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Johann Gottlieb Christallers Teinacher Urlaubs-Erlebnisse an Emilie

(Calw, 7. Aug. 1861)

M3,61 G C

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Meine lb Emilie! Am Mo kam ich um 6 3/4 nach Waiblingen [...] (und) sah bei dieser Gelegenheit die lb Mutter.

[...] In Calw besuchte ich Dr. Gundert, badete mit den Söhnen, fuhr abends mit jener Frau Schultheiß nach Teinach. Da fand ich gleich Wohnung in einem Privathaus bei Glaser Zerweck, suchte H Vikar Leutze auf, der mich den andern Morgen einleitete, trinke morgens Milch mit Weck (4 Kr), speise mittags an der Tafel im Hirsch, (3-4 Kr), abends Suppe (4 Kr). [...] Das Wetter war bis jezt schön, auch nach dem starken Gewitter u Regen lezte Nacht sind die Wege wieder gut zu gehen. Gestern Nachmittag gieng ich nach Breitenberg, 1 1/2 Stunden von Teinach zu H Pf Reitter, heute kam er mit seiner Braut Frl Luise Schuh, Tochter einer Pfarrerswitwe von Herrenberg nach Teinach u ich gieng mit ihnen über Zavelstein hieher (1 1/2 Stunden). Hier gieng ich zu Dr. Gundert, aß mit Dr. Barth zu Mittag, besuchte H Oberamtsarzt Dr. Müller, der mir Anweisungen für die Kur gab, heute abend will ich baden u nach Teinach zurück. H Pf Reitter begleitet seine Braut nach Herrenberg, kommt morgen zurück u wird Ende nächster Woche mit seiner Braut auch nach Winnenden kommen zu seinem Vater, H Schulmeister Reitter. Wenn Du lezteren siehst, grüße ihn von mir. Herr Dr. Barth erhielt einen Brief von H Insp. Josenhans, nach welchem dieser über Friedrichshafen nach Württ. u insbesondere Winnenden reisen wird u am nächsten Mittwoch (13.8.) beim Missionsfest in Mannheim sein wird. Bis Oktober wünsche er seinen Sohn wieder zu sich zu nehmen.

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Ich denke nun nicht, daß ich meine Teinacher Kur auch wieder unterbrechen soll. Meine Hieherreise kostete 15+12+14+43 zus 3 G 7 Kr. Bleibe eben meine drei Wochen etwa bis zum 24. August hier u verzichte darauf, H Insp. nächste Woche in Winnenden zu sprechen, außer ich würde durch H Ob. Med. Rat zurückberufen.

Wie gehts wohl Euch? Ich hätte Dich noch erinnern mögen, daß Du Dich recht der Gelassenheit und des Gleichmuths besonders auch den Kindern gegenüber befleißigen mögest. In Gelassenheit u Liebe setzt S. die christliche Vollkommenheit. Mit Sorgen u Heftigkeit machen wir ja doch nichts gut u bringen nichts zustande. Sei samt den lb Kindern mit all Deinen Anliegen und Wegen auf den Herrn geworfen u ihm anbefohlen. Bruder Hermann Gundert holt mich jezt zum Bade ab.

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