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Emilie an Joseph Josenhans

(Waiblingen, 5. Sept. 1863)

BM, BV 357 I 34

Verehrter Herr Inspector! Seit Sie mein letztes Schreiben erhalten haben, ist die Sache meiner beiden jüngsten Kinder soweit in Richtigkeit gekommen, daß Frau M(erkle) sich nun doch bereit erklärt hat, das Kleinste zu nehmen, und meine Eltern wollen das größere behalten, letztere ohne Kostgeld. Wegen meinen drei älteren Kindern möchte ich die Anfrage machen, ob sie nicht jetzt schon in Basel könnten aufgenommen werden; mein Bruder, der Arzt ist, fordert mich dringend auf, mir Ruhe zu schaffen, wenn ich nicht schwach u elend meine Reise antreten wolle, u das will u darf ich ja nicht; ich glaubte freilich, meine Kinder behalten zu können, bis ich gehe; aber meine in Aussicht stehende Abreise u das Weggeben der Kinder bringt mir so manche Sorge u Arbeit zu dem, was ich vorher hatte u mich vollauf in Anspruch nahm, daß ich jetzt einsehen muß, es geht nicht mehr so, ich bin sehr heruntergekommen an Kraft, u fühle mich im gegenwärtigen Augenblick außerstande, eine Reise, ihrem Gefolge von Seekrankheit wegen, zu machen. Ich dachte nun daran, auch die beiden Kleinen in ihre neue Heimat zu thun, u weil ich mit dem Kleinsten auch die Magd geben soll, auch die Haushaltung aufzugeben, um irgendwo an einem stillen Ort Ruhe u Erholung zu suchen. Ob diese freilich für mich zu finden ist neben dem Heimweh nach meinen Kindern, weiß ich freilich nicht. Aber meine Hoffnung steht auf dem Herrn, der durch alles hindurchzubringen weiß; wissen Sie, Herr Inspector, mir vielleicht eine passende Zufluchtsstätte? Ich brauche nur Ruhe, krank bin ich nicht.

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