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Johann Gottlieb Christaller an Emilie:

die sich stets wiederholenden Ãœberlegungen, in welcher Weise sein Afrika-Aufenthalt weiterhin sinnvoll sein werde

(Aburi, 10. Mai 1863)

Nbrg, 63 JG Chr 2, S. 11f.

<1>

[...] Als ich Vorstehendes gestern für die Comm. abschrieb, änderte ich noch Einzelnes, fügte ein u ließ aus; wenn Du etwas nicht billigst, ist vielleicht gerade das verbessert. Den Schluß mußte ich des Raumes wegen zusammendrängen. Mein Bericht gab 2 und die Beilage 1 Bogen; ein andermal werde ich kürzer sein.

<2>

Das Wort 'Meine Gedanken sind nicht seine Gedanken', kann nun allerdings auch in einem dritten Fall oder (besser stattdessen: in der) Gestaltung unserer Zukunft wahr werden, wir können ja nicht wissen, was der Herr in seiner unerforschlichen Weisheit beschlossen hat, aber handeln können wir nur nach den Weisungen und Fingerzeigen, die an uns ergehen und das glaube ich gethan zu haben, überlasse deßhalb das Weitere ruhig der Fügung u dem Wohlmachen Gottes.

<3>

Es ist mir nun bereits so, daß ich Dein Kommen wünsche, und das macht mich fast mißtrauisch gegen meine eigenen Gedanken; auf der andern Seite ist es jedoch natürlich und wenn Du kommen sollst und hast Dich nur erst mit dem Gedanken vertraut gemacht, so wird Dir das Verlangen, in Deine Heimat zu kommen (d. h. wohl zu ihm), auch die Trennung von den lb Kleinen, denen Du so viele Mühe doch mit Freude zuwendetest, erleichtern, wie es bei Frau Mohr der Fall war.

<4>

[...] Wer weiß, welchen Dingen Du durch Dein Herauskommenm entgehst.

<5>

Hier drohte uns der Asantekrieg: schon ein paarmal sind Botschafter bald von Akem u Akropong nach der Küste, bald von der Küste nach Akropong hier durch mit Schädel- und Unterkieferknochen von getödteten Asantern. Ein Asanter Heer, vielleicht 20.000 Mann, habe in Fante etwa 60 Dörfer verbrannt, leidet aber Noth an Lebensmitteln, der alte Agyemas, der ihnen sein neues Land als Wüste ließ, habe ihnen schon eine Schlappe beigebracht, der Gouverneur schiebt einen entscheidenden Angriff möglichst lange hinaus, bis er eine starke Macht beisammen hat. Ich glaube, wir werden verschont bleiben, u dafür können wir Gott nicht besser danken, als wenn wir uns mit neuer Willigkeit u Treue an sein Werk, die frohe Botschaft zu verkündigen, hingeben.

<6>

Ohne Dich bin ich, wie Schr(enk) sagt, 'kein freier Mann', kein ganzer Mann, so you are my better half. Es sollte wohl nicht so sein! aber Gott hat Dich mir einmal zur Gehülfin gegeben, was bisher nach unserem Sinn verkehrt gegangen, wird doch recht gewesen sein u wir wollen jetzt schon für alles danken, wir werden vom Wunderanfang bis zum herrlichen Ende immer nur Einzelwunder dereinst an den Fingern herzählen können.

<7>

Lehre nur auch die Kinder den großen Gott als ihren rechten, lieben Vater ansehen, der Alles wohl macht; wenn Gott sagen lasse, der kleine Gottreich Chr. soll jetzt mit Schwesterchen u Brüderchen eine Weile nach Basel kommen zu den vielen Knaben, die in Afrika u Asien geboren sind, bis Vater u Mutter aus Afrika kommen, soll er sich nur freuen, weil alles, was Gott haben will, besser ist als was wir meinen, es sei recht u gut. Der Herr möge mir auch Dein Auge heilen, laß es ausschneiden, wenns auch jetzt noch rathsam u der 'kürzestes Weg' wäre. Was sagte denn Julius dazu? -

<8>

Der lb Bertha kann ich dießmal wieder nicht schreiben, auch der lb Nane nicht, sie soll Dich besuchen u sich erzählen lassen. Br. Brutschin sagte, Br. Igel habe immer so lange Briefe geschrieben u dadurch nach jeder Post Fieber bekommen; Briefschreiben ist immer anstrengend, außer es geht an seine eigen better half, da macht man fort, so lang als möglich.

<9>

Wie Du es dießmal mit dem Lesenlassen halten willst, steht zu Dir. Die lb Eltern sind mir einen Brief schuldig; ich grüße sie u alle Verwandten u Freunde aufs beste.

Was Du mir einmal geschrieben hast, das laß mich nur jedesmal haben, u schreibe mir nur, was Dein Herz beschwert, ich danke meiner lb Schwester Hannele für ihr Wohlmeinen u meinem lb Schwager desgl. u für die Pathenschaft, wie auch den andern Pathen. Auch dem lb Scheffel werde ich meine herzlichen Glückwünsche zu seiner Verbindung, dießmal noch nicht schriftlich senden können.

In treuester Liebe Dein G. Christaller

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