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Emilie an Gottliebe Merkle:

über die religiöse Haltung in der Ziegler-Familie; die Engländer geben vielleicht ihren hiesigen Besitz an der Goldküste auf; Christaller soll vielleicht die Seelsorgerstelle Widmanns antreten

(Aburi, 7. Dez. 1864)

M3,64 Em 16

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[...] Ich schrieb Dir das letztemal, daß wir mit der Nov.-Post eine Änderung des Beschlusses, daß wir nach Akjem gehen sollen, vermuten; das kam aber nicht, dagegen wurde uns durch den Generalausschuß [...] eröffnet, daß wir unsere Abreise bis Februar verschieben müssen, weil sie einen Antrag an die Committee gestellt haben, nach dessen Genehmigung wir nach Akropong versetzt werden. Es ist nämlich in letzter Zeit der Umstand eingetreten, daß die Engländer stark willens sind, ihre Besitzungen in Afrika aufzugeben (Du wirst wahrscheinlich im 'Heidenboten' seinerzeit ausführlich darüber lesen können), damit würde dann auch uns der bisherige, sehr nötige englische Schutz entzogen werden, was für unser Werk viel Schaden brächte, nun soll einer oder zwei unserer älteren Brüder in Gesellschaft eines Gesandten unserer Co. in England einen Versuch machen, ob die Sache nicht geändert werden kann, u die Engländer wie bisher so ferner ihr Besitztum auf der Goldküste behaupten.

<2>

Dazu haben sie nun Widmann vorgeschlagen, der doch nicht mehr lang in Afrika bleiben kann. Widmanns Stelle als Seelsorger der Gemeinde wollen sie dann nach dessen Abgang meinem Mann übergeben. Dieser Antrag ging im Nov. ab u die Antwort wird im Februar zu erwarten sein. Wird er nicht genehmigt, dann ists doch mit unserem Akjem-Gehen vorbei, weil ich dann die beschwerliche Reise nicht mehr machen kann (d. i.wegen einer neuerlichen Schwangerschaft) u nachher verhindert uns die dann wieder eingetretene Regenzeit u zwingt uns, dann wieder ein volles Jahr in unserer hiesigen Klemme zu verharren. Wird der Antrag genehmigt, so gibts in Akropong Haken, denn ein zweites Amt übt zumindestens keinen wohlthätigen Einfluß auf Gottlieb. Von allem übrigen, was noch dazu kommt in Akropong, abgesehen. So ist nun also unsere Lage verwickelter u unsere Zukunft verhüllter als je; so daß mans gar nicht ansehen mag, sondern darüber weg hinaufschauen muß u glauben u trauen lernen, daß Er's wohl machen wird. Es ist uns merkwürdig, daß der Herr uns immer und immer wieder aufs Glauben verweist u uns nie einen festen Boden unter den Füßen läßt, aber gewiß, wir werden Ihm noch danken, daß Er unseres Angesichts Hülfe u unser Gott ist.

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