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Johann Gottlieb Christaller an Emilie:

Christaller bedauert Emilie, zitiert Gesangbuchworte, denkt immer wieder an die eigene Vergänglichkeit, fürchtet, seine Frau könne etwa schon gestorben sein

(Aburi, 4. Jan. 1863)

M1, 63 GC 2

<1>

Was sollte dann aus mir werden? (Dabei fühlt er sich schuldig an ihrem Leiden während der neuen Schwangerschaft. Und er trägt schwer an der ganzen Ungewißheit. Es sei ihm fast lieber, er verzichte darauf, Emilie in Afrika zu sehen; dabei beklagt er wie so oft seine vielfach auftretende eigene Verschlossenheit):

<2>

Br. Heck wußte nicht, was er von Dir (d.i. Emilie) denken solle, ob Du den Missionssinn eingebüßt habest oder warum es Dich nicht zu mir ziehe, außerdem that es mir auch wohl, wenigstens Einen menschlichen Vertrauten meines Kummers zu haben, u so theilte ich ihm vieles und endlich auch die Hauptsache aus Deinen Briefen mit; er meinte, Du hättest vor dem letzten Briefe Deinen Zustand vorher untersuchen lassen oder aber (wie ich der Meinung bin) schon früher schreiben sollen, u tröstete mich mit der in solchen Fällen so leicht möglichen Täuschung oder so gut er konnte.

<3>

Meine Führung will mir manchmal zu hart, meine jetzige Lage zu schwer erscheinen, ich muß lernen, wie Du, allein den gegenwärtigen Tag vor mich zu nehmen, für alles andere die Augen zuzudrücken u das ist bei mir etwas schwieriger, weil ich meine Arbeiten nach einem Plan verrechnen muß, der nothwendig weiter blicken muß als nur auf den gegenwärtigen Tag.

<4>

... Ich konnte auch dem Gedanken u Glauben Raum geben, wenn der Herr Dich wegnehmen sollte, so thue er es, um Dich vor Schwererem zu bewahren, u werde Dich ganz gewiß reichlich erquicken und schadlos halten, u mit mir möge er es eben auch machen, wie es ihm wohlgefällt und zu seiner Ehre u meiner Errettung und Seligkeit führt.

<5>

Ich glaube, ich soll jetzt aufhören, obwohl ich eben fast nicht von Dir loskommen kann. Wenns nicht mehr auf Erden sollte wahr werden können, so weiß ich doch gewiß, es wird im Himmel wahr werden, was ich Dir zurief, ehe ich Dich kannte. Komm, find Ersatz für die erlittenen Schmerzen an meinem Herzen. Mit mir an Jesu Herzen, will ich sagen; dahin warst Du gewohnt ja hinzutragen, was immer Du von Angst und Sorg empfunden, - hast gefunden. Glaub es nur, es wird alles erfüllt werden und nichts außen bleiben von allem, was uns der Herr verheißen und unserem sehnenden nach Glück u Seligkeit verlangenden Geiste von ferne gezeigt hat, wenn wir nur Christus gewinnen u in ihm erfunden werden, gewaschen von unseren Sünden u geläutert wie Gold durchs Feuer - endlich bricht der heiße Tigel - o was wirds dann sein!.

Jetzt hab ich noch zu bitten: Vergib mir auch Du, Theuerste, einzig Geliebte! Dort werde ich Dir recht danken. Dort wird man Freudengarben bringen, denn unsre Thränensaat ist aus. Dort wirst Du sehen: Wunderanfang - herrlichs Ende!

Dein ewig verbundener G.Chr.

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