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Emilie an Johann Gottlieb Christaller

(Basel, 1. Aug. 1859)

M3,59 Em 6

Geliebter Gottlieb!

Eben, als ich aus der Kirche kam, erhielt ich Deinen Brief, und setze mich nun gleich hin zum Schreiben, daß dieses noch vor 3 Uhr auf die Post kommt. Mit den lb Kindern steht es ordentlich, das schwere Athmen hat sich verloren bei beiden durch ein vorübergehendes leichtes Leibweh, sie husten noch, doch, besonders Gottreich, so daß ich ihn gestern baden konnte, worauf wir eine ruhige Nacht bekamen; ich glaube, daß Ruhe u Regelmäßigkeit in der Pflege besser auf ihre Gesundheit wirkt, als wenn ich mit ihnen reisen würde, obwohl ich zu Letzterem Lust hätte, aber Du weißt ja, ich fürchte immer das Beschwerlichfallen, was bei 2 kleinen Kindern auch keine ungegründete Befürchtung ist. Deine beabsichtigte Reise ins Berner Oberland könntest Du wohl machen, dort solls schön sein, soviel ich von Scheffel vernahm; doch bitte ich Dich herzlich, laß es nur Erholung, ja nicht Anstrengung sein; und wenn Du dann noch eine Reise auf 8 Tage machst, ists ganz meinem Wunsch gemäß. Du hast dann vor Menschen alle Gerechtigkeit erfüllt. Herr Rathsherr Christs gingen vorgestern (So) durch unser Haus, das Missionshaus zu besehen. Er fragte auch nach Dir: 'wie gehts am Maa? (= dem Mann?), isch er nauma wohi ganga?' Als er hörte, Du seist auf Felsenegg, sagte er, das sei ein schöner guter Ort, er sei auch einmal dort gewesen.

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