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Johann Gottlieb Christaller an Joseph Josenhans:

über Taufe des 4. Kindes und Aussichten für die Ehefrau, zu einem späteren Zeitpunkt wieder nach Afrika zu gehen

(Winnenden, 12. Dez. 1861)

BM: BV 357 I 27 als Konzept in M3,61 GC

<1>

Verehrter und geliebter Herr Inspector! Für Ihre beiden Briefe vom 21. Nov. u 6. Dec. sage ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank und mache zugleich die Mittheilung, daß unser jüngstgeborenes Kind in der am 8. d. Mts vollzogenen Hlg Taufe die Namen 'Ernst Gotthold' erhalten hat.

<2>

Daß meine Frau wenigstens noch ein Jahr zurückbleiben soll, während ich nach Afrika gehe, ist mir ganz recht, u ich bin viel ruhiger dabei als wenn dieser Punct nach unserem Vorschlag, wenn ich es so nennen kann, entschieden worden wäre. Übrigens habe ich einfach die Ansichten u Erklärungen meiner Frau, wie ich aufgefordert war, berichten wollen, u kann versichern, daß ich keinen eigenen Willen geltend machen wollte, ja keinen hatte.

<3>

Ich wußte nicht, ob das Zurückbleiben meiner Frau fest beschlossen oder nur als thunlich erfunden worden sei, nachdem wir u zuerst sie selbst, den Gedanken angeregt hatten. Eben um des letzteren Umstands willen, sowie wegen Ihrer Äußerung über die Ansicht der Committee von Trennung der Ehegatten, wegen Hrn v Zellers Äußerung über den Fall bei Frau Mohr u wegen Br. Maders Vorstellungen gegen mein Alleingehen hielt ich es für Pflicht, die Seite, nach welcher sich auf den Beschluß der Committee u meine Mittheilungen hin die Entschließung meiner Frau geneigt hatte, mit den dafür anzuführenden Gründen hervorzuheben. Dieser Pflicht habe ich in Aufrichtigkeit u ohne geheime Hintergedanken, wenn auch ungeschickt in Form u Ausdrücken, genügt, u bin deßwegen, wie gesagt, um so ruhiger über die nun klar erkannte Entscheidung der verehrten Committee. Ich nehme den mir vorgezeichneten Weg getrost als den besten hin u so auch den Bescheid, daß ich mich auf die Abreise mit Br.Mader im Juni gefaßt halten solle.

<4>

Daß mein Brief einen ungünstigen Eindruck auf die verehrte Committee gemacht hat, thut mir leid, u ich gestehe, daß uns Ihre Bemerkungen darüber einige Unruhe verursacht haben. Aber ich bin Ihnen für die Aufrichtigkeit, mit der Sie dies mir lieber jetzt sagten, dankbar, (u. sehe darin die Aufforderung, umso ernstlicher den Herrn zu bitten, daß er mich nicht zu Schanden werden lasse in meinem Hoffen auf Ihn.)

<5>

Die Nachricht von der Erkrankung u schnellen Heimsendung Wilhelm Pforikais (?) u der möglichen Mitsendung Davids hat mich überrascht; der Herr wolle sich beide zu Gnaden befohlen sein lassen u sie nach Seiner Weisheit zum Segen setzen für ihr Volk.

In aufrichtiger Hochachtung u Liebe sammt meiner Frau Sie herzlich grüßend Ihr ergebenster G. Christaller.

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