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Johann Gottlieb Christaller an (wohl) Constantia Scholtz:

über die Lage von Emilie und ihrer Martha

(Aburi, 10. Juni 1863)

M1, 63 GC 12

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[...] Es wird Ihre Theilnahme ferner in Anspruch nehmen, wenn ich Ihnen mittheile, daß ich schon mit letzter Post die Bitte an die geehrte Committee gestellt habe, meine lb Frau, wenn u sobald es sein könne, herauszusenden, ich hatte mich nur wenige Tage vor Postabgang dazu entschlossen, nachdem ich bis dahin der Meinung gewesen war, es wäre besser, wenn ich dieses u das nächste Jahr noch alleine hier bliebe u gewisse Arbeiten so vorbereitete, daß ich sie in der Heimath erst völlig ausarbeiten u durch die Presse führen könnte. Aber die Brüder, die sich darüber äußerten, waren alle für mein Bleiben u meiner lb Frau Herauskommen, u besonders ein Brief des lb Bruders Schrenk vom 30. April hielt uns letzteres als den Weg des Glaubens u der Pflicht vor, u so konnte ich nicht mehr anders. Wir haben es ja auch in der schweren Zeit, die hinter uns liegt, erfahren: wie wunderbar der Herr ist, so treu u gnädig ist Er; und Er wird Seine Barmherzigkeit nicht von uns wenden.

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Meine lb Frau schrieb zwar am 18. März (in dem neuesten Brief, den ich habe): 'Wenn ich an die lb Martha denke (die meine Schwester am Tauftag des Kleinsten 27.1. mit nach Gmünd nahm) blutet mein Herz, solange Gottliebe sie gern behält, muß ich sie ihr lassen, es wäre mir zuviel aufgeladen, wenn ich sie auch noch hätte.' - Wie wird ihr Herz bluten, wenn sie eins nach dem anderen da und dort verlassen soll. Sie wird nicht wissen, welches ihr am wehesten thut. Verlangt es aber der Herr, so gibt Er auch Kraft. Meine Schwester behält Martha gewiß gerne u sorgt gut für sie, doch würden wir das Kind wohl am liebsten in Ihrer Pflege wissen. Es könnte denn ein Brüderchen ihre jetzige Stelle einnehmen. [...]

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