sie nicht seilen (= klettern?), soviel ich mich erinnern, waren doch Bohnenstecken an den Deinen, lb Mutter. Auf die Reseden freue ich mich recht, sie sind die ersten hier, alle früher gesetzten gingen nicht auf. Gegenwärtig haben wir fast jeden Tag Regen, da wächst alles ungeheuer schnell. Vor unserem Fenster ist ein prächtiger Rosenstock, er blüht seit ich hier bin, immer u sehr reichlich, so daß mir Fr Mohr öfters einen wunderschönen Strauß davon bringt; sie sind aber vergänglicher als in der Heimath, nach einem oder zwei Tagen im Zimmer muß man sie wegwerfen. Jetzt wird auch wieder Eure Arbeit im Garten angehen, wenn Ihr ihn noch habt, u mein lb Ernst kann sich dann wieder draußen vergnügen. Seine Brüder in Basel sind immer wohl u munter u ihre Schwester auch. Gottreich schreibt recht nette Briefchen, er wird Euch u die Tante in Gmünd auch einmal mit einem überraschen. [...]

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(Anhang von G.Chr.): Dem Vater bin ich noch eine Antwort auf eine gelegentliche Frage über das Verhältniß zwischen Ahnung u Glauben schuldig, aber die Abfertigung eines revidierten Exemplars der Evangelien in Tschi für den Druck läßt mir jetzt keine Zeit u nächsten Monat wirds ähnlich sein mit neuen Arbeiten u Vierteljahresbericht, ich bin froh, daß Emilie mit Briefschreiben für mich einstehen kann.

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