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Emilie an Gottliebe Merkle:

Aufgaben für Missionarsfrauen, die sich untereinander helfen, auch als Hebammen-Dienst; die Nachrichten über die Christaller-Kinder sind erfreulich

(Aburi, 8. Juni 1864)

M3,64 Em 8

<1>

Deinen Brief vom April haben wir erhalten u uns gefreut über Euer aller Wohlsein, ganz besonders über das unseres lb Jüngstgeborenen. Wie gönnen wir Dir, daß Du soviel Freude durch ihn erlebst. Freilich ists auch schmerzlich, daß wir sie nicht haben. Du glaubst nicht, oder ja, Du glaubst, wie er unsere Einsamkeit versüßen, u ein kostbarer Ersatz wäre für das Vermissen der übrigen. Doch das beste dabei ist, daß er nichts vermissen muß, und wenn er auch bloß das Bild seines Vaters herzen u küssen kann, so darf er ja doch Vater- und Mutterliebe genießen. Und Du? - Die Liebe eines zweiten Kindes, das Du nicht hast tragen und gebären müssen. So wollen wir eben alle miteinander zufrieden sein u uns freuen, daß der Herr alles wohl macht u machen wird.

<2>

Soeben kommt Frau Mohr herein u zeigt mir einen Brief von Maders von Akropong, in welchem sie gebeten wird, den beiden Frauen in der Stunde der Angst, die beiden in gleicher Zeit und den nächsten Tagen bevorsteht, beizustehen; sie wird morgen gehen, und ich dann Haushaltung, Anstalt und Versorgen der Wöchnerin Dieterle und ihrem 11-jährigen Kind allein haben. Wir hatten ziemlich schwere Zeit und ist jetzt noch nicht vorbei, Br.Hoch (der Palmare?) liegt bald 4 Monate Dissenterie krank hier bei Dieterles. Br.Dieterle bekam vor 14 Tagen Fieber, einige Tage nachher läßt seine Frau um Mitternacht Frau Mohr rufen, diese hat Fieber u läßt mich rufen, als ich kam, sagte sie, sie habe Wehen, es sei aber noch nicht Zeit. Ich holte Frau Mohr u wir waren längere Zeit bei ihr u glaubten ihr nicht; auf einmal kam das Kind u sonst gar nichts, kein Wasser u kein Blut, Mutter u Kind blieben wohl bis jetzt, aber der Vater ist noch sehr elend, und kann vor Schwäche nicht aus dem Bett; u hat nun den kranken Hoch allein zu behandeln, was mit viel Mühe verbunden, weil wir nicht auf einem Boden sind, doch hilft der Herr von einem zum andern, u das beste ist, daß wir helfen können und nicht auch krank sind.

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